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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wirklich lange her, seit sie gemeinsam auf die Livingston High School gegangen waren, trotzdem erkannte Matt Lance Banner sofort.
    »Hi, Lance.«
    Die beiden Männer knallten die Wagentüren so synchron zu, als hätten sie es geprobt. Der Uniformierte verschränkte die Arme und schwieg. Lance kam auf Matt zu.

    »Weißt du«, sagte Lance, »ich wohne hier in der Straße.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    Matt sagte nichts.
    »Ich bin jetzt bei der Kripo.«
    »Gratuliere.«
    »Danke.«
    Wie lange kannte er Lance Banner schon? Spätestens seit der zweiten Klasse. Sie waren nie Freunde oder Feinde gewesen, obwohl sie drei Jahre lang gemeinsam in einer Little-League-Mannschaft Baseball gespielt hatten. In der achten Klasse waren sie im gleichen Sportkurs gewesen, und in der High School hatten sie ein Jahr lang gemeinsam den gleichen Aufbaukurs besucht. Die Livingston High School war groß gewesen – 600 Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang. Sie hatten sich einfach in unterschiedlichen Kreisen bewegt.
    »Wie läuft’s denn so bei dir?«, fragte Lance.
    »Super.«
    Der Bau-Sachverständige kam aus dem Haus. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand. Lance fragte: »Wie sieht’s denn aus, Harold?«
    Harold blickte auf und nickte. »Ziemlich gut, Lance.«
    »Ganz sicher?«
    Der scharfe Ton veranlasste Harold, einen Schritt zurückzuweichen. Lance sah Matt an.
    »Das ist ein anständiges Viertel hier.«
    »Deshalb haben wir es uns auch ausgesucht.«
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Matt?«
    »Was meinst du, Lance?«
    »Hierher zurückzuziehen.«
    »Ich habe meine Strafe abgesessen.«
    »Und du glaubst, damit ist das erledigt?«
    Matt sagte nichts.

    »Der Junge, den du umgebracht hast, ist immer noch tot, stimmt’s?«
    »Lance?«
    »Ich bin jetzt Detective Banner«, sagte er.
    »Detective Banner, ich werde jetzt ins Haus gehen.«
    »Ich habe alles über deinen Fall gelesen. Ich hab sogar ein paar Kumpels von der Polizei angerufen, und mir genau erzählen lassen, was damals passiert ist.«
    Matt sah ihn an. Der Mann hatte graue Flecken im Auge. Er hatte zugenommen. Er kratzte sich immer wieder die Finger, und sein Lächeln gefiel Matt nicht. Lance Banners Familie hatte das Land bewirtschaftet, auf dem Livingston jetzt lag. Sein Großvater oder sein Urgroßvater hatte es für einen Apfel und ein Ei verkauft. Die Banners hielten sich immer noch für die Herren von Livingston. Es war ihre Scholle. Der Vater trank zu viel. Genau wie Lances beiden lethargischen Brüder. Lance selbst war Matt hingegen immer ziemlich intelligent vorgekommen.
    »Dann weißt du, dass es ein Unfall war«, sagte Matt.
    Lance Banner nickte bedächtig. »Schon möglich.«
    »Warum machst du mir dann das Leben schwer, Lance?«
    »Weil du ein Exknacki bist.«
    »Dann glaubst du, die Gefängnisstrafe war berechtigt?«
    »Schwer zu sagen«, sagte er und rieb sich das Kinn. »Aber nach allem, was ich gehört habe, hast du ziemliches Pech gehabt.«
    »Und?«
    »Und so bist du halt eingefahren. In den Knast.«
    »Das versteh ich nicht.«
    »Die Gesellschaft erwartet von uns, dass wir der Öffentlichkeit die Sache mit der Rehabilitation und dem ganzen Mist verkaufen. Hey, ich hab damit kein Problem. Aber ich …«, er deutete auf sich selbst, » … weiß es besser. Und du …«, er richtete den Finger auf Matt, » … weißt es auch besser.«

    Matt sagte nichts.
    »Vielleicht bist du da als anständiger Kerl reingegangen. Aber du wirst mir doch nicht erzählen, dass du jetzt noch derselbe Mensch bist.«
    Matt wusste, dass er darauf nichts erwidern konnte. Er drehte sich um und ging zur Tür.
    Lance sagte: »Vielleicht findet der Haus-Sachverständige ja was, damit du vom Kaufvertrag zurücktreten kannst.«
    Im Haus ging Matt mit dem Sachverständigen die Mängel durch. Es gab zwar ein paar Probleme mit den Wasserrohren, eine überlastete Sicherung, aber das waren alles nur Kleinigkeiten. Sie verabschiedeten sich, und Matt machte sich auf den Weg zu Marshas Haus.
    Er bog in die Allee ein, in der seine Neffen und seine Schwägerin wohnten – war sie nach dem Tod seines Bruders eigentlich immer noch seine Schwägerin? Exschwägerin klang jedenfalls nicht richtig. Die Jungs, Paul und Ethan, tobten im Vorgarten im Laub herum. Kyra, ihr Babysitter, passte auf sie auf. Kyra Walsh hatte als Studienanfängerin Ferienkurse an der William Paterson University belegt. Sie hatte das Zimmer über Marshas Garage gemietet. Kyra war mit den besten Empfehlungen

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