Kein Kerl zum Verlieben
erwartete sie jemanden. Eine siebenköpfige Schlange hatte die Häupter erhoben und starrte ihnen entgegen. Sieben aufgerissene Mäuler zeigten spitze Giftzähne. Schilder am Wegesrand enthielten Hinweise über die verschiedenen Fabelwesen und Dämonen, aber nur auf Thai. Ricarda musterte eine Hinweistafel. „Die Schrift ist echt der Hammer. Kannst du etwas lesen?“
„Nein, kein Wort, ich erkenne nur ein paar Ziffernsymbole auf Thai.“
„Ah, da bin ich noch dran, sie zu lernen. Und was ist mit sprechen?“
„Ich kann etliche Wörter und ein paar einfache Sätze, aber die Sprache ist einfach zu schwer auszusprechen für uns Europäer.“
„Das ist so wunderschön hier“, sagte Ricky. „Im Schatten ist es angenehm und es duftet nach Blüten. Eine sehr gute Idee von dir, uns hierher zu bringen. Sag, willst du hierbleiben? Ich meine hier, in Thailand, in Bangkok?“
„Ich habe in Deutschland niemanden mehr und hier gefällt es mir. Wenn ich eine Frau finde, die mit mir Schönling leben will, bleibe ich gern hier. Ich denke, über meine Agentur bekomme ich genug Aufträge und kann mein Visum jedes Jahr problemlos verlängern.“
‚Schönling trifft es gut‘, dachte Ricarda. ‚Kann ich auf Dauer einen Schönling halten und an mich binden? Keine Ahnung. Sollte ich es versuchen? Keine Ahnung.‘
Sie war hin- und hergerissen von Oliver. Er machte jetzt einen super Eindruck auf sie, wirkte gebildet, kulturinteressiert. An ihr interessiert? Aber sollte sie sich wirklich auf ihn einlassen und dann vielleicht enttäuscht werden?
„Und du?“, hörte sie Oliver fragen. „Willst du in Bangkok bleiben? Hast du einen unbefristeten Arbeitsvertrag?“
„Ja, mit der Allianz Gruppe allgemein. Ich kann hier arbeiten, in Deutschland oder ganz woanders. Hier bin ich erst einmal für ein Jahr eingesetzt. In dieser Zeit muss ich mich entscheiden, ob ich hierbleibe, oder zurückgehe. Meine Wohnung in Berlin läuft weiter, eine Frau aus dem Haus kümmert sich darum.“
„Wie ist dein Eindruck von Bangkok bisher?“
„Es ist heiß“, sie lachte, um Zeit zu gewinnen. „Hm, es gefällt mir sehr gut hier, aber ich denke, ob ich wirklich bleibe, hängt von den Menschen ab. Davon, ob ich einen Mann finde, der mich mit Haut und Haar will. Der mich heiratet und Kinder mit mir haben will. Schau dir die Orchideen an!“, Ricky zeigte auf weiße Blüten, um von dem Thema abzulenken. Sie wollte nicht mit Oliver erörtern, dass sie eigentlich von den Männern die Nase voll hatte, andererseits aber sich nach einem Mann und nach einer Familie und Kindern sehnte.
Mit einem Taxi fuhren sie die Sukhumvit wieder zurück ins Zentrum. An einem thailändischen Restaurant der gehobenen Preisklasse ließ Oliver den Fahrer halten und bezahlte. „Hier habe ich mit der Agentur den Vertrag besiegelt“, sagte er und half Ricky aus dem Wagen. „Ich dachte mir, wir fahren fort mit einem guten Essen. Das Essen hier ist wirklich exquisit! Ich lade dich ein.“
„Ich bezahle das Essen, du hast heute genug bezahlt“, meinte Ricarda.
„Aber nein. Vielleicht lasse ich dich das nächste Mal etwas bezahlen, aber nicht heute.“
Ricarda gab sich geschlagen. Ein Ober brachte sie zu ihren Plätzen und schob den Stuhl hinter ihr an den Tisch. Zwei Servierdamen kümmerten sich um sie und Oliver, brachten Gläser und die Karten. Leise beruhigende Musik umschmeichelte die Ohren und gab dem Verkehrslärm auf der Straße keine Chance, hereinzukommen. In einer Ecke plätscherte ein Wasserfall von der Decke über Steine und Felsen, schlängelte sich als Flusslauf durch das halbe Restaurant und sorgte für eine angenehme Atmosphäre. Das Essen war wirklich gut, fand Ricarda, als sie das Hühnchen in Cocos-Chili-Marinade probierte. Oliver hatte sich für Garnelen auf einem Gemüsebett entschieden.
„Wie ist das Leben als Model, wenn man von den Frauen angehimmelt wird?“, fragte Ricky lächelnd.
„Nicht so toll, wie du denkst. Sicher weißt du, welcher Konkurrenzkampf, welche Eifersucht und wie viel Neid unter weiblichen Models herrscht. Jede betrachtet die andere als Feindin, als Bedrohung und Konkurrenz. Nun stell dir vor, unter den männlichen Models ist es noch viel schlimmer, dann kommt es der Wahrheit nahe. Ich kenne einige andere male models, aber keinem kam ich nahe oder konnte eine Freundschaft zu ihm aufbauen. Da verstehe ich mich besser mit manchen weiblichen Models. Richtige Freundschaft gibt es in dieser Branche jedoch nicht.“
„Und
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