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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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nicht!«, flehte Olivia.
    Aber jetzt war Kimmy endlich dran.

62
    Zwei Tage später war Loren Muse wieder zu Hause in ihrer Wohnung mit Garten. Sie belegte sich ein Sandwich mit Käse und Schinken. Sie legte zwei Scheiben Brot auf einen Teller. Ihre Mutter sah sich nebenan auf der Couch Entertainment Tonight an. Loren hörte die Titelmelodie. Sie hatte gerade etwas Mayonnaise aus dem Glas genommen und angefangen, sie zu verstreichen, als sie zu weinen anfing.
    Loren schluchzte lautlos. Sie wartete, bis es vorbei war und sie wieder sprechen konnte.
    »Mom.«
    »Ich schau mir gerade die Sendung an.«
    Loren trat hinter ihre Mutter. Carmen aß Chips aus der Tüte. Sie hatte ihre geschwollenen Füße auf ein Kissen auf dem Kaffeetisch gelegt. Loren roch den Zigarettenqualm und lauschte dem rasselnden Atem ihrer Mutter.
    Adam Yates hatte Selbstmord begangen. Grimes würde das nicht vertuschen können. Die beiden Mädchen, Ella und Anne, und der Junge, Sam, den Adam im Krankenhaus im Arm gehalten hatte, um den Tod von ihm fernzuhalten – würden die Wahrheit erfahren. Nicht über das Video. Diese Bilder würden Yates’ Kindern nicht den Schlaf rauben.
    »Ich hab dir immer die Schuld gegeben«, sagte Loren.
    Keine Antwort. Nur der Fernseher gab Geräusche von sich.
    »Mom?«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Dieser FBI-Mann, den ich letztens kennen gelernt habe. Er hat sich umgebracht. Er hatte drei Kinder.«
    Carmen sah sie an.
    »Weißt du, ich hab dir die Schuld gegeben, weil …« Sie brach ab, versuchte, zu Atem zu kommen.
    »Ich weiß«, sagte Carmen leise.
    »Wie kam es …«, sagte Loren schluchzend, während ihr Tränen die Wangen herunterliefen, »… wie kam’s, dass Daddy mich nicht so sehr geliebt hat, dass er weiterleben wollte?«
    »Ach, Schatz.«
    »Du warst seine Frau. Dich hätte er verlassen können. Aber ich war seine Tochter.«
    »Er hat dich so sehr geliebt.«
    »Aber nicht genug, um weiterleben zu wollen.«
    »So war das nicht«, sagte Carmen. »Er hat so gelitten. Niemand konnte ihn retten. Du warst das Beste, was er im Leben hatte.«
    »Du.« Loren wischte sieh mit dem Ärmel das Gesicht ab. »Du hast mir erlaubt, dir die Schuld zu geben.«
    Carmen sagte nichts.
    »Du wolltest mich schützen.«
    »Irgendwem oder irgendwas musstest du doch die Schuld geben können«, sagte ihre Mutter.
    »Also hast du sie einfach auf dich genommen?«
    Sie dachte an Adam Yates, daran, wie sehr er seine Kinder geliebt hatte, und dass das doch nicht gereicht hatte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Ich sollte sie anrufen«, sagte Loren.
    »Wen?«
    »Seine Kinder.«
    Carmen nickte und breitete die Hände aus. »Morgen,
okay? Jetzt komm erst mal her. Komm, setz dich zu mir auf die Couch.«
    Loren setzte sich auf die Couch. Ihre Mutter rutschte zur Seite.
    »Ist ja gut«, sagte Carmen.
    Sie warf die Decke über Loren. Im Fernsehen lief Werbung. Loren lehnte sich an die Schulter ihrer Mutter. Sie roch den kalten Zigarettenrauch, aber sogar der tröstete sie jetzt. Carmen strich ihrer Tochter übers Haar. Loren schloss die Augen. Ein paar Sekunden später fing ihre Mutter an herumzuzappen.
    »Taugt alles nichts«, sagte Carmen.
    Mit geschlossenen Augen lächelte Loren und schmiegte sich noch enger an sie.

    Matt und Olivia flogen am selben Tag nach Hause. Matt ging am Stock. Er hinkte noch, aber das würde in ein paar Tagen vorbei sein. Als sie aus dem Flugzeug stiegen, sagte Matt: »Ich sollte lieber allein hinfahren.«
    »Nein«, sagte Olivia. »Wir machen das zusammen.«
    Er widersprach ihr nicht.
    Sie nahmen die gleiche Ausfahrt nach Westport, die Matt vor ein paar Tagen auch genommen hatte, und bogen in die gleiche Straße ein. Heute Vormittag standen zwei Wagen in der Einfahrt. Matt sah zum Basketball-Korb. Stephen McGrath ließ sich nicht blicken. Heute nicht.
    Sie gingen gemeinsam zur Tür. Olivia nahm seine Hand. Er klingelte. Eine Minute verstrich. Dann öffnete Clark McGrath die Tür.
    »Was wollen Sie hier?«
    Hinter ihm fragte Sonya McGrath: »Wer ist da, Clark?«
    Sonya blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihn sah. »Matt?«

    »Ich habe zu fest zugedrückt«, sagte Matt.
    Es war totenstill. Kein Lüftchen rührte sich, kein Auto fuhr vorbei, kein Fußgänger war zu sehen. Hier waren nur vier Menschen und vielleicht noch ein Geist.
    »Ich hätte loslassen können. Ich hatte Angst. Und ich dachte, Stephen wäre einer von denen. Und beim Aufprall, ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich hätte ich

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