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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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waren bester Laune, die junge Frau rief noch ihre Tochter zu Hause an, um sie zu fragen, ob sie demnächst mit zum Konzert einer Volksmusikkapelle gehen wollte. Und dann, so gegen 21, 22 Uhr, gingen sie nach Hause. Die ältere Mutter zu sich, die Frischverliebten in die Wohnung der jungen Frau.
    Die Wohnung, in die uns die Mutter hineinließ, Petra, Hardy und mich, wirkte, als hätte sie jemand mit Blut ausgewischt. So etwas hatte noch niemand von uns gesehen. Und erst nach und nach wurde uns klar, was wir da warum sahen.
    Der Ex-Freund hatte die Nacht abgewartet. Er war um das Haus am Rand des Baugebiets herumgeschlichen. Und dann war er über die Katzentreppe in den ersten Stock geklettert, dorthin, wo die junge Frau wegen ihrer Katze die Türe nie zumachte. Was nicht ungewöhnlich ist – in einem 8000-Seelen-Ort, denkt man sich, wüsste man es, wenn einer der Mitbewohner gefährlich ist. Vor allem, wenn man seit 35 Jahren dort wohnt und praktisch jeden kennt. Der Täter hatte jedenfalls kein Problem, in die Wohnung zu kommen. Dort schlich er durch den Flur zum Schlafzimmer. Und was dann passierte, hat mich wirklich fassungslos gemacht.
    Das Bett steht direkt neben der Tür zum Flur. Man öffnet die Tür zum Bett hin. Als der Täter eintrat, mit einem Fischermesser, einem enorm scharfen Klappmesser mit elf, zwölf Zentimetern Klingenlänge in der Hand, sah er hinter der Tür erst den neuen Freund quer vor sich schlafen, dahinter seine Ex-Freundin und das Balkonfenster. Er ist mit einer Brutalität vorgegangen, die einfach unvorstellbar war: Er sprang zuerst dem Freund auf den Brustkorb, zog ihm die Messerklinge quer über den Hals, tief, er durchtrennte Luft- und Speiseröhre, und dann rammte er ihm das Messer senkrecht in den Brustkorb. Und um eine Vorstellung von der Geschwindigkeit zu bekommen: Seine Ex-Freundin wachte in dem Moment auf, als er seinem Nachfolger auf den Körper sprang. Sie ist sicher nicht sofort hellwach gewesen, aber länger als zwei Sekunden dürfte sie nicht gebraucht haben, um zu wissen, was hier passierte. Sie sprang auf, versuchte aus dem Zimmer zu rennen. Sie hätte über den Balkon fliehen sollen, aber sie wollte wohl ihre Tochter nicht verlassen, die im Nebenzimmer schlief. Also musste sie außen um das Bett herumrennen, das braucht aber auch nur drei, vielleicht vier Sekunden. Doch der 46-Jährige war schneller. Er erwischte sie an der Schlafzimmertür und dort rammte er ihr das erste Mal das Messer in den Rücken.
    Sie versuchte noch, zur Wohnungstür zu kommen. Das war eine Strecke von weiteren drei, dreieinhalb Metern. Sie versuchte sich zu wehren, sie war sportlich, aber klein, leicht und ohne jede Chance. Auf diesen dreieinhalb Metern drosch er ihr das Messer weitere sechs Mal in den Rücken, und man muss »drosch « sagen, weil ein Fischermesser kein Stilett ist, das bohrt man nicht in einen Menschen wie eine Stricknadel in einen Rührkuchen, dazu braucht man Kraft, und zum Rausziehen braucht man auch wieder Kraft, und die Blutspritzer an den Wänden zeigten: Er hatte zugestochen wie ein Wahnsinniger. Und als er das siebte Mal zugestochen hatte, war sie bewusstlos.
    Dann nahm er die leblose junge Frau und schleifte sie ins Badezimmer, zur Toilettenschüssel. Er hielt ihren Kopf an den Haaren über die Schüssel und schnitt ihr den Hals durch wie bei einer Hausschlachtung. Wir sahen fassungslos ins Badezimmer, mit einer Mischung aus Wut und Zorn und Mitleid. Ich habe schon manchen Tatort gesehen, aber noch nie habe ich einen Täter, einen mir völlig unbekannten Täter, so gehasst wie in diesem Moment.
    Danach stand er auf und wollte aus dem Badezimmer gehen, und wenn es überhaupt ein kleines bisschen Wiedergutmachung in dieser furchtbaren Geschichte gab, dann den Moment, als er aus der Badezimmertür trat und zu Tode erschrak, weil er vor sich seinen Nachfolger sah, den Mann mit dem durchgeschnittenen, blutüberströmten Hals, dem er vor einer Minute sicherheitshalber auch noch das Messer in die Brust gestoßen hatte.
    Er hat ihm daraufhin das Messer gleich noch einmal in den Bauch gebohrt und das Zwerchfell zerfetzt. Er zog es sofort wieder heraus, um wieder zuzustoßen, aber da hatte der Schwerverletzte erstmals seinen Arm zur Abwehr dazwischen gebracht. Das Messer drang zwischen Elle und Speiche hindurch, bis die Spitze auf der anderen Seite herauskam. Und trotzdem fand der blutende Mann noch die Kraft, seinen Arm mitsamt dem Messer zur Seite zu reißen, die Klinge

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