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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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im Tagebau und besaß eine einfache Schmelzerei innerhalb eines festen Palisadenzauns. ln der Eisernen Jungfrau, der größten, wurde das von den anderen produzierte Eisen gelagert. Das Dorf grenzte an einen von einer Holzkrankheit vernichteten Nadelwald. Auf Tonys Vorschlag hin wurde hier nebenher auch das Harz der Bäume zur Herstellung von Teer, Pech und Terpentin verwertet. In Vulkan und Haut-Fourmeauville gab es kleine primitive Gebläseöfen und Walzwerke. Flußabwärts und südlich von diesem Quintett, ungefähr in der Mitte zwischen ihnen und dem Hauptquartier der Geringen bei den Verborgenen Quellen, lag 90 Kilometer entfernt Fort Rostig, die größte neue Siedlung. Hier vor allem befanden sich die metallverarbeitenden Werkstätten, wo die Masseln und Stangen in Waffen umgewandelt wurden. Im Fort gab es auch eine Kalkbrennerei und mehrere Holzkohleöfen. Das benötigte Rohmaterial wurde ebenso wie Lebensmittel und anderer Bedarf auf Flößen die Mosel hinunter zu den Bergbau- und Schmelzstädten gesandt. Karawanen aus Zug-Chalikos und giraffenartigen Helladotherien brachten das Eisen nach Fort Rostig.
    Das alles bestand erst kurze Zeit, und so waren noch wenige Anstrengungen gemacht worden, Eisenwaffen an andere Gruppen von Geringen zu exportieren. Aber Nachricht hatten sie erhalten. Und während der ganzen Regenzeit waren unerschrockene Expeditionen vom Pariser Becken und von den Hohen Helvetiden und sogar von Bordeaux und Albion in die Vogesen geschlichen und hatten ihren Anteil am Blutmetall verlangt. Die Neuankömmlinge wurden zur Arbeit angestellt -sie mußten ein paar Wochen lang Kalk stoßen oder die unersättlichen Koksöfen schüren. Dann wurden sie mit Roheisen bezahlt und durften, zur Waffenherstellung gerüstet, in ihre eigenen Verstecke zurückkehren.
    Den ganzen Winter, seit dem letzten November, hatte Tony Wayland zwölf und vierzehn Stunden pro Tag geschuftet. Er war ein Ein-Mann-Ausbildungsprogramm, ein Analyse-Labor, Produktionsüberwacher, Qualitätskontrolleur und überall der rußfleckige Feuerwehrmann. Jeder lobte ihn, aber niemand war sein Freund, ausgenommen der geisteskranke Dougal, der immer wieder aus seiner Rolle des fahrenden Ritters fiel, ganz wie ein Shakespeare-Darsteller, der andauernd den Text vergißt. Tony konnte nur in Geduld auf einen günstigen Zeitpunkt warten, wenn die politische Situation im Vielfarbenen Land sich erst einmal geklärt hatte.
    Durfte man den Gerüchten glauben, die die letzte Gruppe von Eisensuchern mitgebracht hatte, war es bald soweit. Es hieß, ein menschlicher Emporkömmling habe sich selbst zum Herrscher der reichen Domäne von Goriah in der Bretagne erklärt, die dem verstorbenen Nodonn Schlachtenmeister gehört hatte. Es gab Hinweise, daß dieser Usurpator von den demoralisierten Überresten der Hohen Tafel akzeptiert, ja sogar willkommen geheißen wurde. Er wolle die Witwe des Schlachtenmeisters heiraten, hieß es, er wolle die reifentragende Menschheit zu einer neuen Aristokratie erheben! (Und wie hatte der Hals des armen Tony bei dieser letzten Neuigkeit gejuckt, und mit welcher Sehnsucht hatte ihn die Erinnerung an die Ekstasen seines verlorenen Reifs erfüllt!)
    Als die Regenzeit sich ihrem Ende näherte, begann Tony mit dem Pläneschmieden. Wenn die Geringen von der oberen Laar mit ihrer Arbeit fertig waren und Fort Rostig mit einer Ladung aus Äxten, Messern und eisernen Pfeilspitzen verließen, konnte er ihnen vielleicht heimlich folgen und sich absetzen, sobald er weit genug von den Vogesen entfernt war und die Verfolger, die ihm bestimmt nachgeschickt wurden, es satt bekamen und nach Hause gingen. Der treue, niemals Fragen stellende Dougal würde mitkommen; dazu brauchte er nur seine Lehnsherren-Nummer abzuziehen. Und hatten sie einmal die Laar erreicht, konnten sie sie bis zum Atlantik hinunterfahren, wo sie sich praktisch oberhalb von Goriah befanden. Tony zweifelte nicht daran, daß er und Dougal von dem neuen menschlichen Monarchen mit Freuden aufgenommen werden - und schimmernde goldene Reifen erhalten würden ...
    Alles wäre nach Plan gegangen, und jetzt saß er wegen dieses Heuler-Angriffs in der Scheiße.
    Ein kürbisgroßer Stein rollte durch die Senke und den zerbrochenen Palisadenzaun. Er donnerte wie eine Kanonenkugel gegen die Wand des Blockhauses.
    »Verdammt, Leute, sie sind immer noch außer Reichweite der Armbrüste!« Der Vorarbeiter der Mine, ein Hinterwäldler mit eckigem Kinn, Orion Blue genannt, hustete und

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