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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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ihre Wohnung.
    „Erst ins Bad“, kommandierte sie. „Du tropfst alles nass.“
    Wenig später tauchte Christiano in ihren Bademantel gehüllt auf. Er war ihm zu kurz. Seine frottierten Haare standen zu allen Seiten ab.
    Eine Woge der Zärtlichkeit durchfuhr sie.
    „Willst du auch ein Glas?“
    Er nickte und ließ sich auf die Couch sinken.
    „Was ist nur in dich gefahren?“ Er sah sie vorwurfsvoll an.
    „Dasselbe könnte ich dich fragen“, gab sie zickig zurück.
    „Annas Großmutter und ihr Verlobter.“
    „Ihr Verlobter?“
    „Sie hat einen Don Giovanni auf Sizilien aufgegabelt und ihm gleich einen Antrag gemacht.“
    „Wie bitte?“
    Christiano winkte ab.
    „Die ist verrückt, frag nicht. Jedenfalls belagern die mein Hotelzimmer, und ich habe dafür jetzt keinen Kopf. Hast du meine E-Mail gelesen?“
    Lucrezia nickte.
    „Bruna erwartet übermorgen früh die Anmeldung auf ihrem Schreibtisch. Uns bleibt nicht viel Zeit.“ Er sah sie bittend an. Ihr Herz schmolz.
    „Das schaffen wir. Wir stehen morgen früh auf“, sagte sie.
    „Das heißt?“
    „Du kannst hier übernachten.“ Warum tat sie das? Sie wollte es beenden. Jetzt wäre der Moment.
    Sie trank ihr Glas leer und schenkte sich ein neues ein. Wortlos reichte sie Christiano die Flasche.
    „Danke“, sagte er, „nicht nur für den Grappa.“ „Es ist ein ganz schönes Schlamassel“, sie meinte viel mehr als die berufliche Situation.
    Er nickte und sah sich um.
    „Schöne Wohnung. Passt zu dir.“
    Eigentlich wusste er nichts von ihr, dachte sie. Aber das hatte sie auch immer so gewollt. Lucrezia stand auf und setzte sich neben ihn. Er zog sie wortlos an sich und küsste sie. Später lag sie im Bett und starrte an die Decke. Sie horchte auf Christianos leises Schnarchen. Sie drehte sich zu ihm und betrachtete ihn. Zärtlich strich sie ihm über den Kopf. Die Wahrheit holte sie sanft ein. Sie hatte sich in Christiano verliebt.
     
    Lucrezia blinzelte. Sonnenschein fiel in das Schlafzimmer. Sie streckte sich. Für einen winzigen Augenblick verharrte sie in dem Niemandsland zwischen Traum und Realität. Dann fiel es ihr ein. Sie hatte sich verliebt. Einen Moment gab sie sich dem süßen Gefühl hin. „Lucrezia, beeil dich, wir müssen los.“ Christiano steckte seinen Kopf zur Schlafzimmertür hinein. Er steckte in dem Anzug vom Vorabend, der jetzt verknittert war. „Wie wär es mit einem Frühstück?“ Sie rieb sich die Augen und richtete sich im Bett auf. „Spinnst du? Wir hätten eigentlich die Nacht im Büro verbringen müssen, statt hier unsere Zeit zu verschwenden.“
    Seine Worte trafen sie wie ein Schlag.
    „Unsere Zeit zu verschwenden?“, wiederholte sie ungläubig.
    „Du weißt schon, wie ich das meine. Komm schon.“
    „Nein, das weiß ich nicht“, entgegnete sie scharf.
    „Lucrezia, bitte zick jetzt nicht rum. Was ist nur mit dir los? Es war doch bisher alles einfach zwischen uns.“
    „Ja, das hat dir gepasst, nicht wahr?“ Sie schnaubte.
    „Können wir darüber bitte später reden? Wir müssen jetzt los. Vor uns liegt ein langer Tag.“ Christiano sah ungeduldig auf seine Uhr.
    „Falsch. Vor dir liegt ein langer Tag.“
    „Wie bitte?“
    „Ich kündige fristlos, unsere Affäre und unser Arbeitsverhältnis.“

8. Kapitel
    Christiano sah auf die Uhr, schon kurz nach sechs. Es hatte sich alles gegen ihn verschworen. Nicht nur Lucrezia hatte ihn im Stich gelassen, auch alle anderen Associates waren auf wichtigen Projekten eingespannt. Die Worte auf dem Bildschirm flimmerten. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Sein Leben war aus den Angeln gehoben. Seine Welt stand auf dem Kopf. Selbst in den kritischsten Situationen hatte er immer einen kühlen Kopf bewahrt. Jetzt gelang es ihm nicht mehr. Spätestens morgen früh mussten Bruna und Sun Equity die Anmeldung erhalten. Wie sollte er das schaffen? Er drehte das Telefon in seinen Händen.
    Schließlich gab er sich einen Ruck und wählte Annas Nummer.
    „Deine Großmutter hat sich mit einem Papagallo verlobt, meldete er sich einleitungslos.
    „Eins muss man dir lassen. Das ist ein origineller Vorwand, mich anzurufen. Wie kommst du mit Helene zurecht?“
    „Sie vergnügt sich mit ihrem Toyboy in meinem Hotelzimmer.“
    „Bist du betrunken?“, fragte Anna leicht besorgt.
    „Schön wär’s“, seufzte Christiano.
    „Was ist denn los?“
    „Ich vermisse euch.“
    „Was ist los, Christiano?“, wiederholte Anna mit Nachdruck.
    „Lucrezia hat gekündigt, und

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