Kein Kerl zum Verlieben
Susi von dem Ausflug. Nach einer Weile sagte sie unvermittelt: „Ich mache mir fast Sorgen um meinen Nachbarn, er hat schon seit Tagen keine laute Musik mehr gehört und gesehen habe ich ihn auch nicht.“
„Höre ich da neben der Sorge um einen Unbekannten etwa auch Neugier und Interesse heraus?“, fragte Susanne schmunzelnd.
„Najaa“, dehnte Ricky. „Vielleicht? Der Typ sieht so wahnsinnig toll aus, total wie ein Model aus dem Fernsehen. Aber genau das ist das Problem, er sieht einfach zu gut für mich aus.“
„Nun mach‘ dich mal nicht häßlich, du bist hübsch und kannst jeden Kerl haben, wenn du willst. Aber ich verstehe schon, was du meinst. So ein Schönling fliegt von Blüte zu Blüte und bleibt bei keiner lange, auch wenn es eine Orchidee ist.“
„Das hast du schön gesagt!“
„Und dein Assistent?“
„Was ist mit dem?“
„Na Süße, du bist solo und willst eine Familie und Kinder. Die fallen nicht vom Himmel, da musst du schon etwas tun. Kapiert?“
„Sith sieht ganz gut aus, er hat auch Manieren, aber er ist so aufdringlich. Ständig macht er Andeutungen oder fragt direkt, ob wir mal Essen gehen. Vielleicht würde es besser mit ihm, wenn ich wirklich mit ihm Essen ginge, aber es schreckt mich ab, wenn er mich so anmacht. Das mag ich einfach nicht.“
„Gibt es andere Solokollegen?“
„Nun hör aber auf, Susi, ich bin keine zwei Wochen hier. Außerdem bin ich zum Arbeiten hergekommen, nicht, um Urlaub zu machen oder Männer abzuschleppen. Warten wir ab, was sich entwickelt, okay?“
„Okay, okay, du sollst ja arbeiten. Aber Spaß muss auch sein. ich will nicht, dass du als alte Jungfer versauerst.“
„Jungfer bin ich schon lange nicht mehr“, lachte Ricky.
Am nächsten Abend musste sie arbeiten. Zumindest empfand sie es als Arbeit. Ihr Chef hatte ein Geschäftsessen anberaumt, zu dem sie ihn begleiten musste. Ricarda konnte nicht nach Hause fahren und sich umziehen und musste zu dem Treffen in ihrer normalen Bürokleidung gehen, die sie nicht nur unpassend, sondern auch durchgeschwitzt fand. Sie trafen den Geschäftsführer einer japanischen Firma, die sich in Thailand etabliert hatte. Er wollte seine Untergebenen krankenversichern und das gemeinsame Essen sollte einen Vertrag besiegeln. Der Firmenleiter, der mit seinem Vize und seiner Sekretärin erschien, erinnerte Ricarda an den Japaner, den sie im Pool getroffen hatte. Herr Wattanaprusek hatte ein Sushirestaurant ausgewählt, eine Idee, die Ricarda nicht so gelungen fand. Sushi hatten die Japaner sicher zur Genüge selber zu Hause, sie hätten bestimmt lieber thailändisch gegessen, wie sie selber auch, aber der Chef war der Chef, sie nur die Sekretärin.
Donnerstag fragte sie der Chef, ob sie am kommenden Sonntag, dem 17. November schon etwas vorhätte. Ricarda verneinte.
„Sie wissen aber schon, was an diesem Tage bei uns gefeiert wird?“, fragte Wattanaprusek in seinem thailändisch angehauchten Englisch.
„Nein, weiß ich nicht“, antwortete Ricky und dachte angestrengt nach. Im November waren ihr keine Feiertage bekannt und mit buddhistischen thailändischen Feiertagen hatte sie sich noch nicht befasst.
„Am Vollmondtag des zwölften Mondmonats im Jahr feiern wir in Thailand das Loy Krathong Fest. Es ist ein großes Lichterfest mit langer Tradition in Thailand und bei allen Menschen sehr beliebt. Dieses Jahr fällt es auf den 17. November und die Leute freuen sich schon darauf.“ Es schaute Ricarda erwartungsvoll an, doch sie hatte keine Ahnung, was sie erwidern sollte.
„Ich sehe, Sie sind uninformiert, also haben Sie noch keine Verabredung. Meine Frau bat mich, Sie einzuladen, mit uns zum See im Benjakittipark zu gehen. Kommen Sie?“
„Oh, das ist eine Ehre für mich. Wo ist denn dieser Benjakittipark?“
„Nun, Sie wohnen doch neben dem Ocean Tower an der Asok? Gegenüber ist der Park.“
„Oh jeh, diesen Park meinen Sie! Ja, ich schaue von meiner Wohnung direkt darauf und auf den See in der Mitte.“ Das war ihr jetzt peinlich. Nun traute sie sich auch nicht mehr, abzusagen. „Wenn Ihre Frau das möchte, komme ich gern mit.“
„Das ist gut, ich werde es ihr ausrichten. Ich denke, wir treffen uns an der Skytrainstation Asok, am Ausgang zum Terminal 21. In Ordnung? Morgen teile ich Ihnen die genaue Zeit mit.“
„Danke. Sehr schön, ich freue mich.“
Am Abend schaute sie im Internet nach, was es mit diesem Lichterfest auf sich hatte und fand eine Menge schöner Bilder und Videos im
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