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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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lang gelegen hatte. Wirklich, er mußte das Zeug mit einem angenehmeren Geruch versehen.
    Marc. Darf ich hereinkommen?
    Das krampfartige Gefühl im Magen, von dem er durch die Routinearbeiten nur vorübergehend abgelenkt worden war, meldete sich von neuem. Zeit für die schlechten Nachrichten.
    Er stieg aus der Rüstung und schickte sie ins Lager. Die Tür des Kuppelraums öffnete sich, und da war Patricia. Sie hielt zwei hohe geeiste Gläser, mit Limonenscheiben garniert, in den Händen und trug ein rückenfreies Abendkleid aus hellem Blau, durchschossen mit goldenen Fäden. Sie sah viel jünger aus, und ihr Haar, offen niederhängend, hatte die Farbe von den Ahornzuckerbonbons bekommen, an die Marc sich aus seiner Kinderzeit in New Hampshire erinnerte.
    Er ließ sich ihren Kuß, kurz wie die Berührung einer schmelzenden Schneeflocke, gefallen und nahm das Glas. Der Zitrussaft mit einer Spur Alkohol beruhigte seine Kehle. Er fragte: »Wie viele sind mit Hagen gegangen?«
    »Achtundzwanzig. Alle Kinder und auch die fünf kleinen Enkel. Sie haben sämtliche Mehrzweckfahrzeuge mitgenommen und alle Boote auf der Insel, die länger als sechs Meter waren, zertrümmert.«
    »Ausrüstung?«
    »Fünf Tonnen verschiedener Waffen, den tragbaren Sigma-Generator, sämtliche mechanischen Gehirnschirme, eine sehr merkwürdige Auswahl von Produktions- und Verarbeitungsmaschinen und verschiedenes anderes. Sie sind vor vier Tagen aufgebrochen. Wir haben sie in den kleinen Booten verfolgt, aber Hagen und Phil Overton und der junge Keogh erzeugten eine Bö, die uns beinahe wegfegte. Und ohne dich schlug unser Versuch einer koerziblen Fern-Synthese fehl.«
    »Vier Tage.« Die dunkel umrandeten Augen wirkten hohler als je zuvor. »Sie haben es gut geplant. Inzwischen sind sie auch außerhalb meiner koerziblen Reichweite.«
    »Aber nicht außerhalb eines massierten kreativen Schubs, wenn du den ersten Anstoß gibst. An keinem Ort der Erde werden sie vor einem Psychoschuß sicher sein ... falls du dich dafür entscheidest. Natürlich setzen sie darauf, daß du es nicht tun wirst.« Patricias mentaler Aspekt war neutral. Allerdings hatte sie auch keine Nachkommen unter den Flüchtlingen.
    »Ich muß nachdenken.« Marc fuhr sich mit den Fingern durch seine feuchten, drahtigen Locken. Der Geruch nach Chemikalien, der von seinem Druckanzug ausging, störte ihn auf irrationale Weise, und wie immer nach einer Sternensuche war er ausgehungert. »Ich werde duschen und mich umziehen. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Ich habe auf dich gewartet. Du bist spät dran.«
    Das charakteristische einseitige Lächeln blitzte auf. Sie betraten den Umkleideraum. »Ich habe bei dem letzten Sternensystem getrödelt, das Unvermeidliche hinausschiebend.«
    »Du hattest es erwartet?« Ihr Gesichtsausdruck zeigte die Bestürzung, die ihr Gedankenschirm vor ihm verborgen hatte.
    »Allmählich glaube ich, daß ich es absichtlich provoziert habe.«
    Er streifte den Overall ab, stieg in die altmodische Kabine und genoß den vorprogrammierten bescheidenen Luxus: Warmes Süßwasser aus pulsierenden Nadeldüsen und flüssige Seife, Salzspray und zum Schluß die eisige Dusche. Als sie ihm das Badetuch reichte, ließ Patricia ihren Blick in einer unverhohlenen Anerkennung, die nur halb scherzhaft war, über seinen Körper schweifen.
    »Welch ein Jammer, daß du bei der Sternensuche deine Bräune verlierst. Ansonsten ... immer noch der gleiche alte grauhaarige Adonis mit den mephistophelischen Augenbrauen. Gott, wie ich sich selbst verjüngende Männer hasse.« (Und wie es mich nach deinem membrum virile gelüstet!)
    »Tut mir leid, Schatz. Eine weitere Folge der Suche. Jedenfalls im Augenblick.« (Bis ich so verrückt sein sollte, die Lebenssäfte von neuem fließen zu lassen.)
    Sie seufzte. »Zwei vergeudete Wochen im Regenerationstank, um meine verblichenen Reize aufzufrischen. Warum mache ich mir die Mühe?«
    »Du bist hinreißend. Mir gefällt das neue Haar. Hab nur Geduld.« Und sie würde Geduld haben - immer rücksichtsvoll, immer treu, und nie würde sie alles verderben, indem sie ihn liebte. Patricia Castellane, die bei Marcs Rebellion die Zerstörung ihres eigenen Heimatplaneten geleitet hatte, teilte seit Cyndias Tod, damals in der Apokalypse auf der Alten Erde, als einzige Frau sein Bett.
    »Soll ich die anderen zusammenrufen?« fragte sie.
    Er zog ein gefälteltes Hemd über. »Gut, erledigen wir das gleich. Rufe Steinbrenner, Kramer, Dalembert, Ragnar

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