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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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eigentlich was da sein.«
    Während Cingle ins Internet ging, zog Matt sein Handy aus der Tasche. Wieder drückte er auf die Kurzwahltaste mit Olivias Nummer. Etwas Wärme war in seine Brust zurückgekehrt. Er lächelte. Ja, es gab Probleme – schließlich war Olivia mit einem fremden Mann in einem Hotelzimmer –, und sicher trug auch der Wodka seinen Teil zu der Hochstimmung bei, in der er sich jetzt befand, aber es bestand Hoffnung. Der Vorhang des Schreckens schien sich zu heben.
    Dieses Mal kam ihm Olivias aufgezeichnete Stimme melodisch vor. Er wartete auf den Piepton und sagte: »Ich weiß, dass du nichts falsch gemacht hast. Bitte ruf mich an.« Er sah Cingle an. Sie tat so, als würde sie nicht zuhören. »Ich liebe dich«, beendete er das Gespräch.
    »Ach, wie süß«, sagte Cingle.
    Eine Männerstimme aus ihrem Computer verkündete: »Sie haben Post.«
    »Ist was dabei?«, fragte Matt.
    »Einen Moment.« Sie überflog ihre E-Mails. »Viel ist es nicht, aber immerhin. Talley wurde dreimal wegen Körperverletzung verurteilt. Nach zwei weiteren Verhaftungen wurde die Anklage fallen gelassen. Er wurde verdächtigt – Mann, das ist schon heftig –, seinen Vermieter erschlagen zu haben. Beim letzten Mal hat Talley in einem Staatsgefängnis namens – hey, jetzt pass auf – Lovelock eingesessen.«
    »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Wo ist das?«
    »Steht hier nicht. Warte, ich seh eben nach.« Cingle tippte etwas ein und drückte die Enter-Taste. »Herrje.«
    »Was ist?«
    Sie sah ihn an. »Es ist in Lovelock, Nevada.«
    Nevada. Der Boden unter Matts Füßen gab nach. Cingles Handy zirpte. Sie nahm es und sah aufs Display.

    »Einen Augenblick, ja?«
    Vielleicht hatte er genickt. Matt fühlte sich benommen.
    Nevada.
    Und dann schoss ihm ein weiterer Gedanke durch den Kopf: Es gab noch eine Verbindung nach Nevada – auch wenn die vermutlich nichts damit zu tun hatte: War er in seinem ersten College-Jahr nicht mit ein paar Freunden in Nevada gewesen?
    In Las Vegas, um genau zu sein?
    Und auf dieser Reise vor so vielen Jahren war er der Liebe seines Lebens zum ersten Mal begegnet …
    Er schüttelte den Kopf. Nein, ausgeschlossen. Nevada war ein großer Staat.
    Cingle legte das Handy weg und tippte etwas in den Computer.
    »Was ist?«, fragte er.
    Sie schaute weiter auf den Monitor. »Charles Talley.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Wir wissen, wo er ist.«
    »Wo?«
    Sie drückte die Enter-Taste und kniff die Augen zusammen. »Laut Mapquest keine sechs Kilometer von deinem gegenwärtigen Aufenthaltsort entfernt.« Sie nahm die Lesebrille ab und sah ihn an. »Talley ist im Howard Johnson Hotel am Newark Airport.«

25
    »Bist du sicher?«, fragte Matt.
    Cingle nickte. »Talley wohnt da seit mindestens zwei Tagen. In Zimmer 515.«
    Matt versuchte, die Einzelteile zu einem Bild zusammenzusetzen.
Das passte alles nicht zusammen. »Hast du die Telefonnummer?«
    »Vom Howard Johnson? Die kann ich im Internet nachschlagen.«
    »Du willst ihn einfach anrufen?«
    »Ja.«
    »Und was sagst du dann?«
    »Erst mal gar nichts. Ich will nur hören, ob es dieselbe Stimme ist.«
    »Dieselbe Stimme wie was?«
    »Wie die von dem Kerl, der mich angerufen und geflüstert hat, was er mit Olivia vorhat. Ich will einfach wissen, ob das Charles Talley war.«
    »Und wenn ja?«
    »Hey, glaubst du, ich habe einen ausgearbeiteten Plan?«, fragte Matt. »Ich bin froh, dass mir überhaupt was einfällt.«
    »Nimm mein Telefon. Da ist die Rufnummernübermittlung unterdrückt.«
    Matt nahm den Hörer ab. Cingle las die Nummer vor. Nach dem dritten Klingeln meldete sich die Zentrale. »Howard Johnson, Newark Airport.«
    »Zimmer 515, bitte.«
    »Einen Augenblick.«
    Er wurde weitervermittelt. Nach dem ersten Klingeln fing sein Herz an zu rasen. Das dritte Klingeln brach mittendrin ab. Dann hörte er eine Stimme. »Ja?«
    Ruhig legte Matt den Hörer auf.
    Cingle sah ihn an. »Und?«
    »Er ist es«, sagte Matt. »Es ist derselbe Mann.«
    Sie runzelte die Stirn und verschränkte die Arme. »Und was jetzt?«
    »Wir könnten uns das Video und das Bild noch mal näher ansehen«, sagte Matt.

    »Klar.«
    »Aber ich weiß nicht, inwiefern uns das weiterhelfen sollte. Nehmen wir an, dass ich Unrecht habe, und Talley war sowohl auf dem Foto als auch im Video. Dann müssen wir mit ihm reden. Und wenn es zwei verschiedene Männer waren …«
    »… müssen wir auch mit ihm reden«, ergänzte Cingle.
    »Ja. Ich glaube, wir haben keine Wahl.

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