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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mit einer Beretta in Schach, ein zweiter klebte ihnen dicke Streifen über den Mund und fesselte sie gründlich, kunstvoll und beinahe sanft. Der Maskierte mit Beretta blieb bei ihnen, der Fesselungsartist ging. Nach etwa einer halben Stunde pfiff jemand; der Bewaffnete stand auf und zog die Tür hinter sich zu, so gut das mit dem gesprengten Schloß ging.
    »Und wir liegen hier nackt, gefesselt, mit verklebtem Maul«, sagte Yü. »Beschissene drei Stunden. Die Kleber haben wir schnell abgekriegt, Fingerspitzengefühl, aber dann hat’s gedauert.«
    »Habt ihr schon die grünen Jungs angerufen?«
    »Nein. Erst beraten.«
    Matzbach nickte. »Was fehlt?«
    »Die Kasse von gestern«, knurrte Yü. »Fast dreieinhalbtausend. War ein guter Abend. Und im Office ist der Safe leer.«
    »Ei bah.«
    »Ist das alles, was du sagen kannst – ei bah?«
    »Was soll ich sonst sagen? O ihr olympischen Götter, wieso straft ihr uns derartig, oder was?«
    »Was war denn im Safe?« sagte Hermine. Sie gähnte. »Gibt’s Kaffee, oder haben die alle Vorräte geplündert?«
    Yü hob die Augen von der lädierten Haut an seinem rechten Handgelenk. »Kaffee? Sehr wohl, Madame.«
    »Im Safe war ein Aktenkoffer, den vor ein paar Tagen jemand dort deponieren wollte.« Matzbach rekelte sich, stöhnte, ließ den Barhocker einmal kreisen und zündete eine Panetela an.
    »Was war in dem Aktenkoffer?«
    »Knete«, sagte Yü hinterm Tresen. »Und zwar reichlich.«
    »Und weil diese Knete in Zusammenhang mit gewissen illegalen Vorgängen steht, kann man unseren grünen Freunden sehr schlecht davon berichten.« Matzbach hob die Schultern. »Ein klassischer Fall von
c’est la vie
. Und du hast von keinem der Finsterlinge was gesehen, weißt auch nicht, wie viele es waren?«
    »Mindestens zwei.« Yü rümpfte die Nase und goß kochendes Wasser in die Glaskanne. Er setzte das Drücksieb auf und machte mit der linken Hand eine umfassende Bewegung. »Zwei bei uns in der Kabine, und vielleicht ein Dutzend im Schiff. Vielleicht aber auch nur die zwei, und der Fesseler hat dann solo das Boot untersucht. Und zum Erkennen war es zu dunkel. Die waren beide sehr groß und hatten Strumpfmasken. Punkt.«
    Daniela Dingeldein nickte. »Mehr hab ich auch nicht gesehen. Der, der uns gefesselt hat, hat auch nicht besonders auffällig gerochen – irgendein erkennbares Aftershave oder so. Rein null.«
    »Tja.« Matzbach starrte an die Decke des Schankraums. »Was jetzt? Beschädigte Türen. Tageskasse. Safe. Fehlt sonst was? Habt ihr bei Zaches nachgesehen?«
    Yü nahm das Drücksieb von der Kanne, rührte mit einem kleinen Löffel im oben treibenden Kaffee, setzte das Sieb wieder auf, wartete noch einen Moment und drückte es dann bis zum Kannenboden. Der Inhalt reichte gerade für vier Becher. »Chaos«, sagte er, während er eingoß. »Der Zwerg könnte mal wieder aufräumen. Sieht aber nicht wie Chaos nach wüster Durchsuchung aus.«
    »Organisch-moldawisches Chaos, sozusagen?« Matzbach klopfte mit dem Fingernagel gegen die Aschenbecherkante. »Und sonst? Alles wohl an Bord?«
    »Die Maschinen haben sie nicht ausgebaut«, knurrte Yü. »Wir können ablegen und uns vor der Loreley versenken, aus Gram, wenn uns danach ist.«
    Matzbach nahm den Becher entgegen, nickte, wartete, bis die Damen Milch und Zucker genommen hatten, bediente sich dann und rührte lautstark. »Mißfällt mir, Junge. Extrem, sozusagen. Die kommen an Bord, packen euch zum Verschenken ein, räumen die Kasse und den Safe und verschwinden wieder.«
    »Mißfällt mir auch, aber das ist kein Kunststück. Worauf willst du hinaus?«
    »Hast du Lärm von anderen Türen gehört? Nein? Nur vom Büro, wie? Woher haben die gewußt, daß keiner außer euch beiden an Bord ist? Woher haben die gewußt, daß es im Büro einen Safe gibt? Woher haben die gewußt, daß außer Kasse und Safe nichts zu holen ist?«
    »Andere Frage«, sagte Daniela. »Ihr habt doch hier Videoüberwachung.«
    »Nur wenn geöffnet ist; weil wir ja nicht alle Räume gleichzeitig überblicken können. Wird nachts abgeschaltet.« Yü zögerte. »Kann man auch da fragen: Wer weiß das? Und noch mal. Matzbach – du nimmst die Sache mit dem Safe zu gelassen, bei all der Knete. Oder ist das Morgenverzweiflung?«
    »Allmählich begönne die Lage von ›lästig‹ in ›albern‹ umzukippen, wenn Lagen denn kippen könnten.« Matzbach fuchtelte mit der Zigarre und deutete auf Hermine. »Übrigens braucht ihr keine Klopapier- oder sonstigen

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