Kein König von Geburt
Karawane aufbrechen können, die von Fort Rostig abgehen sollte - und wäre verschwunden, ohne daß jemand etwas ahnte.
Aber die Heuler hatten die Mine »Eiserne Jungfrau« angegriffen, bevor die Karawane abreiste. Und jetzt wußte Tony, daß er sterben würde ...
Als rara avis des Pliozän, ein Metallurg und geistig völlig gesunder Ex-Silberner (seine psychokreativen Fähigkeiten waren bescheiden; er verdankte seinen hohen Status unter den Tanu einer verbesserten Raffinierungstechnik, die von ihm in der Barium-Mine zu Finiah eingeführt worden war), hatte Tony von seinen neuen Vorgesetzten im Führungskomitee der Geringen strengen Befehl erhalten, lebensgefährliche Situationen zu meiden. Mußte er in den Eisendörfern Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, reiste er für gewöhnlich nur bei Tageslicht, wenn feindliche Fremde selten unterwegs waren. Sir Dougal, der ihm von Old Man Kawai zugewiesene kräftige Leibwächter, folgte ihm überallhin wie ein Schatten. Dougals exzentrische Art, den mittelalterlichen Ritter zu spielen, wurde mehr als aufgewogen durch die fanatische Hingabe an sein Amt und sein Geschick mit dem zusammengesetzten Bogen. Und, um die Wahrheit zu sagen, Tony war auch dankbar dafür, daß es wenigstens noch eine Person gab, die ihn mit »Lord« anredete. Die meisten der in den Eisendörfern arbeitenden Geringen verfolgten eine offensive Gleichmacherei, wenn sie nicht gar Verachtung für einen deklassierten Silbernen wie ihn hegten. Er hatte mit den Tanu kooperiert - und das freiwillig. Folglich war er ein Verräter an der menschlichen Rasse.
Nicht etwa, daß irgendwer wagte, es Tony ins Gesicht zu sagen! Weit davon entfernt, denn seine Talente waren unschätzbar. Wenn die freien Menschen der Vogesen-Wildnis - Geringe und Finiah-Flüchtlinge, jetzt vereinigt - der Versklavung durch die Tanu, der Bedrohung durch die Heuler und einem möglichen V errat der Firvulag entgehen wollten, war die Eisenproduktion eine strategische Notwendigkeit. Das »Blutmetall« wirkte giftig auf alle Zweige der außergalaktischen Rasse, die das pliozänische Europa mit der bedrängten Menschheit teilte, und der Einsatz eiserner Waffen war ein Schlüsselfaktor bei der Zerstörung Finiahs durch eine Allianz aus Geringen und Firvulag gewesen. Tony Wayland hatte bei diesem menschlichen Triumph einen der Hauptpreise dargestellt. Die meisten anderen silbernen Zivilisten waren sicher auf Tanu-Gebiet geflogen worden, als Lord Velteyn seine dem Untergang geweihte Stadt evakuierte. Aber Tony hatte Pech gehabt.
Eine grinsende Bande von Geringen hatte ihn in flagranti im Freudendom von Finiah erwischt, nach einem Amüsement mit einer Tanu-Schönen zu benebelt, um die Raketen, die in seinem Kopf losgingen, von dem Lärm der Götterdämmerung Finiahs zu unterscheiden. Also führten sie ihn ab, zerrten ihn vor ein Tribunal der Geringen und stellten ihn wie jeden anderen reiftragenden Menschen, der in Finiah festgenommen worden war, vor die Wahl: Lebe frei oder stirb. Tony, durch und durch Pragmatiker, hatte den Verlust seines silbernen Reifs und die folgenden Wochen qualvoller psychischer Umstellung auf sich genommen. Allein er hatte weder vergessen noch vergeben. Nur die noch größere Katastrophe, die die Tanu-Hauptstadt Muriah vernichtet und den Großteil des herrschenden Adels auslöschte, hatte verhindert, daß er nicht sofort zu den Tanu gelaufen war. Die Große Flut hatte ein solches Chaos hinterlassen, daß es ihm schwerfiel, zu entscheiden, wo seine beste Chance lag. Fort Zwiebelfluß und die anderen Graureif-Wachen an der Straße zur Torburg hatte man längst aufgegeben. Die Festung selbst, nutzlos jetzt, wo das Zeitportal geschlossen worden war, sollten die Firvulag übernommen haben. Die Kleinen Leute hatten auch die Zitadelle von Burask an der gefährlichen Weststraße besetzt, die nach Armorica und Goriah führte.
Tony blieb kaum eine andere Wahl, als in den Vogesen bei der freien Menschheit zu bleiben. Er tat, als vertrete er mit ganzem Herzen die Sache der Aufrührer, obwohl das Leben in den erst kürzlich gegründeten Eisendörfern entlang der Mosel ein schrecklicher Abstieg nach dem raffinierten Luxus von Finiah war.
Es waren sechs Siedlungen mit einer Gesamtbevölkerung von rund 400 - hauptsächlich Männern. Fünf Dörfer scharten sich in der Nachbarschaft der zukünftigen französischen Stadt Nancy zusammen. Ihre Namen waren Eiserne Jungfrau, Roteisenerz, Haut-Fourmeauville und Vulkan. Jede förderte das Erz
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