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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Sonnenuntergang. »Wir sollten zum Ufer steuern und das schöne Abenteuer morgen fortsetzen, nachdem wir uns ausgeschlafen haben. Vielleicht erscheint uns der mächtige Aslan im Traum und setzt unsere Füße auf den richtigen Weg nach dem fernen Cair Paravel.«
    Er ergriff das Ruder und lenkte das Floß zum rechten Ufer hin. Sie landeten auf Schlamm in einem Wäldchen aus riesigen Liriodendren, von deren knorrige Äste Moosbärte hingen.
    »Gebt acht auf Krokodile!« warnte Dougal und schulterte ihre Packen. »Wir müssen höheren Grund suchen.«
    Sie verließen das Floß, mühten sich ein paar hundert Meter flußabwärts und fanden einen steilwandigen Hügel, der während der letzten Regenzeit offensichtlich eine kleine Insel gewesen war. Er trug ein paar Zimtbäume und Johannisbeerbüsche und hatte eine offene Grasfläche. »Das sieht gut aus«, meinte Tony. »Wenigstens müssen sich die Viecher anstrengen, um hinaufzuklettern, und da ist Treibholz für ein Feuer.«
    Diesmal machte es verhältnismäßig wenig Mühe, das Lager aufzuschlagen. Nach einem frugalen Abendessen aus Binsenkolben und gebratenem Biber hockten sie zufrieden am Feuer.
    »Unser Fluchtweg ist rauh gewesen, Milord.« Dougal kämmte seinen ingwerfarbenen Bart. Biberfleischbrösel fielen auf das goldene Löwen-Emblem seines ritterlichen Überrocks und sprangen von dem schmutzabweisenden Gewebe ab. »Bereut Ihr es, Euch von Vulkans Schmiede auf französisch empfohlen zu haben?«
    »Sei kein Esel, Dougie! Wir finden den Weg nach Goriah schon. Noch einen Tag versuchen wir es auf diesem Fluß, und wenn er sich dann nicht westwärts wendet, marschieren wir über Land. Verdammt ... ich wünschte, ich wäre ein besserer Pfadfinder. Bei diesem Teil unserer Ausbildung in der Auberge habe ich mich schamlos gedrückt.«
    »Fürwahr, es waren mühselige Übungen. Jedenfalls scheinen unsere Verfolger die Nase voll zu haben.«
    »Hoffen wir's. Dieser große schwarze Lümmel Denny Johnson bringt es fertig, uns als Verräter zu hängen, wenn er uns erwischt.« Tony beschäftigte sich mit ihrem Kompaß, einer magnetisierten Nadel, die man in einem Wassergefäß auf etwas Häcksel treiben lassen mußte. »Das kann nicht stimmen« murmelte er. »Gib mir bitte mal dein großes Messer!«
    Freundlich reichte Dougal ihm sein Bowie-Knife aus Weich eisen.
    »Das ist besser. Weißt du, ich dachte, wir hätten es geschafft, als wir diesen Fluß erreichten. Es war ja genau so, wie es uns der Mann aus dem Pariser Becken in Fort Rostig erzählte: Der zweite größere Wasserlauf westlich der Mosel. Aber war der erste, den wir überquerten, auch wirklich ein größerer Wasserlauf? Und dieser hier tauchte früher auf, als ich erwartet hatte.« Tony stellte den Kompaß weg und starrte entmutigt ins Feuer. »Ich hätte mir sagen sollen, daß alles zu glatt ging.«
    »Der Pfad ist glatt, der zur Gefahr führt«, bemerkte Dougal. Er reinigte seine Fingernägel mit dem Messer. »Ich folge Euch als Euer gehorsamer Diener, Milord -doch was soll aus uns werden, wenn dieser Aiken Drum uns das Asylrecht verweigert?«
    »Wird er nicht. Er wird nach einem Metallurgen noch gieriger sein als die Geringen bei den Verborgenen Quellen. Ich bin ein Hauptgewinn, Dougie! Es wird zu einem Krieg zwischen Drum und den Firvulag kommen, weißt du, und Eisenwaffen könnten dabei entscheidend sein ...«
    Aus dem Dschungel kam ein unirdisches Trompeten wie der gewaltig verstärkte und verzerrte Tusch von Blasinstrumenten.
    »Stoßzahn-Elefanten?« mutmaßte Tony und rückte näher ans Feuer.
    Dougals Augen funkelten unter buschigen roten Brauen. »Oder die bösen Wesenheiten dieser verzauberten Welt! Ich spüre sie rings um uns - die Dämonen und Hexen und Inkuben, Gespenster, Nachtmahre, Ifrits, Kobolde, Vampire und Werwölfe!«
    Tony brach der kalte Schweiß aus. »Verdammt sollst du sein, Dougie! Das ist nur irgendein Tier, sage ich dir!«
    Zu dem Trompeten kam ein Chor von brüllenden und rufenden Stimmen und ein unverständliches, böses Zwitschern.
    »Ghouls und Oger!« intonierte der Ritter. »Böse Geister der Sümpfe, der Klüfte und der Fliegenpilze!«
    Unter dem Rasseln seines Titan-Kettenhemdes stellte er sich auf die Füße, zog sein großes beidhändiges Schwert und warf sich im ersterbenden Feuerschein in eine noble Positur. »Strafft die Sehnen! Faßt euch ein Herz! Schraubt euren Mut bis zum Zerreißpunkt hoch, und wir werden nicht versagen!«
    »Um Gottes willen, sei ruhig!« rief Tony

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