Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
Vom Netzwerk:
Kaffee.“
    Anna schreckte aus ihren Gedanken hoch und nahm den Kaffee entgegen. „Danke.“
    Anna wandte sich wieder dem Laptop zu.
    „Das erinnert mich an alte Zeiten“, sagte Christiano in die Stille hinein. „Lustig. Ich habe gerade dasselbe gedacht.“ Sie sah ihn an.
    „Sag mal, was ich dich schon immer fragen wollte ...“ Christiano wich ihrem Blick aus. „War es Zufall, dass du nur meine Hand getroffen hast?“
    „Ja.“
    Christiano nickte verunsichert. „Das hatte ich befürchtet.“
    Anna heftete ihren Blick wieder auf den Bildschirm. „Ich wäre dann so gut wie fertig“, sagte sie übergangslos, „ich habe einige Marktdefinitionen leicht geändert. Willst du es lesen?“
    „Warte, ich komme rüber und schaue es mir an.“
    Christiano stellte sich hinter sie und las die Passage durch. Anna spürte seine körperliche Nähe. Auf einmal war sie nervös.
    „Was meinst du?“ Sie blickt zu ihm auf.
    „Das ist gut. Keine Änderungsvorschläge. Oder vielleicht an dieser Stelle.“ Er nahm ihr die Maus aus der Hand und klickte in den Text. Sie zuckte zusammen, als er ihre Hand berührte. Er änderte ein paar Sätze.
    „Jetzt liest es sich besser“, fand Christiano. „Damit wären wir fertig. Es ist schon fast fünf Uhr morgens“, fügte er nach einem Blick auf seine Armbanduhr hinzu.
    Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Es kribbelte in ihrer Magengrube. Das war lächerlich. Christiano war ihr Ehemann. Schnell überflog sie die Passage und nickte.
    Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Blicke trafen sich. Christiano strich ihr fast scheu über das Gesicht. Sie schmiegte ihre Wange an seine Hand.
    „Ohne dich hätte ich das nie geschafft“, murmelte er.
    Anna zog seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn. Sie hatten es eilig, zu eilig, um die Akten beiseitezuschieben.
     
    Als Anna sich später auf den Heimweg machte, dämmerte es. Die Straßen waren noch leer. Die Geschäfte geschlossen. Sie fuhr an einer Bar vorbei, deren Besitzer gerade die Tür aufschloss. Sie hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Für einen Augenblick wollte sie in dieser zwielichtigen Welt zwischen Tag und Nacht verweilen. Sie fuhr zum Park Sempione und parkte ihr Auto vor dem Eingang neben dem Restaurant Just Cavalli. Der Park war leer. Sie setzte sich auf eine Bank und genoss die Einsamkeit.
     
    „Du hast mit ihm geschlafen.“
    „Wie bitte?“ Anna drehte sich zu Helene um, die Laura wickelte.
    „Ich sehe es dir an der Nasenspitze an“, erwiderte sie, ohne ihren Blick von Laura abzuwenden.
    „Es hat nichts zu bedeuten. Es war der Moment. Die Erinnerung an etwas, das vergangen ist.“
    „Deine Nase hat gerade das Fenster durchbohrt.“
    „Wann fahrt ihr ab?“
    „Lenk nicht ab.“ Helene blickte auf. Sie trug ein seidenes Maxikleid, das in allen Regenbogenfarben schimmerte. In der Hand hielt sie Lauras Windel. Anna lachte.
    „Was ist so lustig?“, wollte Helene wissen.
    „Du und die Windel.“
    „Wie bitte?“
    „Vergiss es. Laura und ich kommen mit nach Hamburg.“
    „Warum?“
    „Mir fehlt meine Heimat.“
    „Du brauchst Abstand.“
    „Das auch.“
    „Braucht Paul dich nicht mehr?“
    „Den Rest schaffen sie alleine.“
    Lucrezia sah zum hundertsten Mal auf ihr Handy. Bis auf zwei Anrufe von Anna, nichts. Dieser verdammte Kerl versuchte nicht einmal, sie umzustimmen. Sie kam an einem Reisebüro vorbei. Ihr Blick blieb an einem karibischen Strand hängen. Sehnsüchtig betrachtete sie das Foto.
    Weit weg sein, alles hinter sich lassen, dachte sie. Sie würde keine Probleme haben, einen neuen Job zu finden. Ihr Lebenslauf war hervorragend. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Sie hing zwischen gestern und heute fest. Noch immer horchte sie verwundert auf ihr Herz, das das erste Mal für einen Mann schlug. Sie hatte schon gewusst, warum sie sich nie verliebt hatte. Es tat einfach zu weh.
    Zu Hause wühlte sie in der hintersten Ecke ihres Kleiderschrankes und fand schließlich die Packung Zigaretten, die ihr seit Tagen im Kopf herumkreisten.
    „Wie tief kann man sinken?“, murmelte sie vor sich hin, während sie versuchte, ein Streichholz zu entzünden.
    Sie inhalierte den Rauch tief und hustete.
    Niedergeschlagen drückte sie die Zigarette auf einer Untertasse aus.
     
    Anna schreckte auf, als es schellte. Gedankenverloren hatte sie ferngesehen, ohne der Handlung zu folgen. Wer konnte das zu dieser Stunde sein? Helene und Antonio waren ausgegangen, und

Weitere Kostenlose Bücher