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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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übrig? Fünfzehn Brüder und Schwestern mit mageren Talenten unter Celos Schutz, und die meisten überlebten, weil sie beim Wettstreit verwundet und ins Redakteurshaus gebracht wurden, um aus dem Weg zu sein. Ich selbst gehöre dazu. Und du auch.«
    Kuhal wandte sich ab. Seine hageren Züge spannten sich. Aus seinem Gedächtnis stieg ungerufen ein Bild auf, das der Inquisitor unschwer wahrnehmen konnte. »Und ich auch. Ein halber Verstand. Ein halber Mann. Durch ein und denselben Todesfall verwitwet und verkrüppelt. Einer Liebe beraubt, die einer, der kein Zwilling ist, nie verstehen kann!« Seine Bitterkeit war so heftig, daß er taumelte und sein Gesicht grau wurde. Culluket nahm seinen Bruder beim Arm und führte ihn zu einem kissenbelegten Sitz vor der beschnittenen Hecke, außer Sicht der ausgelassenen Menge. Kuhal sank darauf nieder, nahm ein kleines Glas mit einem medizinischen Gebräu entgegen und nippte daran, bis die starken Kräuter ihre Wirkung taten. Er zeigte ein bleiches Lächeln. »Fast beneide ich deine armen Schätzchen darum, daß sie vom Tod umarmt werden, Bruder! Wähle ja junge aus, falls du sie von diesem priapischen Affen weglocken kannst. Bei den jungen ist es wenig wahrscheinlich, daß sie die traurige Geschichte deiner neun Ehefrauen und dreißig glücklosen Mätressen kennen.«
    »Ich habe meine Geliebte bereits gewählt«, antwortete Culluket. »Und sie weiß es.«
    »Dann geh!« sagte Kuhal Erderschütterer. »Ich kann mich hier ebenso gut ausruhen wie sonstwo. Morgen früh werden sich Boduragol und die anderen Redakteure aus Afaliah um mich kümmern. Genieße du deine Nacht der geheimen Liebe, Bruder!«
    Der Tod nickte, hob eine Skeletthand und schlüpfte fort zur Maskerade.
    Sullivan-Tonn tanzte mit seiner Verlobten, der schönen jungen Koerziererin Olone. Ihm war übel von der Erkenntnis, daß irgendein schwarzer Impuls aus seinem eigenen Unterbewußtsein ihn veranlaßt haben mußte, die Antilopenmaske mit den Spiralhörnern zu wählen.
    »Du kannst nicht mit ihm gehen! Ich verbiete es. Dein Vater hat mir sein feierlichstes Versprechen gegeben!«
    Olone war hinreißend in einem Mantel aus schwebenden weißen Blütenblättern und einem hohen, blumengeschmückten Kopfputz. Ihre kleine Halbmaske war aus Gold, der obere Rand ganz mit juwelenbesetzten Staubgefäßen geschmückt. Sie blickte auf ihren ältlichen Verlobten mit einem Lächeln nieder, in dem sich Belustigung und Verachtung mischten.
    »Vater ist tot. Und außerdem haben die Wünsche eines Königs Vorrang vor denen eines Stadt-Lords.«
    »Olone! Mein liebes Kind. Meine unberührte Blüte! Ich werde dich wegtragen ...«
    Sie spürte, wie er mit seiner großen psychokinetischen Kraft zufaßte. Aber es erforderte nicht mehr als einen einzigen koerziblen Schub, und er war zermalmt und weinte hinter seinem dummen Antilopenkopf, und sie wirbelten über das weiche Gras, und die Musik hämmerte.
    »Vater hat mich dir ohne meine Zustimmung versprochen, als ich noch ein Kind war. Du solltest dankbar sein, daß ich immer noch bereit bin, einen Menschen zu heiraten.«
    »Es gibt keinen Psychokinetiker, der mir ebenbürtig ist!« prahlte Sullivan-Tonn.
    »Außer ihm. Und ein solcher Hauptgewinn bist du nicht. Du bist viel zu klein und zu dick, und für einen, der erst sechsundneunzig ist, bist du viel zu alt, und ich finde, es war feige von dir, in Finiah nicht zu kämpfen.«
    »Sprich nicht so! Ich liebe dich so sehr!«
    »Oh, Schnickschnack.« Sie zog ihn näher und näher zum Mittelpunkt der Tanzfläche hin, wo der Narr und seine Dame sich drehten. »Ich weiß, warum du eine Jungfrau willst. Glaub nicht, ich könne diese schrecklichen Bücher, die du dem Inquisitor gezeigt hast, nicht lesen, weil sie nicht in Standard-Englisch geschrieben sind! Meinst du, wir Tanu seien unfähig, einen Vokaltranslator zu benutzen? La nouvelle Justine, wirklich! Versuche bei mir nur einen dieser Tricks der Geringen, wenn wir verheiratet sind, und ich koerziere dich zu Brei!«
    »Mein Liebling, ich würde nie ...«
    »Ach, sei ruhig!«
    Die meisten Paare, die noch auf der Tanzfläche waren, versammelten sich jetzt um Aiken und Mercy. Die Lady von Goriah trug keine eigentliche Verkleidung. Ein einfacher schwarzer Domino war über das keltische Kostüm geworfen, mit dem sie das Zeitportal durchschritten hatte. Die Musik hatte sich zu einem gemächlichen Dreivierteltakt verlangsamt. Der Narr und die irische Prinzessin tanzten auf Armeslänge voneinander

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