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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Eisenoxid-Verbindungen, die sich auch mit Chlorbleichlauge nicht auflösen lassen. Wie auch: Die Chlorbleichlauge setzt höchstens noch mehr Sauerstoff frei. Da freut sich das Hämoglobin-Taxi entweder über neue Fahrgäste oder es zuckt mit den Schultern und sagt: » Ich bin leider schon besetzt«, aber es löst sich nicht in seine Bestandteile auf.
    Das Tröstliche ist, dass dieser Geruch auch nicht unbedingt ekelhaft ist, nicht aufdringlich. Man bemerkt ihn eben einfach, es riecht eisenhaltig, nicht wie in einer Schlosserwerkstatt, wo die Eisenspäne herumliegen, viel feiner, manche Mineralquellen in Heilbädern riechen auch so. Ein Geruch von Eisen in der Luft. Und er bleibt auch längst nicht so hartnäckig wie Leichengeruch. Er lagert sich nicht an, er verfliegt viel schneller.
    Insofern kann ich damit leben. Jedenfalls so lange, bis mir auch dafür noch eine Lösung eingefallen ist.

12 . Stützen
    Ich habe es nicht gleich gemerkt. Es hat überhaupt etwas gedauert, und anfangs war alles normal. Ich habe mich auf den Einsatz sogar gefreut. Doch, das ist so, auch wenn das vielleicht nicht jeder verstehen kann. Man muss sich klarmachen, dass ich diesen Beruf nicht ausüben könnte, wenn ich jedes Mal mit einem » Oje-oje-oje«-Gesicht zum Putzeinsatz fahren würde. Ich könnte nicht arbeiten, und die Betroffenen wollen natürlich, dass derjenige, der zu ihnen kommt, eine gewisse Zuversicht ausstrahlt. Wenn er dann da ist, wundern sie sich vielleicht, was das für ein seltsamer Kauz ist, der so was macht, aber sie finden es auf jeden Fall gut, dass da jemand nicht die Nerven verliert, und eines Tages, wenn sie mal ein bisschen Zeit zum Nachdenken haben, dann können sie sich wahrscheinlich sogar denken, dass er seine Arbeit nicht gerade langweilig findet.
    Gerade bei einem Mord.
    Bei Mord ist es ja auch so, dass ich mich manchmal lange auf einen Einsatz freuen kann. Das liegt daran, dass ich bei einem Mord relativ früh benachrichtigt werde. Das KIT ist vor Ort, es sagt den Angehörigen, dass sie sich in dieser Angelegenheit Hilfe holen können, ich werde angerufen und beauftragt, das geht alles sehr schnell – aber nach der Auftragserteilung dauert es ziemlich lange, bis wir tatsächlich kommen dürfen. Wir beseitigen schließlich Spuren, also müssen die Ermittlungen erst komplett abgeschlossen sein – das kann einige Wochen dauern. Bedeutet also: Während all dieser Wochen weiß ich, dass ich da bald diesen spannenden Einsatz haben werde. Und wenn der Mord recht prominent ist, dann habe ich auch in der Zeitung was darüber gelesen oder im Fernsehen gesehen, und das löst dann schon eine Art von Vorfreude aus. Damit man mich nicht für völlig krank hält: Es gibt so was öfter, das ist, sagen wir mal so, als ob man das erste Mal nach New York fliegen würde. Wenn man dann hinfliegt, ist man auch ganz kribbelig, weil man bald all die berühmten Orte und Ecken selbst sehen wird, über die man schon so viel gelesen und gehört hat. Das ist zwar nicht ganz dasselbe, aber ein bisschen ähnlich ist es schon.
    Auch bei dem Mord in Ebenhausen haben wir vorher die TV -Bilder gesehen, das Haus von außen, in dem ein Mann seine Frau erstochen hatte. Der Fall war prominent, vor allem, wie ich annehme, weil der Mann Rechtsanwalt war. Das ist immer gut für die Medien, weil » Rechtsanwalt « immer so klingt, als ob da Wunder was für ein Staranwalt in einem Traumhaus gelebt hätte. » Alkoholiker erschlägt Freundin«, so was ist nur eine kleine Meldung, aber » Rechtsanwalt ersticht Frau«, das ist immer eine gute Schlagzeile. Es funktioniert übrigens genauso gut mit » Arzt« oder » Manager«.
    Angerufen hat uns in diesem Fall die Mutter des Täters, fast direkt nach der Tat, aber letztlich hat es dann beinahe ein Vierteljahr gedauert, bis wir zur Reinigung kommen konnten.
    Das Haus war keine Traumvilla, es war ein ganz normales Haus, ein Doppelhaus, und die Hälfte, in der der Anwalt und seine Familie gewohnt hatten, gehörte auch nicht ihm, sie war lediglich gemietet. Wir klingelten bei den Nachbarn. Eine Dame öffnete uns, nicht alt, aber älter. Sie nahm den Schlüssel, brachte uns nach nebenan zum Tatort und sagte, wir sollten ihr dann später auch die Rechnung schicken. Ich muss sie ein bisschen seltsam angesehen haben, logisch, weil die Rechnung normalerweise nicht einfach die Nachbarn bezahlen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis sie meinen Blick bemerkt und verstanden hatte, und dann sagte sie eher

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