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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Idiotenlampen beäugte.
    Trägheitslos stieg die Maschine ohne jedes Zittern senkrecht in die Luft. Dann flog sie langsam am Kraterrand entlang auf die Stelle zu, wo die anderen Flugzeuge geparkt waren.
    Das Funkgerät sagte: »Oho! Willkommen in der Herde, Nummer Zwei-Neun. Seid ihr jetzt vollkommen in Ordnung?«
    »Behalte uns auf dem Schirm, Pongo!« erwiderte die Baronin lakonisch. »Wir sind gerade dabei, es herauszufinden.«
    Die Landschaft außerhalb des Fliegers verschwand als verwischter Fleck. Der Himmel verwandelte sich in weniger als zwei Sekunden von Kobalt über Purpur zu Schwarz. Die Leute auf dem Flugdeck fühlten weder eine Bewegung noch eine Beschleunigung. Nur die springenden Ausblicke vor den Bullaugen und die fremdartigen Instrumente verrieten, daß sie jetzt mit einer Geschwindigkeit von nahezu 12000 Stundenkilometern durch die äußersten Schichten der Erdatmosphäre reisten und entsprechend dem gefühlvollen Umgang der Baronin mit Steuerknüppel und Drosselpedalen komplizierte Zickzack-Manöver vollführten.
    Sie fielen nieder und glühten beim Wiedereintritt auf. Es ging auf den Kratersee nördlich der pliozänischen Donau zu, dem Ort, wo Bredes Schiff vor tausend Jahren abgestürzt war.
    Jetzt verwandelte sich die stumpfschwarze Flugmaschine von einem Geschoß in einen Vogel. Mit zum Gleiten voll ausgebreiteten Schwingen schoß sie so anmutig wie eine Schwalbe über das Wasser. Unten am südlichen Rand des Sees standen achtundzwanzig langbeinige Flieger, die Flügel hängend, die spitzen Schnauzen gesenkt, als meditierten sie. Weiter westlich und nördlich gab es Stellen, wo der Kraterrand zerrissen und vernarbt und teilweise eingebrochen war und Bruchstücke verbogenen Kerametalls aus der verbrannten Maquis-Vegetation hervorragten. Einige der Flieger waren beim Test abgestürzt. Einer war schon beim ersten Einschalten explodiert. Andere waren in einem Zustand gewesen, der eine Reparatur unmöglich machte. Man hatte sie ausgeschlachtet und in den See geworfen. Von den zweiundvierzig Rho-Schiffen, die Basils Höllenhunde vor einem Monat gefunden hatten, wurde dank der Beharrlichkeit Betsys und seiner Mannschaft dies neunundzwanzigste als letztes gerettet. Die Arbeit an den exotischen Fliegern hatte das Leben von zwei Piloten und vier Technikern gekostet, und Seumas Mac Suibhne, ein dem Trunk ergebener Ingenieur, war eines Abends nach einer langen Schicht aus einer Bauchluke gefallen und hatte sich beide Beine gebrochen.
    Alles in allem war die Expedition bis jetzt ein überraschender Erfolg gewesen.
    »Sie fliegt. Wir kommen«, sprach die Baronin ins Funkgerät. »Hier landet Zwei-Neun.«
    »Roger, Charly. Und hurra. Wir waren überzeugt, ihr würdet bei dieser Maschine aufgeben müssen.«
    Betsy seufzte tief und ließ sich über das zweite Funkgerät hören: »Das habe ich wirklich auch gedacht, Pongo. Wenn Dimitri nicht diesen Bypass auf den tertiären MHD vorgeschlagen hätte, hockten wir immer noch am Boden. Mir stand es schon bis oben, an diesen barbarischen Klunkern herumzubasteln.«
    »Wir wußten, wenn es irgendwer schafft, dann du, Betsy«, erklang eine neue Stimme.
    »Bist du das, Basil?« fragte die Baronin. Das Rho-Schiff stieg senkrecht auf die sitzende Herde seiner Gefährten nieder.
    »Ich habe dich mit dem Fernrohr beobachtet, Schätzchen«, antwortete Basils Stimme. »Großartige Show. Wir bereiten ein Ehrenbankett für euch vor. Extrawilder Knoblauch in dem alten Antilopen-Stew.«
    Ookpik gab einen erstickten Laut von sich.
    »Das letzte Vögelchen hat das Nest verlassen«, murmelte die Pilotin. Mit einem leichten Ruck setzten die von dem Kraftfeld umhüllten Landestützen auf. Rauch erhob sich von dürren Grasbüscheln, die das Netz aus purpurner Energie in Brand gesetzt hatte. Dann senkte sich der Schwanz, und die Nase kippte nach unten. Die Baronin stellte das Rho-Feld und die übrigen Systeme ab, saß da und starrte mit geistesabwesendem Lächeln auf das tote Kontrollbrett. »Vorbei. Zu schade.«
    Betsy klopfte ihr aufmunternd die Schulter. Ookpik öffnete bereits die Bauchluke. »Komm, Charly, Liebe! Wir dürfen unseren edlen Führer nicht warten lassen. Ich sterbe vor Neugier, wo er unsere ganze Luftflotte verstecken will.«
    »Wenn ich nur hätte weiterfliegen können«, murmelte die Baronin. »Für immer weg aus diesem wahnsinnigen Land! Auf die andere Seite des Planeten. Zum pliozänischen Australien oder China, wo es keine Tanu und Firvulag und verrückte Knirpse

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