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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Orten, und sein Wagen war auch da.«
    »Und das ist dir einfach so aufgefallen.«
    »Das Kennzeichen ähnelt meinen Initialen.«
    »Wie bitte?«
    Matt erzählte ihr von dem Kennzeichen mit den drei Buchstaben, die fast seinen Initialen entsprachen, und wie der Wagen losgerast war, als er sich genähert hatte. Cingle hörte regungslos zu.
    Als Matt fertig war, fragte Cingle: »Und warum verfolgt Charles Talley dich, Matt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Absolut keine Ahnung?«
    Er wiederholte sich nicht. Er wusste alles über Männer, die zu viel gelobten. Hier war es am besten zu schweigen.
    »Talley hat ein Vorstrafenregister.«
    Matt wollte schon sagen. »Das hab ich auch«, verkniff es sich jedoch. Es wollte etwas heißen, wenn jemand ein Vorstrafenregister hatte, das Cingles Aufmerksamkeit auf sich zog. Dass es bei Matt anders war, musste man als Ausnahme von der Regel sehen. Matt dachte nicht gerne in diesen Bahnen – hatte nicht Lance Banner dasselbe Vorurteil gehegt? –, aber es war schwer, die Augen vor der Realität zu verschließen.

    »Mehrere Fälle von Körperverletzung«, sagte Cingle. »Mit einem Schlagring. Er hat das arme Schwein nicht umgebracht, ihm aber das Hirn so zu Brei gehauen, dass es barmherziger gewesen wäre.«
    Matt dachte darüber nach und versuchte, die Informationen einzuordnen. »Wie lange hat er gesessen?«
    »Acht Jahre.«
    »Das ist ’ne ganze Weile.«
    »Das war nicht das erste Mal, dass er vor Gericht gestanden hat. Und Talley war alles andere als ein vorbildlicher Häftling.«
    Matt versuchte, die Einzelteile zusammenzusetzen. Warum verfolgte ihn dieser Kerl?
    »Willst du wissen, wie er aussieht?«, fragte Cingle.
    »Hast du ein Bild?«
    »Seine Karteifotos, ja.«
    Cingle trug einen blauen Blazer und Jeans. Sie griff in die Innentasche des Blazers, zog die Fotos heraus, und Matts Welt drehte sich wieder um ihn.
    Wie zum …?
    Er wusste, dass sie ihn anschaute und seine Reaktion beobachtete, konnte aber nichts dagegen tun. Als er die beiden Verbrecherfotos sah – die klassische Frontalansicht und das Profil –, hätte er beinah vor Überraschung laut nach Luft geschnappt. Seine Hände krallten sich um die Schreibtischplatte. Er fühlte sich wie im freien Fall.
    »Du erkennst ihn also?«, sagte Cingle
    Allerdings erkannte er ihn. Das gleiche Grinsen. Die gleichen blauschwarzen Haare.
    Charles Talley war der Mann vom Fotohandy.

13
    Loren Muse reiste mit der Zeitmaschine.
    Als sie in ihre alte High School zurückkehrte, trafen sämtliche Klischees zusammen. Die Flure in St. Margaret’s waren enger, die Decken tiefer, die Lehrer kleiner. Andere Dinge hingegen, die wichtigen Dinge, hatten sich nicht allzu sehr verändert. Beim Betreten der Schule war Loren in ein Zeitloch gefallen. Sie spürte das High-School-Kribbeln im Bauch, die ständige Unsicherheit – in ihr begann der alte Kampf zwischen Rebellion und dem Streben nach Anerkennung.
    Sie klopfte an die Bürotür von Schwester Katherine.
    »Herein.«
    Im Büro der Oberin saß ein junges Mädchen. Sie trug die gleiche Schuluniform, die Loren vor so vielen Jahren getragen hatte, eine weiße Bluse und einen karierten Rock. Gott, wie sie das gehasst hatte. Das Mädchen saß mit gesenktem Kopf da, offenbar hatte sie sich gerade bei der Oberin eine Standpauke abgeholt. Ihr strähniges Haar fiel ihr wie ein Perlenvorhang vors Gesicht.
    Schwester Katherine sagte: »Du kannst jetzt gehen, Carla.«
    Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf schlich Carla davon. Als sie an Loren vorbeikam, nickte die ihr zu, als wolle sie sagen, ich fühle mit dir, Schwester. Carla sah sie nicht an. Sie schloss die Tür hinter sich.
    Schwester Katherine beobachtete sie mit einem etwas verwirrten und entmutigten Blick, als könne sie Lorens Gedanken lesen. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Stapel verschiedenfarbiger Armbänder. Als Loren darauf deutete, verschwand die Verwirrung.
    »Sind das Carlas Armbänder?«, fragte Loren.
    »Ja.«
    Eine Verletzung der Kleiderordnung, dachte Loren und verkniff
sich ein Kopfschütteln. Wird sich hier denn nie etwas ändern?
    »Haben Sie noch nichts davon gehört?«, fragte Schwester Katherine.
    »Wovon?«
    »Von diesem Armbänder-…«, sie atmete tief durch, »… -Spiel?«
    Loren zuckte die Achseln.
    Die Schwester Oberin schloss die Augen. »Es ist der neueste  … Spleen, muss man es wohl nennen.«
    »Mhm.«
    »Die verschiedenen Armbänder … ich weiß gar nicht, wie ich das erklären soll … die

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