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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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die Kirche kennen gelernt hatte. Eine Nonne hatte so viel Einfluss – wer würde eine solche Empfehlung in Frage stellen?
    »Ich wollte es dir erzählen«, sagte Kyra und sah nur Olivia an. »Ich habe nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Aber dann hat Schwester Mary Rose angerufen. So wie ihr gesagt habt. Vor drei Wochen. Sie hat gesagt, dass es noch zu früh ist und ich nichts sagen soll, bis sie sich noch mal bei mir gemeldet hat. Ich hatte Angst, hab ihr aber vertraut. Also hab ich geschwiegen. Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass sie ermordet worden ist. Und als ihr beide letztens so spät nachts hergekommen seid, wollte ich es euch sowieso erzählen. Darum bin ich aus der Garage zum Haus gekommen. Aber dann ist Matt mir entgegengekommen und geflohen.«
    Olivia stand auf, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, versuchte es noch mal. »Dann bist du … du bist meine …«
    »Tochter. Ja.«
    Behutsam trat Olivia einen Schritt auf Kyra zu. Sie streckte eine Hand aus. Dann überlegte sie es sich anders und ließ sie wieder sinken.
    »Geht’s dir gut, Kyra?«, fragte sie.
    Kyra lächelte. Das Lächeln war dem ihrer Mutter herzzerreißend ähnlich. Matt fragte sich, wie er das hatte übersehen können. »Ja, mir geht’s gut«, sagte sie.
    »Bist du glücklich?«
    »Ja, bin ich.«
    Olivia sagte nichts. Kyra machte den nächsten Schritt.
    »Mir geht’s wirklich gut.«
    Dann fing Olivia an zu weinen.
    Matt wandte den Blick ab. Hier ging es nicht um ihn. Er
hörte das Schluchzen und die beruhigenden Laute zweier Menschen, die versuchten, sich gegenseitig zu trösten. Er dachte an die weite Entfernung, den Schmerz, das Gefängnis, die Misshandlungen, die Jahre und an das, was Olivia über sein Leben gesagt hatte, dieses ganz normale Leben, für das es sich zu kämpfen lohnte.

Epilog
    Du heißt Matt Hunter.
    Ein Jahr ist vergangen.
    Lance Banner hat sich bei dir entschuldigt. Lance ist mehrere Monate lang misstrauisch geblieben, aber dann hat er dich eines Tages bei einem Grillfest in der Nachbarschaft gefragt, ob du sein Assistenz-Trainer in der Basketball-Mannschaft werden willst. Dein Neffe Paul, erinnert er dich mit einem Klaps auf den Rücken, ist schließlich auch in der Mannschaft. Was sagst du also?
    Du sagst ja.
    Das Haus in Livingston hast du schließlich doch noch gekauft. Du arbeitest jetzt zu Hause, als freiberuflicher Sachbearbeiter in Rechtsangelegenheiten für Carter Sturgis. Ike Kier ist mit Abstand dein größter Kunde. Er zahlt gut.
    Alle Anklagen gegen Cingle Shaker wurden fallen gelassen. Cingle hat ihre eigene Detektei gegründet. Sie heißt Cingler Service. Ike Kier und Carter Sturgis lassen ihr alle Ermittlungsaufträge in der näheren Umgebung zukommen. Cingle hat inzwischen drei weitere Privatdetektive eingestellt.
    Deine Schwägerin Marsha hat jetzt eine feste Beziehung mit einem Mann namens Ed Essey. Ed ist irgendwo in der Industrie tätig. Du verstehst nicht ganz, was er da macht. Sie wollen demnächst heiraten. Er scheint ein netter Kerl zu sein, dieser Ed. Du versuchst, ihn zu mögen, so ganz gelingt dir das aber nicht. Aber er liebt Marsha. Er wird sich um sie kümmern. Wahrscheinlich wird er der einzige Vater sein, an den Paul und Ethan sich erinnern. Bei Bernies Tod waren sie noch sehr klein.
Vielleicht ist es sogar besser so, trotzdem erträgst du es kaum. Du wirst weiterhin versuchen, ein Teil ihres Lebens zu sein, am Ende aber zu einem ganz normalen Onkel werden. Paul und Ethan werden sich immer zuerst an Ed wenden.
    Beim letzten Mal, als du bei Marsha warst, hast du nach Bernies Foto auf dem Kühlschrank gesucht. Es hing noch da, aber zunehmend verdeckt durch immer neuere Fotos, Zeugnisse und Gemälde.
    Von Sonya und Clark McGrath hast du nichts mehr gehört.
    Ihr Sohn Stephen besucht dich noch gelegentlich. Aber längst nicht mehr so oft wie früher. Manchmal freust du dich jetzt sogar, ihn zu sehen.
    Als ihr das neue Haus gekauft habt, kommt Loren Muse vorbei. Du setzt dich mit ihr und zwei Corona-Bieren in den Garten.
    »Wieder zurück in Livingston«, sagt sie.
    »Ja.«
    »Glücklich?«
    »Orte machen einen nicht glücklich, Loren.«
    Sie nickt.
    Eine Sache liegt euch immer noch auf der Seele. »Was passiert mit Olivia?«, fragst du.
    Loren greift in die Tasche und zieht einen Umschlag heraus. »Nichts.«
    »Wie war das?«
    »Ein Brief von Schwester Mary Rose, geborene Emma Lemay. Schwester Katherine hat ihn mir gegeben.«
    Du richtest dich auf. Sie gibt ihn dir. Du

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