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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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werden?«
    Sie war an den Tisch getreten und stand vor Marc mit verzerrtem Gesicht, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Obwohl Steinbrenner vor einer Stunde eine heroische Redigierungsarbeit an ihr vorgenommen hatte, war sie angespannt wie eine zu hoch gestimmte Saite. Aus seinen eigenen Tiefen heraus betrachtete der Engel des Abgrunds ihre Drohung und reagierte gnädig. Helayne brach in Steinbrenners wartenden Armen zusammen, umgeworfen von einer einfachen motorischen Lähmung mit gleichzeitigem Verstummen, aber ihr Hörvermögen war intakt geblieben. Der Arzt legte sie auf eine Couch. Dalembert und Warshaw stopften ihr Kissen in den Rücken.
    »Es wird eine schwere Entscheidung für uns alle sein, Helayne«, sagte Marc. »Du liebst Leila und Chris und den kleinen Joel, und Ragnar liebt Elaby, und die Keoghs lieben Nial, und Peter und Jordy und Cordelia lieben ihre Kinder und Enkel.«
    Du auch, klagten ihre Gedanken ihn an.
    »Ich auch«, gab Marc zu. Er schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. Ein Fensterflügel stand ein bißchen auf, und Nachtfalter kamen herein und umkreisten die Lampen. Er drehte die Klinke zu, tötete ganz nebenbei die Insekten und lehnte sich gegen einen Verandapfeiler, die Hände in die Taschen gesteckt.
    »Cloud und Hagen sind alles, was mir von Cyndia geblieben ist. Es war notwendig, daß ich sie hierher mitbrachte, um mein Exil zu teilen. Falsch, aber notwendig.« Sein Blick wanderte über die anderen hin. »Genauso falsch, aber menschlich und verständlich war es, daß ihr übrigen hier im Pliozän Nachkommen gezeugt habt. Wir hofften, wir könnten unseren Traum Wiederaufleben lassen, ihn an die Jungen weitergeben. Darin haben wir alle versagt - und ich doppelt, indem ich keine Welt gefunden habe, die zu unserer Rettung kommen könnte.«
    »Dazu ist immer noch Zeit«, meinte Patricia. »Jahrhunderte, wenn wir uns entscheiden, sie zu benutzen! Wenn wir den Mut haben.«
    »Wir haben unseren Mut in der Rebellion bewiesen!« fuhr Jordan Kramer sie an. »Meine erste Familie starb auf Okanagon, falls du es vergessen hast, und Dalemberts Sohn war in der Zwölften Flotte. Halte uns keine Vorträge über Mut, Castellane! Was die Liebe angeht, so wissen wir, daß du unfähig bist ...«
    »Jordy!« sagte Marc. Eine geschwungene Braue hob sich. Kein mentaler Stoß war notwendig, um die Tirade des Physikers abzuschneiden. Mit elendem Gesichtsausdruck wandte Kramer den übrigen den Rücken zu und starrte in die Nacht hinaus.
    Ragnar Gathens langsame Stimme kam aus einer schattigen Ecke. »Die Sternensuche war eine großartige Idee; eine, die uns Hoffnung gab und dies Exil erträglicher machte. Aber die Kinder ... sie haben dich nie so kennengelernt wie wir, Marc. Wenn sie nun eine Möglichkeit sehen, sich von dem Gift zu befreien, das wir für sie ausgewählt haben, müssen sie sie ergreifen.«
    »Wenn das Zeitportal sich wieder öffnet«, stellte van Wyk fest, »sterben wir. Oder unsere Persönlichkeiten werden nach der Demütigung eines öffentlichen Prozesses gelöscht.«
    Gathen sagte: »Elaby hat mir versprochen, daß die Kinder das Zeitportal zerstören, nachdem sie es durchschritten haben.«
    »Hagen würde anders handeln«, behauptete Marc. »Vielleicht nicht bewußt. Aber irgendwie bliebe das Zeitportal offen, und die Agenten kämen.«
    Dr. Warshaw mit dem süßen Gesicht nickte. »Marc hat recht. Und es ist nicht Marcs Sohn allein, der Rachegedanken hegt. Der einzige sichere Kurs für uns ist, sie alle zu töten.« Sie streichelte Helaynes Hand. Aus den Augen der paralysierten Frau strömten Tränen.
    »Es sieht wie die einzig logische Lösung aus«, stimmte Patricia zu. »Wenn auch nur einige der Kinder überleben und Aiken Drum die Daten für die Konstruktion von Guderians Apparat zeigen, wird er sich der Aufgabe früher oder später selbst unterziehen - mit oder ohne die Hilfe der Produktionsmaschinen, die die Kinder gestohlen haben. Ich habe die Wahrscheinlichkeit analysiert.«
    »Wir kommen zu dem gleichen Schluß wie Castellane«, sagte Diarmid Keogh. Der Geist seiner Schwester Deirdre projizierte das gnadenlose Bild des konzertierten psychoenergetischen Feuerstoßes, zu dem sie sich alle würden vereinigen müssen.
    Der Anführer der Metapsychischen Rebellion hielt den Blick, ohne etwas zu sehen, auf die Hauswand gerichtet. Ostwärts. »Es gibt eine andere Möglichkeit. Eine riskante.«
    Nervenzerreißende Stille.
    »Ich sehe sie«, sagte Marc. »Das Mehrzweckfahrzeug bewegt sich

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