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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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es auch. Jetzt habe ich sie an die Wand gelehnt.«
    »Und wieso streckst du deine Beine an die Decke beziehungsweise lehnst sie an die Wand?«
    »Na, warum wohl? Damit alles drinbleibt! Erst mach ich eine Kerze, und dann nimmt Robert meine Beine und schüttelt noch etwas, damit sich alles gut verteilt, und dann bleib ich noch ein bisschen so liegen. Das ist ein Tipp von meiner Schwiegermutter!«
    Sollte ich jemals eine Schwiegermutter haben, wollte ich bitte schön ein schlechtes Verhältnis zu ihr haben. So schlecht, dass sie niemals auf die Idee käme, mir Tipps zur Befruchtung zu geben.
    »Na, solange sie nicht selbst vorbeikommt und dir die Beine schüttelt.«
    Birgit fand das nicht lustig.
    Nachdem ich ihr noch viel Glück gewünscht hatte – was ich natürlich nicht so meinte, weil ich inständig hoffte, sie würde mir erhalten bleiben –, rief ich Hanne an.
    Ich hätte natürlich auch kurz durchs Treppenhaus gehen und bei ihr klingeln können, aber am Telefon abgewimmelt zu werden war immer noch besser als an der Tür. Da kam man sich wie ein unerwünschter Vertreter vor. War ich ja im Grunde auch. Ich vertrat schließlich etwas: Freizeit, Freiheit, Freundschaft.
    Hanne ging tatsächlich ran, bevor die Mailbox ansprang. Allerdings flüsterte sie so leise, dass ich mir vorkam, als hätte ich vergessen mein Hörgerät anzustellen.
    Aha, die Kleine war gerade eingeschlafen, soviel verstand ich. Na gut. Was? SMS schreiben wäre jetzt besser, sonst wacht die Kleine auf? Na, super.
    Ich legte auf und tippte: Huhu. Wollen wir es uns auf dem Sofa gemütlich machen? Hab dich so lange nicht gesehen. Gruß von oben!
    Ich wartete eine gefühlte halbe Stunde. SMS schreiben funktionierte also auch nicht.
    Ich ging in mein Schlafzimmer und legte mich hin. Mit dem Hintern am Kopfende und den Beinen an der Wand versuchte ich über Kinder und deren Nebenwirkungen nachzudenken.
    »Ich hätte doch Psychologie studieren sollen«, sagte ich zu mir selbst.
    Zu wem auch sonst? War ja keiner da.
    »Dann wäre ich nie mehr allein. Immer Menschen um mich rum, die mir ihr Leben und ihr Leid erzählen, und ich müsste nichts weiter tun, als ihnen zuhören, schön bräsig in einem gemütlichen alten Ohrensessel hocken, Schoko-Flakes knabbern und hin und wieder einen Rat geben.«
    Ich überlegte.
    »Warum? Letztendlich tue ich ja genau das.«
    Meine Beine wurden langsam taub.
    »Es gibt allerdings einen Unterschied: Ich höre meine Patienten nur, ich sehe sie nicht.« Und Schoko-Flakes machten sich während meiner morgendlichen Radiosendung auch nicht so gut.
    Ich setzte mich wieder hin, denn inzwischen war sämtliches Blut aus meinen Beinen gewichen und befand sich vermutlich im Hirn. Auch nicht schön.
    »So weit ist es also schon gekommen, dass ich im Bett liege und mit mir selbst spreche. Himmel hilf.«
    Mit einem Ruck sprang ich vom Bett.
    Das war Mist! Genau. Keiner hatte mehr Zeit.
    »Spontaneität« fand weder im Wortschatz noch in der Realität Platz. Wollte man sich einfach mal kurz irgendwo treffen, musste erst mal bei »Mary Poppins« angerufen werden, einer Agentur, die Nannys vermittelte. Bis die dann eine passende Nanny gefunden hatte, kamen die ersten Zähnchen, oder es passierten andere Katastrophen, sodass das Treffen abgesagt wurde, bevor es richtig verabredet worden war. Früher war alles besser.
    Ich ging zurück in die Küche, schaltete das Radio an, NDR2, um mal zu sehen, was die so trieben, und warf eine halbe Tüte Makkaroni in den Topf. Als das Gourmetmenü fertig war, legte ich mich auf die Couch und machte den Fernseher an. Dabei musste ich leider Gottes daran denken, wie oft ich mit ihm auf diesem Sofa gesessen hatte, als wir noch zusammen auf der anderen Seite der Alster gewohnt hatten. Dabei war das jetzt das Letzte, worüber ich nachdenken wollte – das Allerletzte. Ich hatte schon viel zu viel Zeit meines Lebens dafür verschwendet, und außerdem hatte ich mir geschworen, seinen Namen nie wieder zu nennen. Seit knapp achtzehn Monaten gelang es mir. Wahnsinn. Fast anderthalb Jahre. Anderthalb Jahre ohne ihn. Hätte mir das jemand vor diesem traumatischen Erlebnis, das mir die Augen öffnete, erzählt, ich hätte ihn gefragt, was er geraucht hatte. Schließlich waren wir doch das »perfekte Paar« gewesen, wie immer alle sagten.
    Er war mein absoluter Schwarm gewesen, ein richtiger Charly-Typ: dunkle Haare, groß, muskulös und eroberungswürdig. Als ich ihn auf unserer Weihnachtsfeier entdeckte, stand er

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