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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Vielleicht hatte
er Glück. Vielleicht würde sie sich seinen Ausweis gar nicht ansehen.
    »Möchten Sie Gepäck aufgeben?«
    »Heute nicht, nein.«
    Sie nickte und tippte weiter. Dann sah sie sich den Ausweis an. Matt rutschte das Herz in die Hose. Er erinnerte sich an eine E-Mail, die Bernie ihm vor Jahren geschickt hatte. Sie lautete:
    Das ist ein Test. Lies diesen Satz:
     
    VOLLENDETE AKTEN SIND DAS ERGEBNIS
JAHRELANGER WISSENSCHAFTLICHER
STUDIEN IN VERBINDUNG MIT DER
ERFAHRUNG AUS JAHRELANGER ARBEIT.
     
    Jetzt zähle die Ds in dem Satz.
    Er hatte es getan und war auf vier gekommen. Die richtige Antwort war sechs. Man sieht nicht jeden Buchstaben. So funktionieren wir nicht. Darauf musste er sich verlassen. Hunter, Huntler. Würde sie den Unterschied wirklich bemerken?
    Die Frau fragte ihn. »Gang oder Fenster?«
    »Am Gang.«
    Er hatte es geschafft. Der Sicherheits-Check war noch einfacher  – sein Ausweis war am Schalter schließlich schon überprüft worden. Der Wachmann schaute sich das Bild auf dem Ausweis an, dann sein Gesicht, merkte aber nicht, dass auf dem Ausweis Hunter, auf dem Boardingpass hingegen Huntler stand. Tippfehler sind allgegenwärtig. Der Mann sah Tag für Tag Hunderte oder gar Tausende von Boardingpässen. So etwas konnte man wirklich nicht bemerken.
    Wieder erreichte Matt die Maschine, direkt bevor das Gate schloss. Er setzte sich auf seinen Sitz am Gang, schloss die Augen
und wachte erst wieder auf, als der Pilot die Landung in Reno ankündigte.

    Schwester Katherines Bürotür war geschlossen.
    Dieses Mal hatte Loren nicht das Gefühl, in die Vergangenheit zurückversetzt worden zu sein. Sie klopfte kräftig gegen die Tür und legte die Hand auf den Knauf. Als Schwester Katherine »Herein« sagte, war sie bereit.
    Die Schwester Oberin saß mit dem Rücken zur Tür. Sie drehte sich nicht um, als Loren eintrat. Sie fragte nur: »Sind Sie sicher, dass Schwester Mary Rose ermordet wurde?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer der Mörder ist?«
    »Noch nicht.«
    Schwester Katherine nickte langsam. »Wissen Sie, wer sie wirklich war?«
    »Ja«, sagte Loren. »Aber es wäre leichter gewesen, wenn Sie es mir einfach gesagt hätten.«
    Sie hatte erwartet, dass Schwester Katherine mauern würde, hatte sich aber getäuscht. »Das konnte ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Es stand mir leider nicht zu.«
    »Hat sie Ihnen davon erzählt?«
    »Nein, nicht direkt. Aber ich wusste genug.«
    »Wie sind Sie darauf gekommen?«
    Die alte Nonne zuckte die Achseln. »Aus einigen Bemerkungen, die sie über ihre Vergangenheit gemacht hat«, sagte sie. »Die passten nicht zusammen.«
    »Haben Sie ihr das vorgehalten?«
    »Nein, nie. Und sie hat mir auch nie ihre wahre Identität verraten. Sie sagte, sie würde dadurch andere in Gefahr bringen. Aber ich wusste, dass sie eine schmutzige Vergangenheit
haben musste. Schwester Mary Rose hat versucht, sie hinter sich zu lassen. Sie wollte Wiedergutmachung leisten. Und das hat sie auch getan. Sie hat dieser Schule und den Kindern hier viel gegeben.«
    »Mit ihrer Arbeit oder mit ihrem Geld?«
    »Mit beidem.«
    »Sie hat Ihnen Geld gegeben?«
    »Der Gemeinde«, korrigierte Schwester Katherine sie. »Ja, und zwar eine ganze Menge.«
    »Klingt, als wollte sie sich von der Schuld freikaufen.«
    Schwester Katherine lächelte. »Kann man Geld besser einsetzen?«
    »Die Geschichte mit der Herzdruckmassage …?«
    »Ich wusste schon vorher von den Implantaten. Sie hatte mir davon erzählt. Sie hatte mir auch erzählt, dass man sie umbringen würde, wenn bekannt wurde, wer sie wirklich war.«
    »Aber am Anfang haben Sie nicht geglaubt, dass sie ermordet worden ist.«
    »Es sah aus, als wäre sie eines natürlichen Todes gestorben. Deshalb habe ich mich lieber nicht eingemischt.«
    »Warum haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Klatsch«, sagte sie.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Eine unserer Schwestern hat mir anvertraut, dass sie einen Mann in Schwester Mary Roses Zimmer gesehen hätte. Das hat mein Misstrauen geweckt. Ich konnte aber nichts beweisen. Außerdem musste ich auf den Ruf der Schule achten. Also musste die Ermittlung im Stillen erfolgen und ohne dass ich Schwester Mary Roses Vertrauen missbrauche.«
    »Und so bin ich ins Spiel gekommen.«
    »Ja.«
    »Und was passiert jetzt, wo Sie wissen, dass sie ermordet worden ist?«

    »Sie hat einen Brief hinterlassen.«
    »Für wen?«
    Schwester Katherine reichte ihr den Umschlag. »Eine Frau namens Olivia Hunter.«

    Adam

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