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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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flehte Dougal. »Ihr seid verhext.«
    Das war er, und froh darüber. Die süße kleine Exotin hängte ihm den Blumenkranz um den Hals, während sie tanzten. Sie küßte ihre Fingerspitzen und legte sie auf seine Lippen. Tonys Blut sang. Die Musik wurde zu einem schallenden Triumphlied der Liebe, und Dougals warnender Ruf ging darin unter. Paarweise umkreisten die jungen Leute den Maibaum.
    Auf der dem Stadttor zugekehrten Seite des Platzes teilte sich plötzlich die Zuschauermenge und machte einen Weg frei. Zwei große Feuer loderten auf, höher als die sieben Meter hohen Mauern. Die Paare schritten ungefährdet zwischen den Feuern hindurch, zogen aus dem Tor und hinein in die mondbeschienenen Wiesen. Eine warme Brise wehte ihnen die in Nionel weiterspielende Musik nach.
    »Ich bin Rowane«, sagte die Nymphe in Rot. »Ich liebe dich.«
    »Ich bin Tony, und ich liebe dich auch!«
    Schwindelig von den heimtückischen Blumen, die ihm um den Hals hingen, ließ er sich von ihr fortziehen, bis sie sich weit von den anderen Paaren entfernt hatten. Sie kamen zu einer ländlichen Laube, aus Büschen gebildet, und traten ein. Er nahm ihr den sternenschimmernden Kopfputz und den Gesichtsrahmen ab, beugte sich nieder und küßte sie. Sie ließen ihre Hüllen fallen und liebten sich - nicht einmal, sondern viermal. Sie schrie vor Ekstase, während er sich in sie ergoß, und er schmolz dahin vor Seligkeit. Am Ende weinte er, und sie tröstete ihn.
    »Jetzt wollen wir schlafen«, sagte sie. »Mein liebster Toniie.«
    Ein seidenes Tuch legte sich über seine Augen, wurde um seinen Kopf geschlungen und behutsam festgebunden. »Rowane? Was machst du da?«
    »Schsch. Du darfst mich niemals sehen, wenn ich schlafe. Es würde schreckliches Unglück bedeuten. Versprich mir, daß du es nie versuchen wirst!« Ihre warmen Lippen berührten die seinen, und sie küßte seine Augenlider durch die Seide.
    »Meine kleine Maiblume. Mein exotischer Schatz. Wenn es dich glücklich macht ...« Er versank in süße Bewußtlosigkeit. Ihre Stimme verklang, und ebenso die Erinnerung an ihre frohlockenden Schreie, aber nicht sein Stolz auf seine Mannheit, den sie auf so wunderbare Weise wiederaufgerichtet hatte. »Deinetwegen ... werde ich nicht hinsehen. Seltsame Kleine ...«
    »Es ist nicht meinetwegen, lieber Toniie. Deinetwegen.«
    Sie lachte zärtlich, und dann war er eingeschlafen, und er hatte den allermerkwürdigsten Traum.
    Als er erwachte und geistesabwesend die Binde abnahm, entdeckte er, daß der Traum Wahrheit geworden war.
    »Oh, mein Gott!« stöhnte er.
    Sie öffnete ihr Auge und war sofort wieder wie gestern. Süß. Reizend. Sie zog ihre Kleider an und nahm die verwelkten Überreste des Kranzes von seinem Hals.
    »Rowane!« stieß er gequält hervor. »Was hat man dir angetan? Und mir?«
    Ihr Lächeln war keck und sehr weise. »Die normalen Firvulag sind fähig, unsere Verkleidungen zu durchschauen. Sie hätten sich nie eine Braut in Rot erwählt, weißt du. Und ihr armen menschlichen Männer ... wir wissen, wie wenige eurer Frauen durch das Zeitportal gekommen sind, und die meisten davon sind immer noch von den Tanu versklavt. Was könnte richtiger sein als dies?« Sie streckte die Hände nach seinem Gesicht aus und küßte ihn leidenschaftlich. Tony spürte, daß er trotz seines Wissens reagierte und sein Glied sich aufrichtete. »Der liebe Lord Greg-Donnet sagt, die erste Kreuzung wird normal aussehende Mischlinge hervorbringen. Danach können Gen-Manipulationen vorgenommen werden, um die mutierte Erbanlage zu verändern.«
    »Die erste - Kreuzung?« entfuhr es ihm. Die Wiese war voll von goldenen Blumen und aufsteigenden Lerchen.
    »Und unser Kind wird immun gegen das Blutmetall sein, ganz wir ihr Menschen. Ist das nicht eine hübsche Zugabe?«
    »Uh«, ächzte er und versuchte sie zu sich herabzuziehen.
    Doch sie zog ihn lachend auf die Füße. »Genug«, sagte sie. »Nun eilt alles nach Nionel zum Festschmaus des Maimorgens zurück. Wir wollen doch nicht zu spät kommen, oder?«
    »Nein ...«
    »Du wirst Mama und Papa lieben«, setzte sie hinzu. »Und Nionel wirst du auch lieben. Laufen wir!«
    Hand in Hand rannten sie über das weiche Gras. Tony dachte: Was soll ich dem armen alten Dougal erzählen? Aber dann sah er andere Paare am Stadttor zusammenströmen, und unter ihnen war ein großer Mann mit einem ingwerfarbenen Bart, der einen Ubermantel mit einem goldenen Löwenkopf trug und von einer weiteren entzückenden kleinen Frau in

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