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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mein Kostenvoranschlag zu hoch war. Sie hat daraufhin das Erbe ausgeschlagen, die Übernahme der Kosten ebenfalls, und damit blieb der Schwarze Peter bei der Heimleitung hängen, die aber bis zur endgültigen Klärung des Vorgangs immerhin die Erstmaßnahmen bestellte: Entfernen der Geruchsquellen, geruchliche Neutralisation, jedenfalls so weit es möglich war, ohne die Wohnung auszuräumen – bevor man die Sachen im großen Umfang hätte wegschmeißen können, hätte man logischerweise erst die Nachlassfrage endgültig klären müssen.
    Also haben wir uns ans Putzen gemacht. Wir haben die Maden entfernt, wir haben den Parkettboden ausgesägt und die befallenen Teile weggeschafft, wir haben beruhigt festgestellt, dass drunter eine Trittschalldämmung war, die ebenfalls viel Leichenflüssigkeit aufgesaugt hatte, und noch darunter eine Plastikfolie, die die Flüssigkeit dann aufgehalten hatte. 2,50 Meter mal 2,50 Meter Parkett und ein bisschen Dämm-Material – das ließ sich wirklich sauber entfernen. Und beim Putzen, beim Sägen, ist mir der zweite Grund eingefallen, weshalb es ganz gut gewesen war, dass ich nichts gesagt hatte.
    Die Wohnung von dem alten Herrn war nämlich genau so eine Wohnung, wie man sie niemals in einem Altenheim findet. Der Mann lebte in seinem Gerümpel, und er fand das gut. Seine alte Wohnung hatte garantiert genauso ausgesehen. Und an diesem Punkt stellt sich doch die Frage, ob der Anbieter es ernst meint mit dem betreuten Wohnen. Das ist doch so was wie die absolute Nagelprobe: Darf ich meine Wohnung in dem Heim genauso zurümpeln wie die Wohnung vorher?
    Und wenn es in meiner Wohnung unangenehm riecht? Kommen die Wohnbetreuer dann rein und schimpfen? Behandeln sie einen dann wie ein kleines Kind, bevormunden sie einen? Oder darf ich selbstbestimmt in meiner Unordnung wohnen?
    Dieser Mann durfte. Er durfte zehn Tage lang in seiner Wohnung verwesen, ohne dass ihm jemand reingequatscht hätte. Und wenn ich mal der Ansicht bin, ich sei ein Fall fürs betreute Wohnen, dann werde ich mir genauso ein Heim aussuchen, in dem das möglich ist.

17 . Saw VIII
    Das Problem an sich kennen viele: Sobald man unter die Dusche geht, klingelt das Telefon. Den ganzen Tag über nichts. Sogar, wenn man auf einen bestimmten Anruf wartet. Aber wenn man richtig klatschnass ist, überall seifig – dann klingelt’s. Bei mir ist es ähnlich, wenn auch nicht mit der Dusche. Ich glaube, bei mir gibt es da irgendeine Verbindung mit der Formel 1. Der Sonntagvormittag geht vorbei, das Frühstück, es ist zehn, es wird zwölf, das freie Training, das Qualifying, alles egal, es geht ums Hauptrennen am Sonntagnachmittag. Und noch was gehört dazu: Den Fernseher einschalten allein genügt nicht, ich muss ihn erst aufs Sofa ausgerichtet und mir eine Cola geholt haben, mich auf dem Sofa hingelegt haben, schön ausgestreckt, und es mir so bequem gemacht haben, dass man praktisch noch siebeneinhalb Minuten braucht, bis man weggedöst ist, dann läutet das Telefon.
    Aber das ist natürlich Unsinn. Tatsächlich läutete das Telefon deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt die Mittagessenszeit grade vorbei ist. Und weil das Kriseninterventionsteam KIT unsere Mitarbeit bei einer Familie brauchte, bei der dieses Mittagessen ausgefallen war. Ein Selbstmord, lautete die Ansage, hauptsächlich Blut.
    Ich sammelte rasch Klaus ein und machte mich auf den Weg. Eine Dreiviertelstunde später waren wir vor Ort. Ein junger Mann empfing uns, vielleicht Mitte dreißig, er stellte sich als der Schwiegersohn des Hauses vor. Er war recht bestimmt, aber nicht unfreundlich, und als Erstes fragte er uns, ob wir vielleicht durch den Hintereingang gehen könnten.
    Ich sah mich vorsichtig um. Es war eigentlich alles ganz ruhig. Im Garten sah ich einen Teil des Swimmingpools. Man hörte leise Stimmen, Teile eines Gesprächs, aber mit vielen Pausen. Auf der Wiese neben dem Pool stand eine Hollywoodschaukel. Eine ältere Dame saß in der Schaukel, sie blickte friedlich ins Nichts und schaukelte ein kleines Kind auf den Knien. Das Kind wirkte fröhlich.
    » Mein Schwiegervater ist gestorben«, sagte der junge Mann sehr beherrscht, » er hatte Krebs. Und wir möchten meine Schwiegermutter auch möglichst schonen.«
    Für einen Augenblick dachte ich, dass angesichts ihres verstorbenen Mannes eine Schonung wohl eher schwierig würde, aber dann fiel mir ein, was er meinte.
    » Sie hat ihn auch nicht mehr gesehen, seit wir ihn gefunden haben«, fügte der junge

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