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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bekommen und ihre Privatsphäre nicht vollständig preiszugeben.
    Aber was hatte sie da nachgeschlagen?
    Er konnte es nicht feststellen.

    Das war vielleicht schon ein bisschen seltsam, aber die zweite Homepage war noch eigenartiger.
    Das Internet brauchte eine Weile, um sich zu entscheiden, was er eingegeben hatte. Die Adresse sprang von einem Ort zum nächsten, bis er schließlich auf einer Seite mit diesem Namen landete:
    Stripper-Fandom.com .
    Matt runzelte die Stirn. Auf der Homepage befand sich eine Warnung, die besagte, dass Personen unter 18 Jahren nicht fortfahren dürften. Das versprach nichts Gutes. Er klickte auf das Enter-Icon. Wie erwartet, waren die Bilder, die erschienen, sexuell stimulierend. Stripper-Fandom war eine Seite für Kenner und Freunde von …
    … von Stripperinnen?
    Matt schüttelte den Kopf. Es gab jede Menge Thumbnails von Frauen mit nackten Oberkörpern. Er klickte auf eine. Jede Frau hatte eine eigene Biografie.
    Bunnys Karriere als erotische Tänzerin begann in Atlantic City, mit ihren ausdrucksstarken Bewegungen und den hautengen Kleidern brachte sie es dort schnell zu Starruhm und zog nach Las Vegas. »Ich liebe das Leben hier draußen! Und ich liebe reiche Männer!« Bunnys Spezialität ist der Lapdance mit Häschenohren an einer Stange …
    Matt klickte auf den Link. Es erschien eine E-Mail-Adresse, falls man Bunny schreiben oder die Preise für eine »Privataudienz« erfragen wollte. Das stand da tatsächlich – Privataudienz. Als wäre Bunny der Papst.
    Was zum Teufel war hier los?
    Matt durchsuchte die Striptease-Fanseite, bis er es nicht mehr aushielt. Ihm fiel nichts ins Auge. Das Ganze ergab auch keinen Sinn. Es verwirrte ihn nur noch mehr. Vielleicht hatte das gar nichts zu bedeuten. Die meisten Stripperinnen stammten aus Las Vegas. Vielleicht war Olivia nur zufällig darauf geraten, indem sie auf der Seite der Zeitung aus Nevada auf eine
Werbeanzeige geklickt hatte. Vielleicht war der Link nicht einmal als Striptease-Seite gekennzeichnet und hatte einfach dorthin weitergeleitet.
    Aber was hatte sie überhaupt auf der Internet-Seite einer Zeitung aus Nevada zu suchen gehabt? Und warum hatte sie ihre E-Mails gelöscht?
    Keine Antwort.
    Matt dachte an Charles Talley. Er googelte den Namen. Er fand nichts Interessantes. Er fuhr den Computer herunter und ging wieder nach unten. Das Flüstern des Mannes hatte er immer noch im Ohr.
    »Hey, rate mal, was ich gerade mit deiner Frau mache?«
    Er brauchte frische Luft. Luft und ein bisschen was Stärkeres.
    Er verließ das Haus und ging in Richtung South Orange Avenue. Vom Garden State Parkway war die riesige Bierflasche nicht zu übersehen, die sich in den Himmel reckte und die Skyline dominierte. Was einem in diesem Teil des Parkways vielleicht sogar noch mehr auffiel, war der riesige Friedhof auf beiden Straßenseiten. Die Schnellstraße führte mitten hindurch. Rechts und links war man von endlosen Reihen verwitterter Grabsteine umgeben. Beim Durchfahren hatte man allerdings nicht unbedingt den Eindruck, dass man den Friedhof zerteilte, man kam sich eher vor, als füge man die beiden Friedhofshälften wie mit einem Reißverschluss zusammen. Und gar nicht weit entfernt, ragte die riesige Bierflasche hoch empor, ein schweigender Wächter, der über die toten Bewohner wachte – oder sich über sie lustig machte.
    Die Brauereiruine war irgendwie rätselhaft. Jedes Fenster hatte ein Loch oder einen Sprung, aber keins war völlig zerstört. Es sah fast aus, als hätte jemand nicht mehr als ein Dutzend Steine zur Verfügung gehabt, um je einen davon gegen jede Scheibe des zwölfstöckigen Gebäudes zu werfen. Alles lag
voller Scherben. Jede Öffnung schien eine Warnung zu verkünden. Diese ehemals stolze, jetzt aber halbverfallene Struktur, das massive Stahlskelett mit seinem offen stehenden zähnefletschenden Maul und dem gebrochenen Willen der zerstörten Fensteraugen erinnerten an einen besiegten und unterjochten Kämpfer.
    Die alte Fabrik würde bald einem noblen Einkaufszentrum weichen. Das brauchte New Jersey auch dringend, dachte er. Noch ein Einkaufszentrum.
    Matt bog in die Gasse ein und ging auf eine ausgeblichene rote Tür zu. Die Kneipe hatte keinen Namen. Im Fenster neben der Tür war das Neon-Logo der Pabst-Blue-Ribbon-Brauerei zu sehen. Genau wie die Brauerei selbst – wie die ganze Stadt? – leuchtete es nicht mehr.
    Matt machte die Tür auf und ließ ein paar Sonnenstrahlen in die dunkle Bar fallen. Die

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