Kein König von Geburt
Gegner im Großen Wettstreit: Kuhal Erderschütterer! Der Mann, den wir bestimmt für tot gehalten hatten.«
»Tés Zehennägel!« rief der König aus. »Das sind schlechte Neuigkeiten. Der Kampf zwischen Kuhal und Medor ist unentschieden ausgegangen, und seine PK ist ...«
»Gleich Null«, fiel der Oger-Champion ein und grinste um einen halb verspeisten Singvogel herum. »Fian, sein Zwilling, ist gestorben, und Kuhal ist ein mentaler Krüppel. Er verbringt immer noch den größten Teil des Tages in der Haut. Ich vermute, Aiken hat die Gruppe aus Afaliah gezwungen, ihn mitzuschleppen, damit er an der Krönungsfarce teilnehmen kann, die am dritten Festtag stattfinden soll. Schließlich ist Kuhal Mitglied der Hohen Tafel, wißt ihr. Aber für uns stellt er eine ebensolche Bedrohung dar wie ein neugeborenes Dik-dik. Reich mir mal das poschierte Mark und die Lachs-Mayonnaise rüber!« Mimee von Famorel verzog das Gesicht. »Deine Leber wird einen Monat brauchen, um sich zu erholen.«
»Na und?« gab Medor zurück. »Der Krieg wird nicht vor dem Herbst beginnen.«
»Ruhig!« zischte Sharn. Sein dämonischer Aspekt überkam ihn, der drei Meter große Albino-Skorpion mit den glühenden inneren Organen. Er verpaßte dem unvorsichtigen Medor einen mentalen Schlag, daß der Champion von seinem Sitz ins Gras fiel, sich krümmend vor Schmerz und Schreck und mit Mayonnaise bekleckert. Sharns Körper kehrte in den Normalzustand zurück. Er betrachtete den Gnomenrat mit finsterer Miene. »Niemand kennt den Tag, an dem der Letzte Krieg beginnt. Ich nicht. Ihr nicht. Ihr werdet nicht einmal untereinander davon sprechen. Niemals daran denken! Habt ihr verstanden?«
»Ja, Hochkönig«, antworteten die anderen. Drüben am Tisch des Mai-Königspaares ging ein Feuerwerk aus sprühenden Leuchtkugeln los. Es kündigte das Ende des Mondscheinschmauses und den Beginn der Nacht der geheimen Liebe an.
»Holt euch jetzt eure Maskeradenkostüme und werdet nüchtern!« befahl Sharn. »Ayfa und ich treffen uns mit euch in einer Stunde am Fuß des Maibaums.«
»Du siehst ... lächerlich aus«, sagte Kuhal. »Aber stilgerecht.«
Culluket zuckte die Achseln. »Ich halte es für eine originelle Verkleidung.«
Sein Ausdruck hinter der Totenkopfmaske war für seinen Bruder deutlich zu erkennen. Angesichts der idiotischen Scharade, die draußen auf der Tanzfläche stattfand, war Culls spöttisches Lächeln zu verstehen. Aber Aufregung?
»Du überraschst mich, Inquisitor. Ich hatte geglaubt, du seist über die einfacheren Arten der Sinnlichkeit hinaus.«
»So ist es. Heute nacht ist jedoch eine besondere Gelegenheit.«
Der Tod verschränkte seine schwarzumhüllten Arme mit den aufgemalten Knochen und betrachtete die Szene. Die Ballmusik wurde immer erotischer, die Tänzer verrückter und hemmungsloser. Die Jungen, die das künstliche Stimulanz sowieso nicht brauchten, sonderten sich bereits paarweise ab und entschlüpften durch die Bäume in Richtung der Liebeswiese. Sogar die der Tradition verhafteten Tanu, die sich widerwillig zu der Maskerade bereitgefunden hatten, schienen sich der dionysischen Atmosphäre zu ergeben. Dieser flatternde purpurfarbene Nachtfalter konnte keine andere sein als die verehrungswürdige Morna-Ia. Und die stämmige, verhüllte Gestalt mit Pantherkopf, die schamlos mit zwei Mädchen umhersprang, hatte eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem Handwerksmeister. Aiken Drum befand sich natürlich mitten im Gedränge und trug, wie konnte es anders sein, die farblich geteilte Tracht eines mittelalterlichen Hofnarren. Seine Maske war mit einer obszön langen Nase ausgestattet, die ihre eigene Libido zu haben schien.
»Und übermorgen«, bemerkte Kuhal, »werden wir ihn zum König ausrufen! Die Göttin verzeihe uns! Und du gehörst zu denen, die ihn mit allen Kräften unterstützt haben, redigierender Bruder. Du, ein Senior-Mitglied der Heerschar! Ich habe wenigstens die Entschuldigung einer Gehirnbeschädigung. Aber du bist ungeachtet all deiner Temperamentausbrüche ein Muster gletscherhafter Rationalität. Das ist kein König von Geburt. Er kommt aus der Gosse! Und trotzdem akzeptierst du seelenruhig diesen Emporkömmling - dienst ihm sogar! Es war allgemein bekannt, daß zwischen dir und Nodonn eine Entfremdung eingetreten war. Aber daß du einem Geringen Treue gelobst - das verleugnet wirklich alles, wofür die Heerschar Nontusvels ein Symbol war.«
Der Tod lachte. »Wer ist von unserer großmächtigen Heerschar noch
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