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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Yates geriet langsam in Panik.
    Er wartete in einiger Entfernung zur alten Brauerei, während Cal hastig aufräumte. Die Spuren würden verschwinden. Cals Waffe konnte nicht zurückverfolgt werden. Die Kennzeichen am Wagen würden nirgendwo hin führen. Irgendein Verrückter hatte vielleicht gesehen, dass ein riesiger Mann eine Frau verfolgt hatte, aber es würde keine gerichtlich verwertbare Verbindung zu dem toten Barkeeper herzustellen sein.
    Wahrscheinlich.
    Nein, nein, das stand außer Frage. Er hatte schon tiefer in der Klemme gesessen. Der Barkeeper hatte eine Schrotflinte auf Cal angelegt. Seine Fingerabdrücke waren darauf. Die Pistole blieb einfach liegen. Und in ein paar Stunden hatten sie New Jersey wieder verlassen.
    Das ging schon in Ordnung.
    Als Cal wieder auf dem Beifahrersitz saß, sagte Adam: »Du hast es verbockt.«
    Cal nickte. »Diesmal schon.«
    »Du hättest nicht auf sie schießen dürfen.«
    Wieder nickte er. »War ein Fehler«, stimmte er zu. »Aber wir können sie nicht davonkommen lassen. Wenn ihr Hintergrund rauskommt …«
    »Der kommt sowieso raus. Loren Muse kennt ihn.«
    »Das ist wahr, aber ohne Olivia Hunters Aussage hilft das niemandem weiter. Aber wenn man sie schnappt, wird sie versuchen, ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen. Und das
bedeutet, dass sich jemand genauer ansieht, was damals passiert ist.«
    Etwas in Yates zerriss. »Ich will niemandem wehtun.«
    »Adam?«
    Er sah den großen Mann an.
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Dollinger. »Wir oder sie, weißt du noch?«
    Er nickte langsam.
    »Wir müssen Olivia finden«, sagte Dollinger. »Und mit wir meine ich, einer von uns beiden. Wenn ein anderer Agent sie verhaftet …«
    Yates beendete den Satz für ihn. » … wird sie wahrscheinlich reden.«
    »Genau.«
    »Also lassen wir sie als Hauptzeugin suchen«, sagte Yates. »Die sollen die umliegenden Flughäfen und Bahnhöfe im Auge behalten, aber nichts unternehmen, bevor sie uns informiert haben.«
    Cal nickte. »Schon passiert.«
    Adam Yates überlegte, was sie noch tun konnten. »Fahren wir zurück zur County-Staatsanwaltschaft. Vielleicht hat Loren was über diese Kimmy Dale erfahren, das uns weiterhilft.«
    Ungefähr fünf Minuten später klingelte das Telefon. Cal ging ran und bellte. »Agent Dollinger.«
    Er hörte aufmerksam zu.
    »Lasst sie landen. Ted soll sie beschatten. Keinen, ich wiederhole, keinen Kontakt aufnehmen. Ich komme mit der nächsten Maschine.«
    Er legte auf.
    »Olivia Hunter«, sagte er. »Sie sitzt schon in der Maschine nach Reno.«
    »Schon wieder Reno«, sagte Yates.

    »Wo Charles Talley und Max Darrow zu Hause sind.«
    »Und vielleicht auch das Video.« Yates bog nach rechts ab. »Alle Hinweise zeigen nach Westen, Cal. Dann fahren wir wohl auch besser nach Reno.«

51
    Der Taxifahrer arbeitete für Reno Rides. Er hielt an, drehte sich um und musterte Olivia von oben bis unten. »Sind Sie sicher, dass Sie hierherwollten, Ma’am?«
    Olivia starrte nur aus dem Fenster.
    »Ma’am?«
    Am Rückspiegel hing ein verziertes Kreuz. Das Handschuhfach war mit Gebetskarten beklebt.
    »Ist das Center Land Drive 488?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Dann bin ich sicher.« Olivia griff in ihre Handtasche. Sie gab ihm das Geld. Er gab ihr ein Pamphlet.
    »Sie müssen das nicht tun«, sagte er.
    Es war ein christliches Pamphlet. Johannes 3,16 stand auf der Titelseite. Sie rang sich ein Lächeln ab.
    »Jesus liebt Sie«, sagte der Fahrer.
    »Danke.«
    »Ich fahre Sie, wohin Sie wollen. Umsonst.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Olivia.
    Sie stieg aus dem Taxi. Der Fahrer sah ihr verzweifelt nach. Er winkte ihr zu, als er wegfuhr. Olivia schirmte mit der Hand die Augen vor der brennenden Sonne ab. Auf dem ausgeblichenen Neonschild stand:
    EAGER BEAVER – NACKT-TANZBAR
    Ihr Körper fing an zu zittern. Alte Reflexe, dachte sie. Sie war nie in dem Laden gewesen, kannte ihn aber genau. Sie kannte
die dreckigen Pickup-Trucks auf dem Parkplatz. Sie kannte die Männer, die gedankenlos hineinstapften, das schummrige Licht, die schmierige Stange, an der die Frauen tanzten. Als sie zur Tür ging, wusste sie, was sie drinnen erwartete.
    Matt hatte Angst vor dem Gefängnis – davor, wieder hineinzumüssen. Dies war ihr Gefängnis.
    Für einen Tag war Candi Cane wiederauferstanden.
    Olivia Hunter hatte schon seit Jahren versucht, Candace »Candi Cane« Potter zu vertreiben. Jetzt war sie wieder da. Was die Experten erzählten, stimmt nicht: Man kann die Vergangenheit

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