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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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mitgebracht hatte, und ihrer Teekanne häuslich ein. »Bei einsetzender Wehenschwäche oder Erschöpfung gebe ich ihr einfach Caulophyllum D6 und Secale cornutum D6 im viertel- oder halbstündigen Wechsel. Das wirkt Wunder.«
    Caulo… was? Man sah mir das Fragezeichen anscheinend an.
    Sie zeigte auf die kleinen braunen Fläschchen, die auf der Fensterbank standen. »Homöopathische Kügelchen.«
    »Ah … gut.« Ich tat wissend. Ob es auch Kügelchen gab, um besser einzuschlafen?
    Ich wünschte beiden eine ruhige Nacht, meinte aber eigentlich mich selbst und ging zu Micha ins Bett.
    Es war exakt vier Uhr zwanzig, als ich es quieken hörte, und ich war mir sicher, dass es weder Waltraud noch ihre Hebamme war, und auch nicht die Freundin des Nachbarn über uns.
    Ich sprang mit einem Satz aus dem Bett.
    Es war Nummer eins! Und wir hatten etwas gemeinsam. Wir bekamen beide die Augen nicht auf. Wobei ich letztendlich doch schneller war als er. Er war so was von klein, nass, schwarz, hatte tatsächlich alles dran, was so ein Hund haben musste, ein Rüde. Ich hätte vor lauter Staunen fast vergessen, dass er kein Einzelkind war.
    Wie unter Hypnose krempelte ich die Ärmel meines Pyjamas hoch, kniete mich vor Waltraud und vergaß dabei sogar, mich über mich selbst zu wundern. Dazu blieb auch gar keine Zeit. Schwupps, kam mir Nummer zwei entgegen. Das Winzhündchen war so klein und mindestens so leicht wie mein iPod. Es war etwas heller, wobei man das vermutlich erst richtig sagen konnte, wenn die Würmer trocken waren, und vor allem wenn diese gräuliche, glibberige Verpackungshülle, in denen die Kleinen rausgeschwuppst kamen, erst mal weg war. Es sah aus, als kämen sie in einem Kondom zur Welt.
    Nummer drei ließ sich jedenfalls Zeit und uns damit auch. Ich schickte Micha zum Kaffeekochen und starrte voller Stolz auf meine Waltraud, während Jowi mich beobachtete. Ich spürte ihren Blick.
    »So kleine Lebewesen … faszinierend, oder?«, fragte sie, und ich gab ihr mit einem zustimmenden Kopfnicken recht. Zu mehr war ich nicht imstande. Ich hatte das Gefühl, meine Hormone spielten verrückt. Fehlte nur noch, dass mir gleich die Milch einschoss.
    In dem Moment, als ich mich umdrehte, um meine Kamera aus dem Regal zu holen, kam Nummer vier auf die Welt. Ein bisschen größer, trotzdem ein Winzling und der lauteste Quieker im Korb. Ein Rüde. War ja klar.
    Dann kamen schnell hintereinander, als hätten sie sich abgesprochen, Nummer fünf und sechs. Eine Mädchengang. Ich konnte nicht mehr, ich schniefte.
    Micha stand mit drei Bechern Kaffee vor mir.
    »Guck mal!«, forderte ich ihn auf. »Oh Gott, guck doch mal, wie niedlich die sind.«
    Während man bei Neugeborenen eigentlich immer sagte, die Natur hätte es so eingerichtet, dass sie erst mal dem Vater ähneln, damit dieser sie annahm, konnte man hier auf rein gar nichts tippen. Wer auch immer der Vater war, würde wohl ewig Waltrauds Geheimnis bleiben – zumindest so lange, bis die Würmer etwas größer waren. War es Hugo, würde man es natürlich an der Nasenspitze erkennen, der nicht vorhandenen.
    Fakt war, drei hatten gekräuseltes Fell, der Rest war glatt. Und die glatten Welpen hatten etwas, was doch auf Hugo hinwies: Sie waren recht hell, besaßen aber um Schnauze und Pfoten eine dunkle Färbung!
    Als wir das feststellten, trafen sich unsere Blicke – Jowis und meiner. Ich zuckte die Achseln. Was sollte ich auch sonst tun? Süß waren sie ja trotzdem.
    *
    Staunen wurde zu meinem neuen Hobby. Ich war im Welpenrausch, und am liebsten hätte ich sofort Urlaub eingereicht. Der Gedanke hätte mir auch mal früher kommen können.
    »Die Kleinen öffnen in drei Wochen ihre Augen, bis dahin passiert nicht viel, was du verpassen könntest. Sie können weder hören noch sehen und kaum riechen. Ab dem 18. Tag wird es interessant«, tröstete mich meine Schwiegermutter.
    Ich kaufte einen Malkasten, pinselte der Reihe nach allen Welpen einen Fuß in unterschiedlichen Farben an und drückte ihre Pfote dann auf einen weißen DIN-A4-Pappkarton, den ich im Flur aufhängte. Als ich das fertige Kunstwerk betrachtete, wurde mir schlagartig klar, dass dies der klare Beweis war, dass ich drauf und dran war, komisch zu werden.
    »Interessant ist vor allem die Frage, wer die Lütten alle nehmen wird«, meinte Micha eine knappe Woche später, nachdem seine Mutter mit einer Pralinenschachtel und einem großen Blumenstrauß abgereist war.
    »Wie?«, fragte ich, während ich am Korb

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