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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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Ein anderes Mal gerne. Erzähl mir von Maya.“
    Ein liebevolles Lächeln huschte über Pauls Gesicht. Es versetzte ihr einen Stich.
    „Ich habe sie auf einem Seminar kennengelernt. Sie ist auch Juristin. Ich weiß“, er winkte ab,
    „so langweilig, aber sie versteht mich, versteht, dass meine Arbeitszeiten anders sind, empfängt mich abends nicht mit einem nörgelnden Gesicht. Wir haben ein wundervolles, ausgeglichenes Leben zusammen.“
    „Und die Liebe?“ Anna konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    „Wir lieben uns. Vielleicht nicht so, wie man mit sechzehn geliebt hat, aber es ist Liebe.“
    Es lag ihr auf der Zunge, zu fragen, ob es nicht eher sie selber waren, die sich einredeten, die Liebe verändere sich mit dem Alter, um Kompromisse zu rechtfertigen. Aber sie tat es nicht. Das Essen schmeckte zu gut, der Wein war zu frisch, und die Sonne schien zu warm. Sie wollte keine Schwere.
    „Hast du ein Foto?“, fragte sie stattdessen.
    Paul kramte sofort geschäftig in seiner Hosentasche. Aus seinem Portemonnaie zog er zwei Fotos hervor.
    „Das ist Maya“, er reichte ihr das erste, „und das ist Paul junior.“
    Maya strahlte in die Kamera, lustige braune Korkenzieherlocken umrahmten ihr Gesicht, eine hing ihr widerspenstig in die Augen. Sie hatte große grüne Augen. Ihre Nase und Wangen waren mit Sommersprossen bedeckt. Die Fröhlichkeit war ihr ins Gesicht geschrieben. Ein Anflug von Eifersucht überraschte Anna. Sie gab das Foto rasch an Paul zurück.
    „Sie ist hübsch. Ich kann verstehen, dass du dich in sie verliebt hast.“
    „Ja, nicht wahr?“ Er betrachtete stolz das Bild.
    Das Ultraschallbild zeigte ein Ungeborenes. Mit einem Schlag erinnerte Anna sich, wie Christiano und sie Laura das erste Mal gesehen hatten. Sie hatten sich aufgeregt an den Händen gehalten.
    „Da klopft das Herzchen“, hatte Christiano andächtig gesagt, und seine Augen waren feucht gewesen. Sie hatte ihn für seine Fähigkeit, Momente gefühlvoll auszuleben, nur noch mehr geliebt. Vielleicht war es genau diese Eigenschaft, die jetzt gegen sie spielte. Anna schluckte schwer und trank rasch einen großen Schluck Wein.
    „Habt ihr schon einen Namen?“
    „Ich mag Alexander, sie Leander.“
    „Leander ist schön.“
    „Ja, vielleicht geb ich nach“, er zwinkerte ihr zu.
    „Aber lass uns mal geschäftlich werden.“
    Anna war froh über die Wendung des Gesprächs.
    „Der leitende Partner Christiano Rumi ist nicht ganz einfach. Er ist sehr gut, hat aber schon zum Ausdruck gebracht, dass er es nicht schätzt, wenn man sich in seine Angelegenheiten einmischt. Auf gut Deutsch, er wird dich nicht mit offenen Armen empfangen. Aber es hat mich nur in meinem Anliegen bestätigt, dass wir jemanden brauchen, der zwischen den Italienern und uns vermittelt.“
    „Also Christiano Rumi auf die Finger schaut.“
    Anna spürte eine leichte Übelkeit, als sie die Worte aussprach. Die Unsicherheit war wie ein Bumerang, der immer wieder zu ihr zurückkehrte.
    Paul lachte.
    „Genau das. Aber eben auch mehr, ich möchte, dass du die Anmeldung beaufsichtigst. Für unsere Mandanten ist es eine Risikoinvestition, die sie strengstens verfolgen wollen.“
    Anna fühlte sich schlecht. Sie hätte Paul einweihen müssen. Dies war ein wichtiges Mandat für ihn, und sie missbrauchte es für ihren privaten Ehekrieg.
    „Übrigens, hier sind die Namen der Kommissionsbeamten, die mit unserem Fall betraut sind.“ Er reichte ihr ein Blatt Papier. Annas Blick blieb an einem Namen hängen.
    „Ich habe mit Manuela Köhler das Praktikum bei der Europäischen Kommission gemacht.“ Pauls Gesicht hellte sich auf. „Das ist gut, das könnte von Vorteil für uns sein.“ Er warf einen Blick auf die Uhr.
    „Es ist Zeit.“
    Anna sah ihn unsicher an.
    „Mach dir keine Sorgen, diese Besprechung dient nur dazu, dass ihr euch kennenlernt.
    Christiano Rumi wird dort sein und die Chefin der Rechtsabteilung von Bellezza. Sie heißt Bruna Pellegrini.“ Er holte sein Portemonnaie heraus. „Ich lad dich ein.“
    Anna lief es heiß den Rücken herunter.
    Es gab kein Zurück mehr.
     
    Es war seltsam, im Strom der geschäftigen Menschen zu laufen, die von ihrer Mittagspause an ihren Schreibtisch zurückkehrten. Anna fühlte sich in die Londoner Zeit zurückversetzt. Kurz dachte sie mit Wehmut daran, wie sie morgens oft von der U-Bahn-Station durch die Straßen des Bankenviertels gelaufen war. Schnell hatte sie sich einen Kaffee und einen Muffin bei dem Take-away

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