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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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Gemüsefach.
    „ Ich muss jetzt einkaufen, viel Spaß dann mit deinem Drei-Stufen-Turbo-Vibrator.“
    Florence antwortete mit Schweigen. Als sie die Bemerkung verinnerlicht hatte, hörte Sandra ein Lachen. „Du bist unmöglich, warum bin ich bloß mit dir befreundet?“
    „ Weil es niemand sonst mit mir aushält.“
    „ Das muss es wohl sein.“
     
    Wieder zu Hause verstaute Sandra den fünfundsiebzig Euro wertvollen Einkauf in drei Sekunden in ihren Schränken. Sie lebte in einer Zwei-Zimmer-Altbauwohnung in Köln Sülz, mit hohen Decken und krächzendem Heizungssystem. Manchmal unterhielt sie sich mit dem Heizkörper in der Küche, der ihr zuverlässig Antwort gab. Die Wohnung strahlte die Behaglichkeit früherer Architektur aus, mit Stuckverzierungen an den Decken und schweren Vollholztüren, und lag in einer Seitenstraße, sodass sie vom lauten Stadtverkehr verschont blieb. Sandra träumte vom eigenen Haus mit Garten, genau wie Florence eins besaß. Genau genommen gehörte das Haus Jürgen.
    Mit ihrem Einkommen allein würde sie es frühestens mit Fünfzig schaffen, oder sie bräuchte auch einen Jürgen. Und nicht nur dafür. Seit Jahren ging sie mit attraktiven Männern aus, doch die verdunsteten auf geheimnisvolle Weise, so wie das Wasser in den Schalen auf der Heizung. Oder sie hießen Herr Bode und waren grottenlangweilig und unfallgefährdet.
    Sie seufzte, suchte ihre Sachen zusammen und freute sich auf ein Wochenende bei Tante Gudrun.
     
    Sandra bog mit ihrem marineblauen Kleinwagen in Tantchens Straße in Köln Rodenkirchen ein und konnte das alte braune Haus schon sehen, in dem sie nach dem Tod ihrer Eltern ein paar glückliche Jahre verbracht hatte, bis sie schließlich auszog, um auf eigenen Beinen zu stehen. Es hatte einen herrlich dicht bewachsenen Garten, den Tante Gudrun liebevoll pflegte und in dem sie jede einzelne Blume beim Vornamen kannte. Der Sommer begann gerade erst, die Sonne stand im Zenit und der Himmel strahlte wolkenlos blau. Sandras Muskeln entspannten sich und sie spürte, wie sie das Berufsleben hinter sich ließ. In Erwartung, ein leckeres Mittagessen vorzufinden, gab ihr Magen ein beeindruckendes Knurren von sich.
    Tante Gudrun stand im Vorgarten, als Sandra den Wagen auf der leeren Einfahrt parkte. Schon längst hatte Tante Gudrun das Fahren aufgegeben, ging selten aus dem Haus, und wenn es unvermeidlich war, nahm sie den Bus.
    Sandra stieg aus und ging auf die freudig strahlende Tante zu. Sie schlossen einander in die Arme. Tantchen roch nach Sommersonne und frisch geschnittenen Blumen.
    „ Wie schön dich zu sehen, Liebes.“
    „ Ich freue mich auch, Tantchen.“
    „ Sag das nicht zu mir, Tantchen klingt nach altem Weib. Ich bin erst fünfundsiebzig.“
    Sandra kicherte und schaute in das klare Gesicht, das von Lachfalten übersät war, ansonsten aber keinen Tag älter als sechzig wirkte. Silbernes, modern kurz geschnittenes Haar verstärkte den Eindruck einer vitalen, weisen Frau, die noch immer voll im Leben stand.
    „ Stimmt, entschuldige bitte.“
    „ Schon gut, komm rein, der Salat verwandelt sich in Humus.“
    Sandras Magen meldete sich erneut. Schon an der Türschwelle kam ihr der vertraute Duft des Hauses entgegen. Es roch nach Möbelpolitur, alten Büchern und einem leckeren Braten.
    „ Mmm, ich rieche geschmorte Kuh.“
    „ Das mache ich nur für dich, das weißt du hoffentlich. Ich esse sehr selten Fleisch, aber für dich gibt es heute einen Sonntagsbraten, obwohl Samstag ist. Wir haben ja schon immer gemacht, was wir wollen.“
    Sandra grinste. In der Tat war ihre Tante, wie die ganze Familie, schon immer eigenen Regeln gefolgt. Sicher hatte sie das geerbt, denn man sagte ihr nach in Selbstständigkeit ein Ass zu sein, was sie für eine höfliche Umschreibung von Sturheit hielt, sich jedoch nicht weiter daran störte. Wahrscheinlich konnte man seinen Genen sowieso nicht entkommen.
    Gudrun griff nach gehäkelten Topflappen und öffnete den altmodischen Ofen, aus dem ein köstlicher Duft strömte. Sandras Nasenflügel bebten, während sie sich an dem Geruch berauschte. Sie beobachtete, wie Gudrun geschickt mit dem dampfenden alten Monster von einem Ofen umging, vor dem sie selbst immer schon größten Respekt gehabt hatte. Tantchen weigerte sich standhaft die Segen der modernen Technik zu nutzen, wie beispielsweise eine Einbauküche. Daher war alles unverändert seit Sandras Kindheit, was heimelig und beruhigend wirkte. Die gesamte Einrichtung versetzte

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