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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Ibuprofen-Tabletten und nahm je drei. Dann ging er in die Toilette und wusch sich.
    Die Schlange am Verkaufsschalter war lang. Das war gut – falls das Timing passte. Er wollte, dass die Mitarbeiter beschäftigt waren. Als er an der Reihe war, lächelte die Frau auf der anderen Seite des Tresens ihm abwesend zu.
    »Nach Chicago, Flug 188«, sagte er.
    »Die Maschine fliegt in zwanzig Minuten«, sagte sie.
    »Ich weiß. Ich habe im Stau gestanden und …«
    »Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
    Er gab ihr den Führerschein. Sie tippte »Hunter, M.« ein. Das war der Augenblick der Wahrheit. Er blieb ganz still stehen. Sie runzelte die Stirn und tippte noch etwas ein. Nichts geschah. »Ich kann Sie hier nicht finden, Mr Hunter.«
    »Das ist ja seltsam.«
    »Haben Sie eine Buchungsnummer?«
    »Selbstverständlich.«
    Er gab ihr die Nummer, die man ihm bei der telefonischen Reservierung genannt hatte. Sie gab den Code ein: YTIQZ2. Matt hielt die Luft an.

    Die Frau seufzte. »Ich habe ein Problem.«
    »Ach so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Auf der Reservierung ist Ihr Name falsch buchstabiert. Sie sind hier als Mike aufgeführt, statt Matt. Und der Nachname lautet Huntman, nicht Hunter.«
    »Das kann schon mal passieren«, sagte Matt.
    »Wenn Sie wüssten, wie oft das passiert.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte er.
    Sie lachten gemeinsam über die Dummheit der Welt. Die Angestellte druckte sein Ticket aus und nahm das Geld entgegen. Matt lächelte, bedankte sich und ging zum Flugzeug.
    Es gab keinen Direktflug von Harrisburg nach Reno, aber das war vielleicht sogar gut so. Er wusste nicht, wie eng das Computersystem der Fluggesellschaft mit dem des FBI verknüpft war, aber wahrscheinlich waren zwei kurze Flüge besser als ein langer. Matt bezweifelte, dass die Polizei-Computer seinen Namen sofort ausspucken würden, aber vielleicht war das auch nur die Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt. Eigentlich sollte das eine Weile dauern – die Informationen zu sammeln, sie zu ordnen und an die richtige Person weiterzuleiten. Ein paar Stunden müsste er haben.
    Und in einer Stunde wäre er in Chicago.
    In der Theorie klang das wirklich gut.
    Als er sicher in Chicago O’Hare gelandet war, beschleunigte sich sein Herzschlag. Bei Verlassen der Maschine hielt er so unauffällig wie möglich nach einem Fluchtweg Ausschau, für den Fall, dass ihn am Gate eine Reihe Polizisten erwartete. Aber niemand legte ihm die Hand auf die Schulter, als er aus der Maschine ausstieg. Er atmete tief durch. Also hatten sie ihn nicht entdeckt – noch nicht. Doch jetzt kam erst der schwierige Teil. Der Flug nach Reno dauerte länger. Wenn sie herausfanden, wie er es beim ersten Flug angestellt hatte, hatten sie genug Zeit, ihn zu finden.

    Also versuchte er es anders.
    Wieder stand eine lange Schlange am Ticketschalter. Die konnte ihm vielleicht nützlich sein. Er wartete und schlängelte sich langsam zwischen den dicken Kordeln hindurch. Er sah nach, welcher Mitarbeiter am müdesten oder selbstgefälligsten aussah. Er entdeckte eine Frau ganz außen rechts. Sie wirkte, als langweile sie sich zu Tode. Sie prüfte die Ausweise, doch der Funke in ihren Augen fehlte. Sie schien immer wieder zu seufzen und starrte lustlos ins Nichts. Sie war eindeutig nicht bei der Sache. Wahrscheinlich hat sie ein Privatleben, dachte Matt. Vielleicht Streit mit ihrem Mann, eine Tochter im Teenager-Alter oder weiß Gott was.
    Aber vielleicht ist sie auch sehr gründlich, Matt, und sieht nur ein bisschen müde aus?
    Aber er hatte keine Wahl. Als Matt vorne in der Schlange stand und die Angestellte, die er sich ausgesucht hatte beschäftigt war, tat er so, als suche er etwas, und bedeutete der Familie hinter ihm, dass sie vorgehen sollte. Das machte er ein zweites Mal, dann sagte die Angestellte: »Der Nächste, bitte.«
    Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich heiße Matthew Huntler.« Er gab ihr einen Zettel mit der Buchungsnummer. Sie nahm ihn und tippte etwas ein.
    »Von Chicago nach Reno/Tahoe, Mr Huntler?«
    »Ja.«
    »Ihren Ausweis, bitte.«
    Das war das Schwierigste. Er hatte versucht, einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. M. Huntler war Mitglied des Frequent-Flyers-Clubs der Fluggesellschaft – Matt hatte ihn erst vor ein paar Stunden angemeldet. Computer kennen keine Tücke. Menschen manchmal schon.
    Er reichte ihr die geöffnete Brieftasche. Erst sah sie gar nicht hin. Sie war noch mit dem Tippen beschäftigt.

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