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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sich bettfertig. Als sie wieder rauskam, lag ihre Mutter wieder auf der Couch. Der Fernseher war aus. Die Klimaanlage lief wieder.
    Loren sagte: »Tut mir Leid.«
    Ihre Mutter antwortete nicht.
    »Hat jemand irgendwelche Nachrichten für mich hinterlassen?« , fragte Loren.

    »Tom Cruise hat zweimal angerufen.«
    »Danke. Gute Nacht.«
    »Was? Glaubst du etwa, dein Freund hat angerufen?«
    »Gute Nacht, Mutter.«
    Loren ging ins Schlafzimmer und schaltete den Laptop an. Während der hochfuhr, sah sie die Anrufliste des Telefons durch. Nein, Pete, ihr neuer Freund, hatte nicht angerufen – das hatte er schon seit drei Tagen nicht mehr getan. Genaugenommen hatte außer ihrem Chef niemand angerufen.
    Mann, war das erbärmlich.
    Pete war ziemlich nett, etwas übergewichtig und schwitzte viel. Er arbeitete irgendwie in der Regionalverwaltung von Stop & Shop. Loren hatte nie ganz verstanden, was er da genau machte, was wahrscheinlich daran lag, dass es sie nicht sonderlich interessierte. Es war keine feste Beziehung, nichts Ernstes. Sie glitten einfach so nebeneinander dahin, dem wissenschaftlichen Prinzip gehorchend, dass ein Körper, der einmal in Bewegung ist, auch in Bewegung bleibt. Jede noch so geringfügige Reibung würde vermutlich das sofortige Ende nach sich ziehen.
    Sie sah sich im Zimmer um, betrachtete die abgewetzte Tapete, das unscheinbare Schreibpult, den K-Mart-Nachttisch zum Zusammenstecken.
    Was war das für ein Leben?
    Loren kam sich alt vor. Sie sah keine Aussicht auf Besserung. Sie überlegte, ob sie nach Westen rausziehen sollte – nach Arizona oder New Mexico. Irgendwohin, wo es warm war und sie ein neues Leben anfangen konnte. Ein Neuanfang mit schönem Wetter. Aber eigentlich war sie kein großer Freund der freien Natur. Sie mochte Regen und Kälte, weil sie dann keine Schuldgefühle verspürte, wenn sie drinnen blieb und sich einen Film ansah oder ein Buch las.
    Der Computer war an. Sie sah ihre E-Mails durch. Vor
nicht einmal einer Stunde hatte Ed Steinberg eine E-Mail an sie abgeschickt.
    Loren,
    ich will Trevor Wines Akte über Max Darrow nicht diskutieren, ohne dass er daran beteiligt ist. Das machen wir morgen früh. Hier sind die vorläufigen Berichte. Schlafen Sie noch ein paar Stunden. Wir sehen uns um neun.
    Boss
    Eine Akte war als Datei angehängt. Sie lud sie herunter und druckte sie aus. Wenn sie zu lange am Monitor las, brannten ihr die Augen. Sie nahm die Seiten aus dem Drucker und schlüpfte unter die Decke. Es gelang Oscar, aufs Bett zu springen, aber Loren sah, dass er vor Schmerz zusammenzuckte. Der alte Kater schmiegte sich an sie. Loren mochte das.
    Sie überflog die Akte und stellte überrascht fest, dass Trevor Wine schon eine sinnvolle Hypothese für das Verbrechen aufgestellt hatte. Max Darrow, ein früherer Detective des Las Vegas Police Departments und derzeit Einwohner von Raleigh Heights, Nevada, war in der Nähe des jüdischen Friedhofs in Newark tot in einem Mietwagen aufgefunden worden. Laut Bericht hatte Max Darrow sich im Howard Johnson am Newark Airport ein Zimmer genommen. Den Wagen hatte er bei einer Firma namens LuxDrive gemietet. In den zwei Tagen, die Darrow ihn besessen hatte, war der Ford Taurus laut Tacho zwölf Kilometer gefahren.
    Loren blätterte um. Auf der zweiten Seite wurde es wirklich interessant.
    Max Darrow war erschossen auf dem Fahrersitz des Mietwagens aufgefunden worden. Der Mord war nicht von Passenten gemeldet worden, sondern einer vorbeifahrenden Streife waren die Blutflecken am Fenster aufgefallen. Hose und Boxershorts
der Leiche waren bis zu den Knöcheln heruntergezogen. Das Portemonnaie fehlte. Im Bericht stand, dass kein Schmuck an der Leiche gefunden worden war, was nahelegte, dass man ihm auch den abgenommen hatte.
    Laut vorläufigem Bericht – es war alles noch vorläufig – bewies das im Wagen gefundene Blut, besonders die Spritzer an der Windschutzscheibe und am Fenster auf der Fahrerseite, dass Darrow auf dem Fahrersitz erschossen worden war. Auch an der Innenseite der Hose und der Boxershorts waren Blutspritzer gefunden worden, was bedeutete, dass die Hose des Mannes schon heruntergezogen war, bevor der Schuss abgegeben wurde.
    Die Arbeitshypothese war schnell erstellt: Max Darrow wollte sich verwöhnen lassen – und war bereit gewesen, dafür zu bezahlen. Er war an die falsche Prostituierte geraten, die nur den richtigen Augenblick abgewartet – als er buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen dasaß – und

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