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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ungemütlich.«
    »Freibier?« sagte Matzbach.
    »Da steht was von keine Polizei.«
    »Meinst du, es könnte noch wesentlich ungemütlicher werden, wenn wir die Anweisung ignorieren?«
    Yü bleckte die Zähne. »Ich kann mir einige extrem ungemütliche Verschärfungen ausdenken, ja. Trotzdem ...«
    Matzbach überlegte einen Moment; dann grinste er. »Wir brauchen einen unauffälligen Kurier – falls wir beobachtet werden. Dany?«
    Yü seufzte. »Und schon ist sie mittendrin. Von mir aus; wenn sie will.«
    Baltasar nahm Daniela mit ins hermetische Büro, zeigte ihr die Kurierpost und gab ihr den Zettel. Sie stimmte sofort zu, unverkennbar mit Eifer.
    Hauptkommissar Freiberg machte wie üblich Überstunden. Er hörte sich an, was Matzbach in gepflegten Formulierungen dem Telefon anvertraute, knurrte leise und sagte am Ende:
    »Frau wie bitte? Dingeldein? Ihr mit euren unmöglichen Bekannten. Ja, soll kommen; ich kümmere mich darum.«
    Matzbach legte auf, zog eine Jutetasche mit dem Aufdruck BUCH MACHT KLUCH (Werbung einer Stadtbibliothek) aus der Schublade des Schreibtischs, stopfte alles hinein und sah zu, wie Daniela sich das Ding lässig über die rechte Schulter streifte.
    »Gut so. Unser Leben hängt an deinem Gelenk. Fahr dahin.«
    Gegen acht war die
Spelunke
gut besetzt; Red Horse, Lucy und Yü rotierten, hatten aber alles unter Kontrolle. Matzbach zählte die Köpfe der Speisenden – neunundzwanzig im Schankraum, zwölf im VIP-Teil, keiner auf dem offenen Vorderdeck. Dort ging zwar inzwischen ein leichter Flußwind, es war aber trotzdem noch immer heiß und stickig; im klimatisierten Innenraum ließ es sich besser essen und trinken.
    Matzbach hatte eben die Bestellungen der letzten drei Neuzugänge entgegengenommen und war mit dem Getränketablett unterwegs, als ein weiterer Gast eintraf.
    »O welche Entzückung – Sekunde bitte!«
    Er servierte die Getränke, klemmte das leere Tablett unter den Arm und ergriff mit der Rechten die Hand von Hermine Päffgen, beugte sich darüber und hauchte aus der vorschriftsmäßigen Distanz von eineinhalb Millimetern einen Kuß.
    Die Schnitzerin trug weiße Bermudas, eine ärmellose weiße Bluse und Sandalen. Sie gluckste leise bei der förmlichen Operation; als Matzbach sich wieder aufrichtete, berührte sie seine linke Wange flüchtig mit den Lippen.
    »Kommen Sie mit zum Tresen? Ich muß noch ein bißchen läßlich arbeiten. Nichts Ernstes, hört auch bald auf.«
    Sie folgte ihm, glitt elegant auf den Barhocker, den er ihr zurechtrückte, und schüttelte die aschblonde Mähne.
    »Puh«, sagte sie. »Typisch Bonner Sommer draußen, aber hier kann man’s glatt aushalten. Ich nehme an, das ist für Sie. Hing draußen am Treppengeländer.« Sie reichte ihm ein Blatt, Format DIN A3, beklebt mit Buchstaben, die jemand aus diversen Zeitungen geschnitten hatte.
    HÖRT AUF DAMIT GEMEUCHELTE ARTGENOSSEN ZU VERZEHREN MACHT SCHLUSS MIT DER VERGIFTUNG DER MENSCHEN DURCH TIERFLEISCH DIE WEGA WÄCHTER WERDEN EUER SCHIFFCHEN VERSENKEN STOP STOP STOP
    Breite braune Tesastreifen, mit denen die Postille offenbar ans Geländer geklebt worden war, zierten den Rand.
    Matzbach seufzte und winkte Yü herbei. »Irgendwie häuft es sich, und allmählich wird’s lästig«, sagte er. »Darf ich vorstellen? Felix Yü – Hermeline Päffgen. Pardon, Hermione alias Heroine beziehungsweise Hermine.«
    Yü grinste und verneigte sich. »Das klingt, als ob Sie von ihm noch einiges an Anreden zu befürchten hätten. Willkommen an Bord. Wo ist das Ding her?«
    »Hing am Treppengeländer«, sagte Päffgen. »Ich dachte, es wäre wohl hier drin besser aufgehoben.«
    »Wega-Wächter? Ist das eine neue terroristische Vereinigung?« sagte Yü.
    »Vermutlich eine Abspaltung der Weganer.« Matzbach hob die Schultern. »Die haben irgendwie eine Offenbarung erlitten, glaub ich, astrale Botschaften oder so, angeblich aus dem System der Sonne Wega, und seit dieser Offenbarung wissen sie, daß man bestimmte Dinge nicht essen darf. Aber von den Wächtern weiß ich nichts. Konspirative Körnerfresser, schätzungsweise.«
    »Konspirative Körnerfresser?« Päffgen lächelte. »Also, das ist aber politisch gar nicht korrekt.«
    »Wenn’s politisch nicht korrekt ist, ist es wahrscheinlich gut. Ignorieren wir das?«
    »Laß es uns vorläufig ignorieren.« Yü wies mit dem Kinn in den Schankraum. »Wir haben im Moment ernsthafte Arbeit. Wollt ihr euch zurückziehen? Wir kommen schon klar.«
    »Wollen wir uns

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