Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
vielleicht pakistanisch oder indisch? »Wie geht’s uns denn?«
    »Ich könnte Bäume ausreißen.«
    Der Arzt lächelte ihnen zu. Auf seinem Namensschildchen stand PATEL. »Ihre Frau hat mir erzählt, dass Sie überfallen wurden – sie sagte, der Angreifer hätte einen Elektroschocker benutzt.«
    »Ich glaube schon.«
    »Das ist eigentlich ganz gut für Sie. Elektroschocker hinterlassen
keine bleibenden Schäden. Sie setzen einen nur zeitweilig außer Gefecht.«
    »Ja«, sagte Matt. »Ich lebe unter einem Glücksstern.«
    Patel kicherte und prüfte etwas auf dem Krankenblatt. »Sie haben eine Gehirnerschütterung. Die Rippe ist wahrscheinlich angebrochen, das kann ich aber erst genau sagen, wenn ich die Röntgenaufnahme habe. Für Sie ändert das aber nichts – egal ob es eine schwere Prellung oder ein Bruch ist, die Behandlung besteht in Bettruhe. Ich habe Ihnen schon was gegen die Schmerzen gegeben. Es ist aber möglich, dass Sie noch mehr brauchen.«
    »Okay.«
    »Ich behalte Sie über Nacht hier.«
    »Nein«, sagte er.
    Patel sah ihn an. »Nein?«
    »Ich will nach Hause. Meine Frau kann sich um mich kümmern.«
    Patel sah Olivia an. Sie nickte. Er sagte: »Ihnen ist klar, dass ich davon abrate?«
    Olivia sagte: »Ja.«
    Im Fernsehen versucht der Arzt immer, Patienten, die »auf eigenen Wunsch« nach Hause gehen wollen, zum Bleiben zu überreden. Patel tat das nicht. Er zuckte nur die Achseln. »Okay, wenn Sie diese Formulare hier unterschreiben, können Sie gehen.«
    »Danke, Doc«, sagte Matt.
    Wieder zuckte Patel die Achseln. »Ein schönes Leben wünsch ich dann noch.«
    »Ihnen auch.«
    Er ging.
    »Sind die Polizisten noch hier?«, fragte Matt.
    »Sie sind grade gegangen, kommen aber wieder zurück.«
    »Was hast du ihnen erzählt?«

    »Nicht viel«, erwiderte Olivia. »Sie sind davon ausgegangen, dass es ein Ehekrach war. Dass du mich mit einem anderen Mann im Bett erwischt hast, oder so.«
    »Was ist mit Cingle?«
    »Die haben sie festgenommen.«
    »Was?«
    »Sie hat den Portier mit der Waffe bedroht, damit er sie vorbeilässt.«
    Matt schüttelte seinen schmerzenden Kopf. »Wir müssen eine Kaution stellen.«
    »Sie meinte, wir sollen das lassen, sie kümmert sich selbst darum.«
    Er versuchte sich aufzusetzen. Sein Hinterkopf schmerzte, als hätte man ihm ein heißes Messer hineingestoßen.
    »Matt?«
    »Mir geht’s gut.«
    Und das stimmte. Er war schon schlimmer zusammengeschlagen worden. Viel schlimmer. Das war nicht der Rede wert. Kinderkram. Er richtete sich weiter auf und schaute ihr in die Augen. Sie sah aus, als bereite sie sich auf einen Tiefschlag vor.
    Matt sagte: »Das ist ’ne ziemlich böse Geschichte, oder?«
    Olivias Brust zuckte. Tränen schossen aus ihren Augen. »Ich weiß es noch nicht«, sagte sie. »Aber ja. Ja, es ist ziemlich schlimm.«
    »Wollen wir die Polizei dazuholen?«
    »Nein.« Die Tränen liefen ihr die Wangen hinab. »Nicht, bevor ich dir nicht alles erzählt habe.«
    Er schwang die Füße aus dem Bett. »Dann lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen.«

    In der Schlange vor der Rezeption der Notaufnahme standen sechs Personen. Als Loren an ihnen vorbei direkt nach vorn
ging, murrten sie missbilligend. Loren beachtete sie nicht. Sie knallte ihren Ausweis auf den Tresen.
    »Hier ist vor kurzem ein Patient eingeliefert worden.«
    »Ach nee.« Die Frau hinter dem Tresen sah sie über den Rand der Halbbrille an und ließ den Blick dann über den überfüllten Wartesaal schweifen. »Ein Patient, sagten Sie?« Sie kaute ein paar Mal bedächtig auf ihrem Kaugummi herum. »Na ja, da haben Sie uns wohl erwischt. Stimmt, hier ist vor kurzem ein Patient eingeliefert worden.«
    Die Schlange kicherte. Loren wurde rot.
    »Er ist überfallen worden. Im Howard Johnson.«
    »Ach der. Ich glaube, der ist schon weg.«
    »Weg?«
    »Ist vor ein paar Minuten auf eigenen Wunsch entlassen worden.«
    »Wohin?«
    Die Frau sah sie mit leerem Blick an.
    »Schon klar«, sagte Loren. »Vergessen Sie’s.«
    Ihr Handy klingelte. Sie nahm den Anruf an und blaffte: »Muse?«
    »Äh, hi, ist da die Polizistin, die eben hier war?«
    Loren erkannte die Stimme. »Ja, Ernie. Was ist los?«
    Sie hörte ein leises Stöhnen. »Sie müssen noch mal zurückkommen.«
    »Was ist denn, Ernie?«
    »Hier ist was passiert«, sagte er. »Ich glaube … ich glaube, er ist tot.«

32
    Matt und Olivia füllten die erforderlichen Formulare aus und gingen. Sie hatten beide keinen Wagen am Krankenhaus. Matts stand

Weitere Kostenlose Bücher