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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sei es von mir, aber weißt du denn, Dany, worauf du dich hier geschäftlich einlassen würdest? Nicht zu reden von den Gefährdungen, die unser dräuen?«
    »Jesses«, sagte Daniela. »Könnt ihr mal drei Takte gradeaus reden?«
    »Das geht nur, wenn es unwichtig ist«, sagte Tshato. Er zwinkerte ihr zu. »Soviel hab ich in den paar Monaten mit den Jungs auch schon kapiert. Sobald wer oder was in die Nähe ihrer Seele kommt, lassen die eine Wörterjalousie runter.«
    »Aschanti, nimm die Finger aus meinem Gemüt.« Yü verschränkte die Arme vor der Brust; sie bildeten eine Art Verhau. Er sah Daniela nicht an, als er weitersprach. »Wenn dir das da unter Deck nicht zu eng ist, bist du mir natürlich willkommen.«
    »Hört, hört«, sagte Matzbach.
    »Schnauze, Mann. Was die
Spelunke
angeht und einen Job – jein. Ja, grundsätzlich gern; eine, die anpacken kann, jederzeit mit Handkuß; und Beteiligung, darüber müßten wir nach längerem Rechnen noch mal reden. Nein, weil ich fürchte, Matzbach hat recht – irgendwas braut sich da zusammen, und wenn der Blitz einschlägt, möchte ich dich lieber in Sicherheit wissen.«
    »Quatsch«, sagte Daniela.
    »Just.« Matzbach deutete mit einer umwickelten Zigarre auf Yü. »Wenn der Blitz einschlägt, und Dany liegt gerade in deiner Koje, kriegt sie’s auch ab, egal, ob sie hier jobbt oder nicht.«
    Tshato stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte die Handflächen an die Wangen, als müsse er sein Gesicht festhalten, bevor ihm endgültig die Miene entgleiste. »Die Jägerin ist nicht zahnlos«, sagte er. »Gebt ihr einen Speer und laßt sie selbst entscheiden, wie nahe sie an den Löwen herangeht. Schon mal was von Emanzipation gehört, ihr Chauvis?«
    »Man muß ja nicht gleich alles glauben, was man so hört«, sagte Daniela. »Also?«
    Yü hob die Brauen und sah Matzbach an.
    Baltasar hob die Brauen und sah Daniela an. »Im Prinzip dafür«, sagte er. »Mit einem Vorbehalt. Ich bin nicht sicher, ob wir das Bötchen in zwei, drei Wochen noch haben, oder ob es dann noch heil ist. Halt dein Geld bis dahin zusammen, Dany; wenn das ganze Durcheinander vorbei ist, reden wir weiter.« Er blinzelte und schob ihr mit dem bloßen Fuß die Speisekarte hin. »Sieh dir die Preise an, wenn du unbedingt arbeiten willst.«
    »Wer sagt was von sofort? Ich hab erst mal Urlaub.«
    Kurz vor halb sieben, als die ersten Gäste über ihren Bestellungen brüteten, klingelte am Ufer ein Radfahrer mehrmals laut und hektisch, ehe er abstieg und mit einem braunen Umschlag in der Hand an Bord kam.
    »CityKurierService«, sagte er. »Für« – er blickte auf den Umschlag – »Matzbach und Yü?«
    »Beide anwesend.« Matzbach betrachtete den Umschlag mißtrauisch. »Woher kommt das?«
    Der junge Kurier hob die Schultern. »Keine Ahnung. Lag heut früh in nem anderen dicken Umschlag bei uns im Kasten, mit nem Fünfziger und nem getippten Zettel
Punkt achtzehn dreißig zustellen

    Matzbach blickte auf die Uhr. »Sie sind unpünktlich, junger Mann. Es ist zwei
vor
halb.«
    »Krieg ich jetzt ne Unterschrift?«
    Matzbach unterschrieb; als der Kurier gegangen war, nahm Matzbach den Umschlag mit in den Kombüsendurchgang. Yü betastete das Kuvert, hielt es hoch, schüttelte es vorsichtig. Es war wattiert und schien einen länglichen, runden Gegenstand zu enthalten. Schließlich zuckte der Chinese mit den Schultern.
    »Ich würde mal sagen, keine Plastikbombe.«
    Red Horse, der hinterm Tresen Kaffee braute, blickte auf, als er das Wort hörte. »Laß mal sehen, Chief.« Er kam zu ihnen, nahm den Umschlag, prüfte ihn, schüttelte dann den Kopf. »Ich bin ja länger weg aus der Army, aber das ist, glaub ich, bloß ein Umschlag. Soll ich?« Er griff zu einem herumliegenden Messer.
    »Man soll den Domestiken nichts zumuten, was man nicht auch selbst tun würde«, knurrte Matzbach. Mit dem Messer öffnete er den Umschlag an der unteren, unverklebten Seite. Dann sagte er: »Scheiße.«
    Der Umschlag enthielt ein mit Maschine beschriebenes Blatt und ein verstöpseltes Plastikröhrchen mit schwärzlich koagulierter Flüssigkeit. Auf dem Blatt stand:
    Morgen um 18.30 Uhr wird jemand eine auffällige Summe Schutzgeld verlangen. Bargeld bereithalten unter 30000,-DM – und auf keinen Fall Polizei! Der Inhalt des Röhrchens ist HIV-infiziertes Blut, demnächst in Ihrer Küche. Oder auf Pfeilspitzen.
    »Nun wird es ungemütlich«, sagte Yü. »Kulinarisch, erotisch, existentiell – egal, einfach

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