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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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ausgezogen. Ich bin ihr neulich begegnet, und sie war seltsam.“
    Der Aufzug kam mit einem Ruckeln zum Stehen.
    Lucrezia öffnete schnell die Tür und trat in den Flur.
    „Meiner Freundin geht es bestens. Machen Sie sich keine Sorgen. Guten Abend.“
    „Guten Abend.“ Lucrezia spürte ihre neugierigen Blicke im Rücken. Sie war froh, als Anna die Tür öffnete.
     
    Eine halbe Flasche Prosecco und eine Pizza Capricciosa später atmete Lucrezia tief die Abendluft ein. Sie hatte Anna nichts von der Nachbarin erzählt. Das würde sie nur beunruhigen. Der Duft des Jasmins betörte sie, der Prosecco machte sie übermütig. Auf der Terrasse hoch oben über den Problemen waren Christianos Vorwürfe weit weg. Lucrezia gelang es, zu glauben, dass sie Anna nichts wegnahm, dass sie sich nur nahm, was Christiano nicht mit Anna teilen konnte. Der Himmel war in blutrote Farben getränkt. Die Dächer der Stadt zeichneten sich schwarz davor ab. Der Teufel ritt sie.
    „Ich habe eine Affäre.“ Sie sah Anna an.
    „Das ist nichts Neues. Du hast immer irgendwelche Affären.“ Anna hatte den Blick in die Ferne gerichtet.
    „Ja, aber dieses Mal ist es anders. Es ist an der Zeit, sich zu trennen, aber ich tue es nicht.“
    „Wer ist es?“
    „Ein Anwalt.“ Lucrezia machte eine Pause. Jetzt war sie so weit gegangen. Jetzt musste es sich auch lohnen.
    „Er ist verheiratet.“ Sie traute sich dann doch nicht, Anna in die Augen zu sehen.
    „Verheiratet?“, presste Anna hervor.
    „Ja, ich wollte es dir nicht erzählen, weil du diese Probleme mit Christiano hast.“ Lucrezia sah Anna jetzt doch an. Annas Gesichtszüge waren angespannt.
    „Ich bin vielleicht wirklich nicht die Richtige, mit der du dies besprechen solltest“, erwiderte Anna vorsichtig.
    „Es tut mir leid.“ Die Sonne war untergegangen. Ein kühler Wind zog auf. Lucrezia verwünschte sich. Warum hatte sie nicht den Mund gehalten? Weil sie niemand anders hatte, dem sie vertraute, gab sie sich selber zur Antwort. Sie stellte den Prosecco auf dem Beistelltischchen ab. Er schmeckte ihr nicht mehr.
    „Was willst du von ihm?“, fragte Anna.
    „Sex, Abenteuer, den ultimativen Kitzel.“
    „Liebe?“
    „Du kennst mich doch.“
    „Eben darum. Warum trennst du dich nicht, wenn es kompliziert wird?“
    „Ich finde nicht den richtigen Augenblick. Ich kann mich nicht zu einer Entscheidung durchringen.“
    „Was will er von dir?“
    Lucrezia wusste, dass Anna diese Antwort viel bedeutete.
    „Sex, Abenteuer, den ultimativen Kitzel.“
    „Du hast neulich aus Erfahrung gesprochen, als du mir erklärtest, was Christiano an dieser Frau findet“, stellte Anna fest.
    „Ja“, erwiderte Lucrezia. Ihre wurde plötzlich heiß. Sie öffnete den ersten Knopf ihrer schwarzen Seidenbluse.
    „Warum ist es kompliziert geworden?“, fragte Anna jetzt vorsichtig.
    „Weil es nicht mehr leicht wie der Wind ist. Vielleicht fehlt mir etwas. Vielleicht sehne ich mich nach etwas ...“ Lucrezia fehlten die Worte.
    „Beständigkeit, Vertrauen, Liebe“, half Anna.
    Lucrezia sah in die Ferne. Vor ihren Augen tanzten Annas Worte. Vielleicht war es das. Die Liebschaften, die Unverbindlichkeit reichten ihr nicht mehr.
    „Vielleicht“, antwortete sie vorsichtig.
    „Mit diesem Mann?“ Lucrezia entging nicht, wie Anna sich bemühte, ihrer Stimme die Schärfe zu nehmen.
    „Nein, nicht mit ihm. Aber vielleicht mit einem anderen.“ Lucrezia sah Anna an.
    „Es tut mir leid, dieses Gespräch ist schwierig für dich. Ich bin eine schlechte Freundin, darauf keine Rücksicht zu nehmen.“ Lucrezia hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Manchmal gingen mit ihr die Pferde durch.
    „Nein, das ist schon in Ordnung. Du bist keine schlechte Freundin. Du bist meine beste Freundin.“ Anna berührte sie am Arm. Aber Lucrezia spürte ihre Distanz. Für einen Augenblick wurde sie sich der Leere bewusst, die Anna in ihrem Leben hinterlassen würde.
    „Bitte, Anna, ich habe nie versucht, einer anderen Frau den Mann auszuspannen. Ich habe den Männern gegeben, was sie zu Hause nicht bekommen konnten. Verstehst du?“
    „Schon gut. Ich weiß. Ich lebe nicht auf dem Mars. Diese Sache mit Christiano hätte mich vielleicht auch gar nicht so getroffen, wenn es nicht an der Geburt von Laura passiert wäre. Wenn es nicht passiert wäre, als ich schwanger war. Da hätte ich schon von ihm erwartet, dass er seine Abenteuerlust, wie du es nennst, im Zaum hält.“
    „Zu Recht. Das war falsch. Aber Menschen

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