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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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abbrach. Sie taumelte ins Sonnenlicht. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    Sie hörte, wie er versuchte, den Knauf zu drehen. Als das nicht ging, trommelte er gegen die Tür. Diese Tür würde nicht so schnell nachgeben. Olivia lief los, mied die Hauptstraßen und hielt nach beiden Ausschau – Yates im Wagen und Dollinger zu Fuß.
    Sie sah keinen von beiden. Es wurde Zeit, hier zu verschwinden.

    Sie rannte und ging abwechselnd die Strasßen entlang. Nach gut drei Kilometern stieg sie in einen Bus, ohne darauf zu achten, wohin er fuhr. Im Zentrum von Elizabeth stieg sie wieder aus. Am Busbahnhof warteten Taxis.
    »Wohin soll’s gehen?«, fragte der Fahrer.
    Sie versuchte, zu Atem zu kommen. »Newark Airport, bitte.«

50
    Als Matt im weißen Isuzu die Grenze nach Pennsylvania überquerte, war er verblüfft darüber, wie viel er noch von dem wusste, was er für nutzloses Gefängniswissen gehalten hatte. Natürlich war das Gefängnis nicht mehr die große Schule des Verbrechens, für die es viele noch hielten. Man durfte auch nicht vergessen, dass die Insassen alle erwischt worden waren, was doch einen gewissen Schatten auf das vermeintliche Expertenwissen warf.
    Außerdem hatte er nie wirklich genau hingehört. Kriminelle Handlungen hatten ihn nicht interessiert. Sein Plan, dem er bis jetzt immerhin neun Jahre lang gefolgt war, hatte darin bestanden, sich von allem fernzuhalten, was auch nur im Geringsten ungesetzlich war.
    Das hatte sich geändert.
    Sauls Autoklau-Masche hatte Früchte getragen. Und jetzt fielen Matt noch weitere Lektionen aus dem Gefängnis ein, die angeblich halfen, wenn man sich dem langen Arm des Gesetzes entziehen wollte. Er hielt auf dem Parkplatz eines Great Western Hotels an der Route 80. Wie erwartet gab es keinen Wachdienst. Er wollte keinen anderen Wagen klauen, sondern nur ein Nummernschild. Er suchte ein Nummernschild mit einem P. Er hatte Glück. Auf dem Angestelltenparkplatz stand ein Wagen
mit einem P. Das passte sehr gut. Es war elf Uhr morgens. In den meisten Unternehmen war die Schicht jetzt bestenfalls halb vorbei. Die Chancen waren gut, dass der Besitzer erst in ein paar Stunden zurückkam.
    Er hielt an einem Baumarkt und kaufte eine Rolle schmales Isolierband. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete, riss er ein Stück ab und machte aus dem P ein B. Einer näheren Untersuchung würde das nicht standhalten, aber es müsste reichen, ihn bis an sein Ziel zu bringen.
    Nach Harrisburg, Pennsylvania.
    Er hatte keine Wahl. Er musste nach Reno. Dafür musste er in ein Flugzeug steigen. Das war riskant. Seine Gefängnistipps zur Vermeidung von Entdeckungen, so gut sie in ihrer Blütezeit auch gewesen sein mochten, stammten alle aus der Zeit vor dem 11. September 2001. Seitdem waren die Sicherheitsmaßnahmen erheblich verschärft worden, aber es gab auch heute noch Möglichkeiten. Er musste nur klar denken, schnell handeln und mehr als nur ein bisschen Glück haben.
    Zuerst hatte er etwas gute, altmodische Verwirrung gestiftet. Von einem Münztelefon an der Grenze nach New Jersey hatte er einen Flug von Newark nach Toronto gebucht. Vielleicht hielten sie ihn für einen Amateur und gingen ihm auf den Leim. Wahrscheinlich eher nicht. Danach fuhr er zu einem anderen Münztelefon und reservierte den anderen Flug. Er notierte sich die Buchungsnummer, legte auf und schüttelte den Kopf.
    Das würde nicht einfach werden.
    Matt fuhr auf den Parkplatz des Flughafens in Harrisburg. Er hatte die Mauser M2 noch in der Tasche. Die konnte er wirklich nicht mitnehmen. Matt schob die Waffe unter den Beifahrersitz, weil er, wenn es nicht so lief, wie er sich das vorstellte, eventuell zurückkommen wollte. Der Isuzu hatte ihm gute Dienste geleistet. Er wollte dem Besitzer eine Nachricht
schreiben und erklären, was er getan hatte und warum. Mit viel Glück würde er irgendwann in der Zukunft die Möglichkeit dazu bekommen.
    Jetzt musste er erst mal sehen, ob sein Plan funktionierte.
    Aber zuerst brauchte er etwas Schlaf. An einem Souvenir-Kiosk kaufte er sich eine Baseball-Kappe. Dann suchte er sich einen leeren Sitz im Ankunftsbereich, verschränkte die Arme vor der Brust, schloss die Augen und zog den Schirm tief ins Gesicht. Schließlich schliefen auf Flughäfen ständig Leute. Warum sollte ihn da jemand stören?
    Eine Stunde später wachte er wieder auf. Sein ganzer Körper schmerzte. Er ging nach oben in den Abflugbereich, kaufte sich hochdosierte Paracetamol- und

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