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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ab. Don, der auf Erlers Tip hin den Knaben aus dem Steuerbüro beseitigt und aus riskanter Kameradschaft Tshato nicht enthauptet, sondern nur betäubt hat, hätte es bezeugt. Schicke Variante übrigens, die Waffe loszuwerden – steckenlassen.«
    »Na ja, schick ...« Hermine verzog den Mund. »Da gehen unsere Vorstellungen auseinander.«
    »Bei der befriedigenden Übereinstimmung auf anderen Gebieten, Liebste, was das Steckenlassen von Waffen angeht, kann ich diese mindere Abweichung ertragen. Wie Meng-tse sagt – pardon, Yü –, bedarf die Harmonie der vier Weltgegenden hin und wieder einer kleinen Beeinträchtigung, da ansonsten der Drache hochmütig würde und zu bereuen hätte, und da man das Licht nur sieht, wenn ein wenig Dunkel herrschet.«
    »Ah bah.« Yü verzog das Gesicht. »Du wolltest noch was zu Don sagen.«
    »Wollte ich das? Ich wollte, tatsächlich. Don ist der einzige außer den Leuten von Erler, der was weiß. Und Don hätte das nicht lange überlebt. Übrigens bin ich mißmutig.«
    »Du verblüffst uns.« Yü strahlte. »Mißmutig, das gönn ich dir. Wieso?«
    »Mein guter alter Pelikan ist in der
Spelunke
geblieben.«
    »Mit dem, was du in Sachen Neumann und Auerberg an Land gezogen hast, wirst du dir wohl einen neuen Füller leisten können«, sagte Hermine.
    »Hmf. Ein neuer ist aber nicht der alte.«
    Sie lachte und legte eine Hand auf sein Knie. »Der alte ist auch nicht mehr neu.«
    »Wie wahr, o wie gräßlich wahr.« Matzbach nickte nachdrücklich und blickte Yü an. »Glückbehafteter Yü, es ist mir allezeit ein Vergnügen, mit dir ...«
    Yü hob die Hände. »Hör auf. In all den Monden unserer Bekanntschaft haben wir keine sentimentalen Intimitäten ausgetauscht; fang jetzt nicht damit an, bitte. Dein Gemüt ... behalt es für dich.«
    Matzbach lächelte. »So spricht ein wahrer Freund. Jedenfalls, und ich werde es noch mehrfach sagen, danke ich euch allen für Hilfe beim Leben und Überleben.«
    »Macht nix, Boß«, sagte Zaches. »Wir können ja noch mal über den Bonus reden.«
    Sie lachten; bis auf Baltasar, der vergrämt dreinblickte.
    »Gleich werden meine Zähren fleußen«, sagte er hohl. »Mir fällt gerade eben ein, wie tief betroffen die Versicherung sein wird, wenn sie vom Untergang der seetüchtigen
Spelunke
erfährt.«
    »Dann kauf dir drei neue Füller«, sagte Hermine. »Was ist eigentlich in dem Koffer, den Yü mir da am Rheinufer in den Bus geschoben hat?«
    »Ah!« sagte Dany. Zaches keckerte.
    »Was für ein Koffer?« sagte Matzbach.
    »Mein einziges Begehr ist Schlaf, Holde; an deiner Seite, aber schierer, purer Schlaf.«
    Hermine stützte sich auf die Ellenbogen und schaute auf Matzbach hinunter, der ins Bett gekrochen war und sich knurrend ins Kopfkissen wühlte.
    »Gewährt. Alte Männer soll man nicht strapazieren.«
    »Der Greis dankt.«
    Sie betrachtete sein müdes Gesicht. »Vorhin«, sagte sie leise, »als wir von den Päckchen geredet haben ...«
    »Willst du bis morgen warten, oder willst du es jetzt wissen?«
    »Jetzt.«
    »Albo hat, wie du weißt, Knete in Luxemburg versteckt.«
    »Weiß ich. Alles für Rapunzel. Wieviel genau?«
    »Etwas über zwei Komma sieben. Mio, nicht Kilo.«
    Hermine schwieg, stieß nur angehaltene Luft aus.
    »Sie hat’s umgeschichtet; ich darf jetzt dafür sorgen, daß ihre Kinder es kriegen. Aber sie hat hundertzwanzig abgehoben.«
    »Und du meinst ...?«
    Er blickte zu ihr auf, ohne sichtbare Regung. »Sechzig für dich, schätze ich; wahrscheinlich liegt ein Zettel dabei – irgendwas wie ›Danke für Asyl, und jetzt laß dich endlich scheiden‹.«
    Hermine wandte den Kopf ab und wischte mit den Händen über Augen und Wangen.
    Matzbach streckte einen Arm aus und nahm ihre linke Hand. »Und sechzig«, sagte er, »für Zaches, der ihr die letzten Tage hat überstehen helfen und nach Australien will. Die sechzig für dich mißfallen mir.« Er küßte ihre Fingerspitzen.
    »Wieso?« Sie betrachtete ihn verblüfft.
    »Hin und wieder muß man Risiken eingehen. Das kleinere Risiko war die Sache mit der
Spelunke
, das größere ... Wie Meister Kung sagt, sollten alternde Männer die Höhle der kaum bekannten Löwin nicht scheuen, bei der es nicht kälter sein kann als nachts draußen. Um dir die Scheidung von deinem Exjuristen zu erleichtern, wollte ich mich da eigentlich einkaufen, in den renovierten Flügel. Wenn du einverstanden wärst.«
    Sie schüttelte den Kopf, schaute weg, gluckste, schaute ihn wieder an. »Ich heul

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