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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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Maisfeld geht kein Jäger rein. Wenn Sie wirklich mal Sauenkontakt haben wollen, gehen Sie in ein Maisfeld«, sagt Derk Ehlert. Dass die »Vermaisung« der Landwirtschaft ein wichtiger Faktor sei, glaubt auch Elisabeth Emmert, doch reiche der Mais auf den Feldern als Futter für das ganze Jahr nicht aus. Weil aber rund ums Jahr mit Mais und Getreide gekirrt würde, habe das die Reproduktionsraten der Wildschweine stark erhöht. Und dass die Jäger die Schweine zu wenig bejagten, beklagt Elisabeth Emmert ebenfalls. »Zum Teil schaffen sie es nicht, zum Teil wollen sie das auch nicht, weil sie selbst bei Wildschweinen an hohen Wilddichten interessiert sind.« Das Problem der hohen Bestände ist hier offenbar ebenfalls hausgemacht. Und weil die Schweine Schäden in der Landwirtschaft verursachen, indem sie zu viel Mais fressen oder Wiesen aufwühlen, sodass diese dann schlechter zu bewirtschaften sind, »müssen« sie geschossen werden. Auch die Botaniker fordern laut Derk Ehlert manchmal: »Haut uns den Bestand klein! Wir haben keine Orchideen mehr.«
    Obwohl so viele Wildschweine geschossen werden, nimmt ihr Bestand weiter zu. Derk Ehlert glaubt nicht mehr, dass die Jagd eine Möglichkeit ist, den Bestand an Sauen nachhaltig zu reduzieren. »Wird der Mais geerntet, stehen zwar ringsumher die Jäger und versuchen, die Sauen rauszuschießen. Das bringt aber meist wenig, weil sie bis zum Schluss drinbleiben und dann alle auf einmal rausrennen. Und wenn von 20 Sauen 10 zur Strecke gebracht werden, ist das nicht erfolgreich. Erstens sind die anderen danach ›jagderfahren‹, und zweitens können sie sich entsprechend stark reproduzieren.«
    Um die Reproduktionsraten wirkungsvoll zu verringern, müsse man mehr Frischlinge schießen, also Tiere unter einem Jahr, sagt Derk Ehlert, denn Wildschweine könnten schon mit neun Monaten trächtig werden und mit einem Jahr Junge haben. Er fordert, schon Tiere unter 15 Kilo »rauszuholen«. »Je eher, desto besser. Wir meinen mit Frischlingsbejagung sogar Kesselschüsse, also Schüsse ins Nest. Aber wer schießt gerne Kinder? Die meisten Jäger sagen, sie gehen an so kleine Frischlinge nicht ran. Denen kann man unterstellen – zu Recht oder zu Unrecht –, dass sie ja nur nicht das schießen wollen, was sie morgen ernten können. Selbst wenn es Prämien gibt auf Frischlinge unter 15 Kilo, dann bringt das kaum etwas. Aber um den Bestand zu verringern, wäre es sehr dienlich. Es ist heute das Ziel, der Bache einen Frischling zu lassen und alles andere rauszu schießen, bevor der Herbst kommt. Da heißt es: ›Schießt, was das Zeug hält!‹«
    Auch bei der Verbreitung der Schweinepest spielen die ganz jungen Frischlinge eine entscheidende Rolle. Die Viruserkrankung überträgt sich leicht auf Hausschweine, etwa über Dreck an den Stiefeln, und ist daher sehr gefürchtet. Hausschweine dürfen aufgrund von Handelsabkommen nicht geimpft werden. Daher impft man bei Ausbrüchen der Schweinepest die Wildschweine, wodurch wiederum ihr Bestand anwachsen kann.
    Der Fuchs geht um
    Früher war es die Tollwut, jetzt ist es der Fuchsbandwurm, der als Rechtfertigung der Jägerschaft für die Jagd auf Füchse herhalten muss (offiziell zur Strecke gebracht laut DJV-Jagdstatistik des Jahres 2010/2011: 519368). Doch das Infektionsrisiko mit dem Fuchsbandwurm ist insbesondere für normale Waldbesucher minimal. Eher infizieren sich Jäger beim unvorsichtigen Umgang mit erlegten Füchsen. Bei der Bekämpfung der Fuchstollwut hatte die Bejagung keinen Erfolg, in Deutschland wurde sie erst durch Impfköder ausgerottet. Die Zahl der Füchse hat sich seither allerdings rapide erhöht. Aber auch das sei ökologisch gesehen überhaupt kein Problem, sagt Elisabeth Emmert, auch wenn herkömmliche Jäger behaupteten, dass hierdurch Hasen oder bodenbrütende Vögel schwer leiden würden. Denn ob es von diesen Tieren hohe Bestände gebe, hänge vom Lebensraum ab, von der Zahl der Hecken oder Wildkräuter und davon, wie viel Fläche intensiv landwirtschaftlich genutzt werde, nicht von der Zahl der Füchse. »Für uns ist die so begründete Jagd auf Füchse Kurzschlussökologie«, sagt Elisabeth Emmert. »Beutegreifer wie der Fuchs sind ein natürlicher Faktor. Es gibt Mechanismen, die verhindern, dass die sich uferlos ausbreiten.« Durch die Jagd wird die Zahl der Füchse jedenfalls nicht längerfristig reduziert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass selbst bei einem Abschuss von drei Vierteln eines

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