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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Ich muss da rüber.«
    »Wir müssen da rüber?«
    »Ich würde lieber allein hingehen.«
    »Und ich würde lieber mit Hugh Jackman duschen«, sagte Cingle und stand auf. Sie zog ihr Haarband heraus, richtete den Pferdeschwanz und befestigte das Band wieder. »Ich komme mit.«
    Ein weiterer Streit würde das Unvermeidliche nur verzögern. »Okay, aber du bleibst im Wagen. Allein, so von Mann zu Mann, krieg ich eher was aus ihm raus.«
    »Gut, wenn du meinst.« Cingle war schon auf dem Weg zur Tür. »Ich fahre.«

    Die Fahrt dauerte fünf Minuten.
    Um das Howard Johnson an einen noch hässlicheren Highway-Abschnitt zu bauen, hätte man es mitten auf eine Müllhalde setzen müssen. Vielleicht war die Entsorgungs-Lizenz aber auch schon beantragt. An einer Seite der Frontage Road war die Mautstelle der New Jersey Turnpike. Auf der anderen Seite lag der Angestelltenparkplatz von Continental Airlines. Wenn man die Frontage Road gut hundert Meter weiterfuhr, kam man zum ausgezeichnet gelegenen Northern State Gefängnis. Es lag noch verkehrsgünstiger als das Howard Johnson, war vom Flugplatz sogar besser erreichbar. Perfekt für eine schnelle Flucht.
    Cingle hielt vor der Lobby.

    »Willst du wirklich allein reingehen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Gib mir erst dein Handy«, sagte sie.
    »Wieso?«
    »Ein Freund von mir – eine große Nummer im Finanzgeschäft an der Park Avenue – hat mir den Trick gezeigt. Du schaltest dein Handy ein und rufst mich an. Du legst nicht wieder auf. Ich schalte das Mikro an meinem Handy stumm. Jetzt ist das eine Art Einweg-Sprechanlage. Ich kann hören, was du sagst und tust. Wenn es Probleme gibt, rufst du mich einfach.«
    Matt runzelte die Stirn. »Eine große Nummer im Finanzgeschäft hat so was nötig?«
    »Frag lieber nicht.«
    Cingle nahm Matts Handy, wählte ihre Nummer und nahm den Anruf an ihrem Handy entgegen. Sie gab ihm sein Handy zurück. »Klemm’s dir an den Gürtel. Wenn’s Schwierigkeiten gibt, ruf einfach um Hilfe.«
    »In Ordnung.«
    Die Lobby war leer. Das war um diese Tageszeit nicht weiter überraschend. Er hörte eine Glocke läuten, als die Glastür aufglitt. Der Nachtportier, ein unrasierter Klops, der an einen übervollen Wäschesack erinnerte, stolperte an den Tresen. Matt winkte ihm zu, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, und versuchte, den Eindruck zu erwecken, als gehöre er hierher. Der Portier winkte zurück und verschwand wieder nach hinten.
    Matt ging zu den Fahrstühlen und drückte auf den Knopf. Es war nur ein Aufzug in Betrieb. Er hörte, wie sich die Kabine in Bewegung setzte, aber es dauerte eine Weile, bis sie unten ankam. Wieder gingen ihm Bilder durch den Kopf. Das Video. Die platinblonde Perücke. Er hatte immer noch nicht die geringste Ahnung, was das alles sollte.
    Cingle hatte die Situation gestern damit verglichen, sich in
eine Schlägerei einzumischen – man konnte einfach nicht vorhersagen, was am Ende herauskommen würde. Aber jetzt war er hier und würde buchstäblich an eine Tür klopfen, von der er absolut nicht wusste, was ihn dahinter erwartete.
    Eine Minute später stand Matt vor Zimmer 515.
    Er trug die Pistole immer noch bei sich. Er überlegte, ob er sie aus dem Hosenbund nehmen und hinter dem Rücken in der Hand halten sollte. Nein, wenn Talley die sah, würde alles schief laufen. Matt hob die Hand und klopfte. Er horchte. Weiter hinten im Gang hörte er ein Geräusch. Wurde da eine Tür geöffnet? Er drehte sich um.
    Nichts zu sehen.
    Er klopfte noch einmal. Jetzt fester.
    »Talley?«, rief er. »Sind Sie da? Ich muss mit Ihnen reden.«
    Er wartete. Nichts.
    »Bitte machen Sie auf, Talley. Ich will nur mit Ihnen reden, sonst nichts.«
    Und dann hörte er die Stimme hinter der Tür, dieselbe, die er am Telefon gehört hatte. »Augenblick.«
    Die Tür zu Zimmer 515 öffnete sich.
    Und plötzlich stand Charles Talley vor ihm mit den blauschwarzen Haaren und dem wissenden Grinsen.
    Talley stand in der Tür und telefonierte am Handy. »Gut«, sagte er zu seinem Gesprächspartner. »Gut, geht klar.«
    Mit dem Kinn winkte er Matt, dass er eintreten sollte.
    Und genau das tat Matt.

26
    Loren dachte über das Zucken nach.
    Matt hatte es zu verbergen versucht, aber er hatte auf den Namen Max Darrow reagiert. Die Frage war nur, warum?

    Sie hatte Matt beim Wort genommen und seine Angaben überprüft, war ihm allerdings nicht gefolgt, sondern vorgefahren und hatte in der Nähe des MVD-Büros auf ihn gewartet. Sie wusste, dass der

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