Kein König von Geburt
befand, gab seinem Ehrgeiz einen Anstrich von Legitimität. Den ritterlichen Bräuchen der Tanu entsprechend, würde es Aiken erlaubt werden, gegen Nodonn zu kämpfen, Speer gegen Schwert, sofern es ihm gelang, während des Großen Wettstreits eine ausreichend große Zahl von Anhängern um sich zu versammeln.
Da entstand für Aiken eine Bedrohung aus einer ungeahnten Quelle. Sein Freund Stein schmachtete im Gefängnis mit Sukey, und eine Fehlgeburt hatte ihrem und Steins Sohn das Leben gekostet. Nun verlor Stein unter dem schädlichen Einfluß seines grauen Reifs langsam den Verstand. Gleichzeitig begann sich der von Gomnol errichtete mentale Block aufzulösen. Es sah so aus, als werde Stein unwissentlich Aikens Verbindung mit den Saboteuren und seine Verschwörung mit dem verstorbenen menschlichen Lord Koerzierer verraten.
Aken widerstand der Versuchung, Stein und Sukey zu töten. Statt dessen bat er Mayvar, das Paar aus Muriah wegzuschaffen, hinaus aus der Reichweite des mentalen Schnüffelns der Heerschar. Mayvar versprach es ihm und suchte dann ein Treffen der heimlichen Friedensfaktion auf, die hoffte, Aiken werde die Königswürde erringen und dem Vielfarbenen Land eine neue Ära des Friedens und der Zivilisation bescheren.
Außer Mayvar gehörten der Friedensfaktion die an der Hohen Tafel sitzenden Mischlinge Bleyn, Alberonn und Katlinel die Dunkeläugige an (Katlinel verkündete, sie sei mit keinem anderen als Sugoll, dem Herrscher der Heuler, verlobt), Dionket Lord Heiler, Creyn und zwei verbannte Tanu-Recken, die beim bevorstehenden Großen Wettstreit besondere Rollen spielen mochten. Einer von ihnen war Leyr, Vater des Mischlings Katlinel. Er war Lord Koerzierer gewesen, bis Gomnol ihn verdrängte. Jetzt, wo Gomnol tot und sein Amt vakant war, wollte die Heerschar Imidol als Präsidentschaftskandidaten aufstellen. Die Friedensfaktion drängte Leyr, den jungen Imidol herauszufordern, damit die Koerzierer-Gilde nicht unter der Kontrolle der Heerschar gerate. Leyr war viel älter, aber es war bekannt, daß Imidol schwächer als Gomnol war, so daß Leyr eine kleine Chance hatte. Der andere verbannte Tanu, der an dem geheimen Treffen teilnahm, war Minanonn der Häretiker. Vor fünfhundert Jahren war er Schlachtenmeister gewesen. Seine pazifistische Überzeugung widersprach jedoch der barbarischen Kriegsreligion der Tanu, und so war Minanonn gezwungen worden, tief hinein in die Pyrenäen ins Exil zu gehen. Die Friedensfaktion hoffte, Minanonn werde, falls Aiken den Schlachtenmeister Nodonn schlug, gegen Kuhal Erderschütterer um die Präsidentschaft der Psychokinetischen Gilde kämpfen. Minanonn weigerte sich, seinen Prinzipien untreu zu werden. Leyr dagegen erklärte sich bereit, gegen Imidol anzutreten.
Später in dieser Nacht wartete Elizabeth neben ihrem großen Heißluft-Ballon auf Creyn. Er wollte Stein und Sukey zu ihr bringen, und der Ballon würde sie alle drei in sicheres Gebiet tragen. Dann erschien der Tanu-Redakteur, und er hatte nicht zwei, sondern drei Personen bei sich. In seinem Wagen lag Felice, bewußtlos zusammengekrümmt. Creyn hatte sie in einer Nachbarzelle gefunden, dem Tod nahe, nachdem sie von Culluket gefoltert worden war. Felice trug jetzt, wie Stein, einen grauen Reif. Aber Sukey hatte man eine eiserne Zange mitgegeben, mit der sie die Geräte entfernen sollte, sobald sie vom Boden abgehoben hatten.
Das Problem war allerdings, daß die Ballon-Gondel nur drei Personen trug.
Elizabeth war wütend und verzweifelt. Brede und Dionket hatten sie angefleht, bei ihnen zu bleiben. Da seien wichtige Aufgaben, die allein eine metapsychische Großmeisterin wie sie übernehmen könne. Elizabeth wollte die Verantwortung nicht - vor allem dann nicht, wenn es bedeutete, daß die Heerschar niemals mit Versuchen, sie zu töten, aufhören würde. Nun sah sie die elende Felice, Stein und Sukey vor sich und fühlte sich im Spinnennetz der Schiffsgattin gefangen.
Schließlich schickte Elizabeth die drei befreiten Gefangenen in ihrem Ballon weg. Sie selbst suchte Bredes Raum ohne Türen auf und zog sich in einen feurigen mentalen Kokon zurück, der sie vor den Gedanken aller anderen isolierte.
Der erste Tag des Kampfes begann.
Es war ein Tag unblutiger sportlicher Ereignisse und Zeremonien. Mercy kam, um zusammen mit Bryan, der buchstäblich aus Liebe zu ihr starb, den spannenden Wettkämpfen zuzusehen. Dann ließ sie ihn allein und forderte den alten Aluteyn Handwerksmeister zum Kampf um die
Weitere Kostenlose Bücher