Kein Fleisch macht gluecklich
auch die Augenblicke, wo er vom Mond oder der untergehenden Sonne und der wunderschönen Natur so fasziniert ist, dass sich in ihm etwas dagegen sträubt zu töten. »Dann lässt man den Finger krumm und genießt das auch.«
Ein Stück weit kann ich die Gedanken und Gefühle des Jägers nachempfinden. Dennoch bin ich ganz froh, dass wir ohne Beute den Rückweg antreten.
Vegetarier sind Mörder!?
Über Hähnchen, Hennen, Tierbefreier und ein Kuh- Altersheim
Ich bin ein Veganer – Stufe 5!
Ich esse nichts, was einen Schatten wirft.
Jesse Grass aus Die Simpsons
»Iss doch mal wieder eine Bratwurst«, rät mir Steffi beim Mittagstisch im Kreise unserer Kollegen. Sie will nicht glauben, dass ich jetzt endgültig auf Fleisch verzichten will. Schon steigt der nächste Kollege mit ein: »Dann darfst du aber auch keine Gummibärchen oder Schokolade essen, weil da auch Sachen von geschlachteten Tieren drin sind.« Jaja, dem Vegetarier schlägt bisweilen die Häme der Fleischesser entgegen. In der Tat steckt in Gummibärchen meistens Gelatine aus Schweinehaut. Und Schokolade wie auch Käse enthalten oft Süßmolke, die mithilfe von Lab gewonnen wird, das aus den Mägen geschlachteter Kälber stammen kann. So penibel muss der Vegetarismus-Kritiker jedoch gar nicht argumentieren, denn auch für Milch und Eier werden jedes Jahr zig Millionen Tiere gequält und getötet. Darüber klärt etwa die Website eines radikalen Veganers, vegetarier-sind-moerder.de , auf. Der Vegetarier macht es anscheinend keinem recht. Dennoch, warum sollte ich als Vegetarier auf Gummibärchen und Schokolade verzichten oder überhaupt irgendetwas nicht dürfen? Verliere ich dann Karmapunkte? Wer ist schon konsequent konsequent? Viele Bekannte von mir, die sich selbst als Vegetarier bezeichnen, essen Fisch. Ich selbst habe das ja auch 13 Jahre so gehandhabt. Niemand hat mir nahegelegt, entweder keinen Fisch mehr zu essen oder mich nicht mehr als Vegetarier zu bezeichnen. Insgeheim dürften sich ja viele über solche Inkonsequenzen freuen. Und wer Spaß an Gesinnungsolympiaden hat, darf anderen dafür Punktabzug erteilen. Ein fleischessender Freund hatte mir einst bei einer Paddeltour vorgehalten, dass ich auf die Salami zurückgriff, nachdem wir alle Käsevorräte verspeist hatten. In seinem Wertesystem war ein inkonsequenter Vegetarier schlimmer als jemand, der ohnehin immer Fleisch isst. Vielleicht wollte er die Salami auch bloß für sich alleine haben.
Der Hahn ist tot!
Die Viehzählung des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2009 hat mich geschockt: Gut 100 Millionen Hühnereier waren allein für die Legehennenproduktion in Deutschland bebrütet worden (2010: rund 113 Millionen). Die Tiere aus Betrieben mit weniger als 200 Vögeln und solchen für Zucht und Vermehrung waren dabei nicht mit eingerechnet. Aus den Eiern waren rund 40 Millionen »Gebrauchslegeküken« geschlüpft (2010: etwa 44 Millionen). Diese waren logischerweise weiblich, denn Legeküken wachsen zu Eier legenden Legehennen heran. Doch was wurde aus den anderen 60 Millionen Eiern?
Natürlich schlüpft nicht aus jedem Ei ein Küken. Es ist aber anzunehmen, dass das Geschlechterverhältnis in etwa ausgewogen ist. Für die vermutlich in gleicher Anzahl geschlüpften Hahnenküken macht die Statistik keine Zahlenangaben. Die männlichen »Legehennen« werden nach dem Schlüpfen von Mitarbeitern der Brütereien aussortiert. Früher konnten nur gut ausgebildete » Kükensexer« das Geschlecht anhand der winzigen Geschlechtsorgane erkennen. Dank geschickter Zucht lässt sich dies inzwischen einfach anhand der Gefiederfarbe ausmachen. Die ungewollten Hahnenküken werden dann mit CO 2 vergast (ein qualvoller Erstickungstod) oder landen direkt im »Muser« oder Homogenisator, einem sehr schnell rotierenden Häcksler. Schließlich werden sie verbrannt oder zu Tierfutter für Pelztierfarmen, Zoos oder Hunde und Katzen weiterverarbeitet. Im Muser landen auch alle übrigen Eier, aus denen keine Küken geschlüpft sind, sowie die zu spät geschlüpften Küken, egal ob männlich oder weiblich. Das Aussortieren dieses sogenannten »Nachschlupfs« lohnt sich nicht. Anschaulich dokumentiert wird das »Kükensexen« in einem zweiminütigen Filmausschnitt, der 2006 im ZDFdokukanal ausgestrahlt wurde und den man sich mittlerweile im Internet auf mehreren Videoplattformen ansehen kann.
Den Hahnenküken der Legehennen-Rassen bleibt das Heranreifen zum Masthähnchen erspart. Diese Rassen wurden
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