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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Lachanfall.
    »Tja, Leute, das war es mit dem schönen Wetter. Hier kommen die Aussichten für morgen: Es wird regnen … und es hört so schnell nicht auf.«
    Da fiel mir die Strophe von Rosenstolz ein: Ich weiß nur, es wird regnen, und es hört so schnell nicht auf. Es wird kälter. Wann hört das wieder auf? «
    Geistesabwesend fing ich an zu summen, dann kamen die Tränen, und dann fiel mir wieder ein, was ich ursprünglich tun wollte: das Wetter ankündigen. Regen. Und zumindest der sollte uns ein paar Tage treu bleiben. Bei dem Gedanken fing ich an zu lachen, und zwar laut. Ich gab mir trotzdem noch ein wenig Mühe, diese letzte Botschaft des Tages über den Sender zu bringen, um dann endlich verschwinden zu können.
    »Vormittags ist es nass bei immerhin vierundzwanzig Grad, mittags bleibt es regnerisch.«
    Ich zog die Nase hoch, lachte, hielt mir den Bauch und bekam keinen Ton mehr heraus. Oder sagen wir mal: keinen Ton, den man verstanden hätte. Es hörte sich an, als bräuchte ich dringend mal eine Ladung Öl, so quietschte ich.
    Das meinte zumindest Grusel-Günther, der mit panischem Gesichtsausdruck und einem Golfschläger in der Hand ins Studio gelaufen kam. Nicht weil er mich auf der Stelle damit erschlagen wollte, sondern weil er sich bei den eBay-Kleinanzeigen eine »Golf fürs Büro«-Anlage gekauft hatte, um den Abschlag zu üben. Sollte er doch.
    »Abends zwanzig Grad, und wer hätte es gedacht: Regen!«
    Ich zog die Nase wieder hoch. Es war kein Taschentuch in Reichweite, und ich versuchte, mich zusammenzureißen. So komisch war das Wetter ja nun auch nicht. Aber es hatte keinen Sinn.
    »So, ihr lieben Leute, das war eure ›Aufwachen und lachen‹-Morningshow. Ich hoffe, zumindest ihr habt einen amüsanten Tag. Jetzt kommen die Nachrichten und der Verkehr mit …«
    Sicher etwas spätpubertär und definitiv albern, aber ich musste wieder loslachen.
    »Mit Ole jedenfalls nicht. Der hat sich gerade in Luft aufgelöst. An dieser Stelle noch mal kurz ein persönlicher Gruß. Ole, falls es dich beruhigt: Ich wollte kein Kind von dir, du Depp!«
    Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, um wieder annähernd klar sehen zu können, holte tief Luft und wünschte allen noch einen tollen Tag. Dann nahm ich meine Tasche, meine Jacke und ging an meinem kopfschüttelnden Chef vorbei Richtung Ausgang. Draußen schien die Sonne. Noch.
    Wenn er mir jetzt kündigen würde, bekäme ich vermutlich keine Abfindung. Schade.
    Puh. Luft! Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete mehrmals tief ein und aus. Das half. Dann vibrierte es in meiner Jackentasche. Eine SMS.
    Hast du vielleicht Lust, mit mir zum Geburtsvorbereitungskurs zu kommen? Max kann nicht.
    LG, Ilka.
    Nein! Habe ich nicht, dachte ich!
    Hellsehen war also doch meine Stärke. Geburtsvorbereitungskurse waren nichts, wo man nicht alleine hingehen konnte.
    Ich schrieb ihr – auch wenn ich mich dabei zugegebenermaßen nicht wirklich gut fühlte –, dass ich schon etwas vorhätte. Es war eher eine ganze Ausrede als eine halbe Lüge.
    Ich musste mich ablenken. Dringend. Mir fiel nichts Besseres ein, als mich zum Cocktailabend von »New in town« anzumelden. Und der nächste Termin war, wie mein iPhone mir mitteilte: heute! Bingo!
    *
    Das Treffen sollte um 19 Uhr im hinteren Teil der Dual Bar stattfinden. Um kurz vor 20 Uhr saß ich immer noch, zusammen mit Egon, dem einzigen anderen Neumitglied von »New in town«, und dem Barkeeper allein am Tresen. Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Egon vermutlich auch. Es nützte nichts. Wir mussten uns miteinander unterhalten. Sonst war ja auch keiner da außer dem Barkeeper.
    Egon erzählte, ohne dass ich etwas fragte. Er hatte offensichtlich nicht allzu oft Gesprächspartner und wies erste Merkmale eines Kommunikationsdefizits auf. Nach fünf Minuten wusste ich mehr, als mir lieb war. Egon hatte Maschinenbau studiert und kam aus Eidelstedt. Klang nicht wirklich aufregend, und war es auch nicht. Wir hatten trotzdem etwas gemeinsam: Wir waren beide nicht new in town und nicht »new solo«, wie er mir bereitwillig berichtete. Das wundert mich bei ihm auch nicht.
    Er musterte mich, als wäre ich ein Gaul auf dem Pferdemarkt. Hätte er mich gebeten, kurz mal den Mund aufzumachen, damit er sehen könne, wie es so um mein Gebiss steht, hätte es mich nicht verwundert.
    »Wie groß bist du?«, fragte er mich schon, kurz nachdem wir uns knapp vorgestellt hatten.
    »Einen Meter siebzig ungefähr«, sagte ich anstatt

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