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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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speziell zum Eierlegen gezüchtet und würden daher nur spärlich Fleisch ansetzen. Um die Lege- bzw. Fleischleistung der Hühner zu steigern, sind die Hühner Hybride, also Kreuzungen aus Elterntieren mit unterschiedlichen Eigenschaften. Und weil Hybride ihre Turboleistung nur sehr begrenzt weitervererben, stammt jede neue Kükengeneration aus wenigen internationalen Zuchtbetrieben, die aus den Erbanlagen speziell »ausgetüftelter« Zuchttiere Küken erzeugen. Zwei Konzerne teilen sich 90 Prozent des Weltmarktes.
    Ausweg Ökoei?
    Sieht die Situation in der ökologischen Tierhaltung nicht besser aus?, frage ich mich als großer Fan von Eiern. An Ostern darf es bei mir auch gerne mal ein halbes Dutzend sein. Mein Fachmann für Ökolandwirtschaft, Professor Bernhard Hörning von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, befasst sich speziell mit der ökologischen Tierhaltung. Leider hat er da keine guten Nachrichten für mich: »In der ökologischen Geflügelhaltung sind die Tiere die gleichen wie in der konventionellen Landwirtschaft.« Sie stammen aus den wenigen riesigen Zuchtkonzernen, die auch die konventionellen Betriebe beliefern und für Puten, Lege- und Masthühner ausschließlich Hybridtiere anbieten. In der Biolandwirtschaft sind die Zuchtalternativen bislang sehr beschränkt. Das Problem mit den männlichen »Eintagsküken« kennt man dort genauso. »Auch wenn die männlichen Küken der Legehennen nicht in den Biobetrieben selbst getötet werden, sondern schon vorher in den Brütereien, bleibt da eine gewisse Betroffenheit zurück«, sagt Hörning. »Man ist sich in den Biobetrieben dieser Sache bewusst, und es gibt verschiedene Bestrebungen, dort eine eigene Züchtung aufzubauen. Aber anders als bei der Haltung ist das etwas, das mehrere Jahre dauert, denn man kann nicht von heute auf morgen eine neue Rasse züchten.« Man forscht am sogenannten Zweinutzungshuhn – die Weibchen legen Eier, und die Männchen setzen dennoch ausreichend Fleisch an. Früher war die Doppelnutzung ganz normal, allerdings mit deutlich geringerer »Leistung«. Heutzutage wird versucht, durch viel Geld und intensive Forschung ein Zweinutzungshuhn zu schaffen, das die heutigen Leistungsanforderungen erfüllt. Das Problem beim Zweinutzungshuhn: deutlich weniger Eier und Fleisch. »Dies müsste der Verbraucher entsprechend honorieren«, sagt Hörning, »und das ist ein Hauptproblem in der ganzen Geflügelbranche: Durch die extreme Intensivierung sind die Produkte dermaßen billig, dass alle Alternativen deutlich teurer werden. Das Hähnchen würde viermal so viel kosten. Das geht dann nur in Richtung Premiumprodukt für Wenige.« Durch die Billigstpreise für Fleischwaren, mit denen der Handel auf den sogenannten »Schweinebauchseiten« seiner Reklamezeitungen die Kundschaft in die Geschäfte lockt, ist den Menschen das Gefühl dafür, was Fleisch eigentlich kostet, komplett abhandengekommen.
    Im eigentlich noch jungen Alter von anderthalb Jahren sind die meisten Hennen »fertig« oder nicht mehr wirtschaftlich, denn Körper und Knochen machen die hohe Eiproduktion nicht lange mit. Das Fleisch der Legehennen wandert in die Suppe, sozusagen wie früher. Nach Angaben des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft gibt es selbst in Biobetrieben nur selten ein zweites Legejahr für die Tiere. Zuchtversuche auf eine längere Nutzungsdauer sind schwierig und teuer, auch diese Eier würden dann deutlich mehr kosten.
    Ich wollt’, ich wär kein Huhn …
    Wie erging es den 35 Millionen deutschen Legehennen in Betrieben mit mindestens 3000 Haltungsplätzen, die 2010 mit einer durchschnittlichen Legeleistung von 0,8 Eiern am Tag zusammen knapp 10 Milliarden Eier legten? 93 Prozent lebten in Betrieben mit 10000 und mehr Haltungsplätzen. Bei Biolegehennen dürfen es zumindest pro Stalleinheit nicht mehr als 3000 sein. Selbst wenn Hühner einige Dutzend Artgenossen individuell erkennen können, ist in dieser Größenordnung eine stabile Rangordnung unmöglich. Das führt zu dauerhaftem Stress. Bietet der in der Biohaltung vorhandene Auslauf den Hühnern als ehemaligen Waldbewohnern nicht genügend Deckung vor tierischen Fressfeinden, erhöht das ebenfalls den Stresspegel – falls sie sich überhaupt nach draußen trauen. Ein weiterer Stressfaktor kommt durch die ökologische Fütterung hinzu: Das Biofutter eignet sich für die Hochleistungszuchten nicht optimal und führt bisweilen zu einer Proteinunterversorgung. Die

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