Kein König von Geburt
parallel zum Fluß lief.
»Halt die Augen offen nach Tieren!« warnte Tony. Sie marschierten in flottem Tempo südwärts, Dougal sein nacktes Schwert und Tony seine Machete in der Hand. Die Sonne stieg höher. Die Insekten erschienen. Blutegel fielen von dem breitblättrigen Unterholz und hefteten sich an Tonys Fleisch. (Zu seinem Pech trug er ein kurzärmeliges Hemd. Er beneidete Dougal um seine Kettenrüstung.) Mittags machten sie zum Essen an einem Bach halt, und als sie ihre Packen wieder schulterten, entdeckten sie eine kleine Viper, die darunter Zuflucht gesucht hatte. Sie stieß nach Tony und verfehlte knapp seinen Arm. Douglas hieb sie mit seinem Schwert entzwei.
In der Mitte des Nachmittags, als Tony schätzte, sie hätten acht oder neun Kilometer zurückgelegt, verbreiterte sich der schmale Pfad plötzlich zu einem richtigen Dschungel-Boulevard. Genau in der Mitte lag ein Haufen Kotkugeln in der Größe von Fußbällen.
Die beiden Männer blieben abrupt stehen. Eine leichte Brise traf sie im Rücken. Die Andeutung eines Donnerns hing in der Luft, und der Boden unter ihren Füßen vibrierte leicht.
Tony beschattete die Augen und blickte nach oben. »Ich sehe keine Wolken. Andererseits ...«
»Da vorn«, sagte Dougal sehr leise.
Erstaunlicherweise war das Tier, das in kurzer Entfernung unbeweglich auf dem Weg stand, vor dem Muster aus harten Lichtern und Schatten beinahe unsichtbar. Der gewaltige dreieckige Kopf mit den abgespreizten Ohren, die wie zerlumpte Fächer waren, befand sich fast fünf Meter über dem Boden. Der Rüssel war hochgerollt, die geblähten Nüstern witterten nach ihnen. Dem Kiefer entwuchsen zwei nach unten gekrümmte Stoßzähne, zur Hälfte ihrer Gesamtlänge von zwei Metern in Haut gehüllt. Das Untier hatte lange Beine, eine dunkle Farbe und die Haltung beleidigter Majestät. Es mochte zwölf Tonnen wiegen.
Das Deinotherium studierte die beiden Menschen, klassifizierte sie als eingedrungenes Ungeziefer, stieß einen Schlachtruf aus, der wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts klang, und griff an.
Tony katapultierte sich vom Pfad nach links, Dougal verschwand nach rechts. Da Tony schrie, folgte der Elefant ihm. Dünne Bäume splitterten und brachen. Der Stoßzahn bewegte seinen großen Kopf, und die elfenbeinernen Haken entwurzelten größere Stämme. Er warf sie mit dem Rüssel beiseite. Tony sprang und rutschte und schrie weiter aus voller Lunge, während das Ungeheuer ihm unter wütendem Trompeten nachkrachte wie ein laufender Berg.
Tony stolperte zurück auf den breiten Weg und raste mit Höchstgeschwindigkeit davon. Der Stoßzahn brach durch die Bäume und polterte hinterher. Die Erde bebte. Tonys Beine stampften schneller, aber der Elefant holte auf, ohne sein Trompeten zu unterbrechen.
Tony bekam Seitenstechen. Er sah rot, und sein Herz drohte zu bersten. Dann fiel er über einen getrockneten Kothaufen und bereitete sich darauf vor, zu Tode getrampelt zu werden.
Von irgendwo vor ihm kam ein Zischen. Tony hörte und fühlte einen donnernden Aufschlag. Dann stieg Staub auf und hüllte ihn ein. Das Deinotherium verstummte, und ringsum schien der erschreckte Dschungel den Atem anzuhalten.
»Ist der nicht herrlich?« jubilierte eine quiekende Stimme. »Ist der nicht absolut umwerfend?«
Der Staub trieb davon. Tony schlug die Augen auf. Vor ihm stand ein Chaliko mit prächtiger Schabracke. Auf seinem Rücken hockte ein kleiner alter Mensch mit dem Gesicht eines lustigen Seidenäffchens. Er trug die klassische Reitkleidung des englischen Gentleman-Jägers, bemerkenswert nur darin, daß der Frack türkisfarben statt rot war. Unter einen Arm hatte er ein schweres Lähmgewehr des 22. Jahrhunderts geklemmt.
Tony glotzte. Er sah weitere Chalikos und gutgekleidete Reiter, offenbar Firvulag. Ein schöner Mann und eine Frau mit dem Aussehen des Tanu-Hochadels hatten ebenfalls futuristische Waffen.
Das Seidenäffchen hüpfte herab, faßte Tony unters Kinn und sagte: »Immer mit der Ruhe, Jungchen! Du bist jetzt in Sicherheit.«
Der treue Dougal tauchte aus dem Dschungel auf, das Schwert noch in der Hand. Tony taumelte auf die Füße. Der Elefantenjäger war zu seiner niedergestreckten Beute hinübergeschlendert und stellte einen Fuß auf den Rüssel.
»Fertig mit der Kamera, liebe Katy? Cheeeese!«
Die Tanu-Dame lächelte und winkte.
Der Verrückte Greggy schulterte seine Waffe und marschierte zurück. »Und jetzt machen wir uns besser auf den Weg. Wir werden euch zwei beide
Weitere Kostenlose Bücher