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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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wählten er und Hagen die einhundert Stern-Kandidaten aus, die seine Aufmerksamkeit für die nächsten zwanzig Tage beschäftigen würden. Ihre Entfernungen von der Erde lagen zwischen 4000 und 12000 Lichtjahren, aber für einen Metapsychiker von Marcs Kaliber war Entfernung eine zu vernachlässigende Größe, vorausgesetzt, der Geist konnte mit der notwendigen Präzision auf das Untersuchungsobjekt fokussiert und dies eine kritische Zeitspanne lang aufrechterhalten werden. Ohne einen wartenden »Empfänger« geschah die Ausrichtung mittels feinster Geräte, die für die Dauer der Suche in das Gehirn des Operators eingeführt wurden und es mit Energie überluden. Andere Apparate sorgten dafür, daß er es überlebte.
    Hagen half Marc in das nach seinem Körper geformte Gehäuse aus Metall und Keramik, programmierte das Lebenserhaltungssystem, justierte den Blutzirkulationsregier und stellte den Zeitschalter auf die 20-Tage-Periode ein. Die Suche wurde nur nachts durchgeführt. Bei Tag schlief der Sucher traumlos in Stasis.
    »Fertig?« Der junge Mann hatte den schweren, völlig undurchsichtigen Helm von der Laufwinde genommen. Sein Gesicht war weiß, und sein Geist ließ Angst durchsickern - aber nicht um seinen Vater. Früher hatte Marc sich allein auf die Sternensuche vorbereitet; Hagens Assistenz war überflüssig ... außer als Training.
    »Worauf wartest du noch?« Marcs Stimme war bereits müde. »Setz ihn mir auf!«
    Das Ding senkte sich herab. Vierzehn winzige Photonenstrahlen durchbohrten Marcs Schädel, und vierzehn Elektroden schlüpften in seine Hirnrinde. Ihnen entsprossen supraleitende Fäden. Zwei weitere Nadeln, die mit den Kühl- und Druckbelüftungssystemen verbunden waren, drangen in Kleinhirn und Hirnstamm ein. Der Schmerz war furchtbar und kurz.
    EINLEITE METABOLISCHE UMPROGRAMMIERUNG.
    Flüssigkeit füllte das Gehäuse. Marc stellte das Atmen ein. Durch seinen Körper kreiste kein Blut mehr. Er hatte aufgehört, ein menschliches Wesen im eigentlichen Sinn zu sein, war eher eine lebende Maschine, von innen und außen vor der Hyperaktivität seines eigenen Gehirns geschützt.
    EINSCHALTE GEHIRNUNTERSTÜTZUNGSGERÄTE.
    Die telepathischen Befehle erreichten Hagen über die Sprechstimme des Computers und erschienen gleichzeitig auf dem Bildschirm. Sein Vater war verschwunden. Der teuflische Mechanismus hatte die vollständige Kontrolle übernommen und wartete mit kalter Geduld, während Hagen die Anweisungen wiederholte und jeden Handgriff überprüfte, bevor er zu der nächsten Operation auf der Prüfliste schritt.
    AKTIVIERE TRANSPORT.

     
    Hagens Hand auf dem Eingabemikrophon war schlüpfrig. Er sagte: »Transportiere Operator«, und die gepanzerte Masse rollte auf eine kleine Plattform oberhalb eines hydraulischen Aufzugs.
    AKTIVIERE AUFZUG.
    »Hebe ihn hoch!« Der eingekapselte Körper stieg in senkrechter Stellung zur Kuppel des Observatoriums hinauf. Automatisch und lautlos glitt ein Abschnitt des Daches zur Seite. Der Aufzug wurde langsamer und hielt. Die Sterne des pliozänischen April warteten auf Marc Remillard, wie die eines späteren Monats auf Marcs Sohn warten würden.
    AKTIVIERE ANTRIEB.
    »Schließe Kupplung und Antrieb an!« befahl Hagen. Koordinaten für die erste Untersuchung wurden in den Richtungsfinder eingespeist. Der Bildschirm des Computers wurde leer und zeigte nur noch Blinkzeichen. Der Sucher hatte seine Arbeit begonnen, und es würde keine Kommunikation mehr geben, bis er »zurückkehrte«. Die Innenbeleuchtung des Observatoriums schaltete sich aus. Alle Systeme waren versiegelt und einbruchssicher, völlig abgeschirmt, geschützt durch eine versteckte Reihe von Röntgenstrahlen-Lasern (wie Hagen und jeder andere Bewohner von Ocala Island nur zu genau wußte). Kein Mensch, kein Ding konnte die Suche stören.
    Hagen hängte das Eingabemikrophon wieder auf seine Gabel. Einen Augenblick lang stand er da, den Blick nach oben gerichtet, und sah nur das Gehäuse an der Spitze des Aufzugszylinders. Im Drehen verdunkelte es den sternenbesetzten Himmel.
    »Ich nicht!« rief er, die Stimme belegt vor Haß. »Ich nicht!«
    Er entfloh, und die Türen schlossen sich automatisch hinter ihm.

8
    »Wir sind verloren!« behauptete Tony Wayland. »Dieser verdammte Fluß kann nicht die Laar sein. Er fließt nach Norden, nicht nach Nordwesten.«
    »Ich fürchte, Ihr habt recht, Milord.« Dougal spähte in die sich purpurn färbende Landschaft hinaus. Es war eine ganze Weile nach

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