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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Rot geführt wurde.
    Und Tony erkannte, daß seine Frage überflüssig war.

13
    »Die letzten drei Nächte haben wir versucht, den kleinen goldenen Teufel im Schlaf zu töten, und eine Niete gezogen«, brummte Medor. »Ich weiß wirklich nicht, warum es heute nacht anders sein sollte. Er benutzt irgendeinen mechanischen Gehirnschild. Gib mir mal das Kaninchengelee rüber!«
    König Sharn schob seinem Ersten Stellvertreter eine Schüssel zu. Medor kratzte sich einen großen, zitternden Keil auf den Teller und schmatzte ihn mit Gusto. »Heute nacht wird Aiken nicht in der Burg schlafen«, erklärte der König. »Er wird mit allen anderen hier draußen im Hain sein, und wenn er dann das Gerät benutzt, macht er sich lächerlich.«
    »Wieso?« fragte Mimee von Famorel, der der Vizekönig der Helvetiden war.
    »Unsere geniale Gastgeberin hat eine weitere verrückte Neuerung eingeführt. Sie nennt es die Nacht der geheimen Liebe. Nach dem Bankett sollen wir alle zu den Umkleidezelten auf der anderen Seite des Amphitheaters gehen und uns ein Kostüm geben lassen. Illusionen sind nicht erlaubt. Um Mitternacht beginnt ein Maskenball, gefolgt von Ringelpietz mit Anfassen auf der Liebes wiese, was bis Sonnenaufgang dauern soll. So eine Art glorifizierte Junggesellen-Party vor all den Hochzeiten morgen. Nur daß die verdammten Bräute, da sie Tanu sind, wahrscheinlich mit den übrigen Feinden in den Büschen liegen werden.«
    »Dekadente Huren«, grollte Mimee. »Und fast genau in diesem Augenblick beginnt unser Volk in Nionel den heiligen Tanz der Bräute.« Er warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem hochstehenden Vollmond hinauf, dessen Licht von den Edelsteinlampen auf den Eßtischen ertränkt wurde. Die Firvulag hatten darauf bestanden, getrennt von ihren Gastgebern zu speisen. Zwar waren sie bereit, Tanu-Essen hinunterzu würgen, sie verabscheuten aber die Tanu-Weine und die hochprozentigen Schnäpse. Ihnen waren ihr gutes altes Bier, Met und Apfelwein lieber.
    »Wenn man ein Firvulag-Mädchen heiratet, weiß man, was man bekommt.« Medor stieß einen rührseligen Seufzer aus. »Eine Jungfrau! In jeder Beziehung einen appetitlichen Happen! Und sie ist einem für immer treu, wenn sie einmal ihre anbetungswürdigen vaginalen Zahnreihen geöffnet hat. Wäre nur meine kleine Andamathe hier ... Du hast deine Frau mitgebracht, Sharn. Es war verdammt unfair von dir, uns übrigen zu befehlen, unsere daheim zu lassen! Verdirbt einem das ganze Liebesfest! Reich mir die Kalbsmilch à la grand duc!«
    »Ich bin die Königin«, stellte Ayfa fest. »Ich mußte kommen. Und von euch übrigen wird erwartet, daß ihr euren Verstand beisammenhaltet. Dies ist ein Vorstoß ins Feindesland - eine todernste Sache. Ihr könnt eure verdammten Hormone ein andermal zwitschern lassen.«
    »Dann sollen wir uns heute nacht also wieder an Aiken Drum versuchen«, sagte der junge Fafnor Eiskiefer. »Ich nehme an, wir kostümieren uns und mischen uns unter die Menge.«
    »Nicht zu enthusiastisch!« warnte die Königin. Ihre dunklen Augen zwinkerten. »Die Tanu-Damen haben da, wo es darauf ankommt, zwar keine Zähne, aber gerüchtweise verlautet, wenn sie mit einem Mann fertig sind, hat er statt Haselnüssen nur noch rasselnde Schalen im Sack. Laß dich nicht in Versuchung führen, Junge!«
    »Die Göttin verhüte es!« fuhr der junge Oger beleidigt auf.
    »Wir müssen Aiken folgen, wohin er auch geht, und genau im richtigen Augenblick zuschlagen«, sagte Sharn. »Wir alle zwölf.«
    »Er wird hinter dieser jungen Koerziererin Olone her sein«, bemerkte Medor listig. »Der Tanu-Klatsch dreht sich nur noch darum, wie schamlos sie sich vor dem Mai-König produziert hat. Ich hätte gern noch von den Goldammern am Spieß.«
    Der König nahm die silberne Schüssel und knallte sie außerhalb von Medors Reichweite auf den Tisch. »Verdammt noch mal - kannst du an nichts anderes denken als ans Fressen? Kein Wunder, daß es uns nicht gelungen ist, eine anständige Geistesverschmelzung herzustellen! All unser Blut ist in dem Augenblick, wo wir Goriah betraten, aus unseren Gehirnen in den Verdauungstrakt abgewandert!«
    »Medor braucht ein bißchen Zerstreuung.« Der alte Betularn grinste hinterhältig. »Und das nicht nur, weil seine Frau in Nionel geblieben ist. Ratet mal, wen wir an einem Extratisch in einer ruhigen Ecke des Festgartens gesehen haben, wie er mit seinem leiblichen Bruder, dem Inquisitor, ein Krankensüppchen löffelte? Keinen anderen als Medors

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