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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Phillip hatten sich anscheinend wieder versöhnt.
    *
    Es gab Dinge im Leben, die konnte man nicht verleugnen. Dazu gehörten an diesem Tag die drei Tatsachen, dass Donnerstag, November und Waltraud nicht mehr rund, sondern quadratisch war. Sie sah aus, als hätte sie einen Dackel verschluckt – der Breite nach. Kein Wunder, ihr Stichtag stand ja auch kurz bevor … nur noch acht Tage!
    Ich bekam hektische Flecken im Gesicht bei dem Gedanken. Was war, wenn die Kleinen früher kamen und ich gerade nicht da war? Wenn sie schon vor dem 62. Tag rauswollten?
    Da ich Waltraud nicht mehr alleine im Wohnzimmer schlafen lassen wollte, richtete ich ihr eine gemütliche Kissenecke auf meiner Bettseite ein.
    »Ihr Hund bringt die Welpen auch alleine zur Welt, da können Sie sich drauf verlassen. Entspannen Sie sich«, hatte der Tierarzt bei der letzten Untersuchung gesagt. »Sie brauchen Schlaf. Was wollen Sie denn machen, wenn Sie selbst mal ein Kind bekommen?«
    Gute Frage.
    Der Stichtag rückte immer näher. Ich hielt es nicht mehr aus und rief Michas Mutter an, obwohl ich leicht gehemmt war, ausgerechnet ihr, die so was ja mal eben im Handumdrehen machte, zu gestehen, dass ich schon vor Eintreten der Wehen komplett überfordert war.
    »Wäre es vielleicht möglich, dass wir unser Treffen etwas vor- und gerne auch etwas in die Länge ziehen? Also, es ist so: Waltraud, also … sie entbindet ja demnächst, und unser Sofa, also … das ist wirklich bequem … Ich kann dir auch ein Zimmer in der Pension am Park buchen, wenn du magst … sonst …«, stotterte ich und hatte das Gefühl, es wäre mein erster Tag mit einer neuen Zunge.
    Schlafentzug hatte den Verlust jeglicher Kontrolle zur Folge: über die Artikulation, die Feinmotorik, die Emotionen – die passenden in solchen Momenten.
    Deshalb fing ich auch fast vor Glück an zu weinen, als Josephine Wilhelmine sagte, sie hätte zwar eigentlich andere Pläne gehabt, sie würde sich aber gleich auf den Weg machen. Wie gut, wenn man einen Mann hatte, der seine Mutter mochte, dachte ich. Ansonsten hätte ich jetzt vermutlich eine Diskussion, warum das nun sein musste und wie lange sie bliebe.
    Und tatsächlich ließ sie alles stehen und liegen – sogar Hugo und Huberta, was ich ihr hoch anrechnete – und stand zwei Tage später, am Samstagvormittag samt Trolley bei uns vor der Tür. Wann war ich zuletzt so unendlich dankbar über Familienbesuch gewesen? Es musste sich hier um eine Premiere handeln.
    Ich war wirklich beeindruckt von ihrer Energie, schließlich war sie keine zwanzig mehr, sondern Anfang siebzig, was man ihr weder ansah noch anmerkte. Diese Frau hatte mit Betreten unserer Wohnung, die sie sehr schön fand, wie sie immer wieder betonte, die Fäden in der Hand. Sie quartierte sich bei uns im Wohnzimmer ein und übernahm die Wochenbettstation.
    Und das war gut so. Ich konnte durchatmen.
    Unser Wohnzimmer glich jetzt zwar eher einem Geburtshaus als allem anderen, aber das sollte mir recht sein, solange ich mal wieder ein Auge zumachen konnte und nicht im Viertelstundentakt aufwachte und nachsah, wie es Waltraud ging.
    Auf dem Wohnzimmertisch stand nun ein Fläschchen, auf dem »Easy Whelp« stand, daneben lagen ein Haufen Handtücher, eine Tube mit irgendeiner Creme, ein Thermometer.
    Bevor ich mich abends hinlegte, fragte ich noch einmal, ob alles okay wäre.
    »Ja, ich denke, es geht bald los«, sagte Michas Mutter und streichelte Waltraud dabei.
    »Sie hat schon Wehen.«
    Oh Gott, Wehen! Das war doch zu früh, mindestens ein paar Tage! Oder war ich jetzt nicht mehr in der Lage zu zählen? Was wäre passiert, wenn Josephine Wilhelmine, die ich heimlich nur noch Jowi nannte, erst morgen gekommen wäre? Gar nicht auszudenken … Und wie, bitte schön, sollte ich jetzt ein Auge zumachen? Vermutlich gar nicht.
    Doch Jowi beruhigte mich mit ihrer »Ich hab das alles im Griff«-Art. In solch einem Momente konnte ich sie vor mir sehen, wie sie damals in der »Glücklichen Henne« alle Mitarbeiter bestimmt, aber freundlich angewiesen hatte, was zu tun war. Widerspruch zwecklos. Mit dieser Frau wollte man gar nicht diskutieren, weil man wusste, dass es für alle Anwesenden das Beste war, wenn man tat, was sie sagte.
    »Legt ihr euch mal hin. Das schaffen wir schon, oder, Waltraud?«, sagte sie, legte ihre Twinset-Strickjacke ordentlich gefaltet auf die Armlehne des Sofas, knipste die Leselampe ein und richtete sich mit ihren Büchern, ihrer eigenen Wolldecke, die sie

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