Kein König von Geburt
den Armen, die sie letzten Monat erwischten.«
Dougal senkte die Spitze des Dolchs, bis sie auf Tonys Kehlkopf zeigte. »Sprecht nur ein Wort, Milord. Vor dem Thron Aslans werden wir uns Wiedersehen.«
»Schluß damit!« Der Metallurg drückte sich gegen die östliche Wand und hielt dem Ritter seine Armbrust hin. Nach einer Pause steckte Dougal die Klinge in die Scheide und ergriff mit höflicher Verbeugung die Armbrust. Tony redete ihm zu: »Wir haben immer noch die Armbrustschützen, Sir Dougal, auch wenn sie nicht die gleiche Reichweite haben wie Ihr mit Eurem zusammengesetzten Bogen. Und die Baumstämme mögen sich biegen, aber sie halten noch. Fort Rostig und die anderen Dörfer müssen sich inzwischen gesagt haben, daß wir in Schwierigkeiten sind. Wir haben das Signal um zehnhundert Uhr nicht gegeben. Wenn wir aushalten, bis sie Verstärkung schicken ...«
»Träum weiter, Wayland«, bemerkte ein Bergmann bitter. Ein anderer Mann saß zusammengekrümmt, den Kopf zwischen den Knien, und bebte vor lautlosem Schluchzen. Hamid, der das Terpentin-Werk leitete, konsultierte seinen Armband-Kompaß, um sich über die Richtung zu vergewissern, wo sechs Millionen Jahre in der Zukunft Mekka liegen würde, warf sich nieder und begann seine Sterbegebete.
Orion Blue trat an eine der Öffnungen in der Ostwand, die auf die Mosel hinausgingen, und suchte das nebelverhangene Wasser mit einem kleinen Fernrohr ab.
»Höllenfeuer und weiße Blitze!« rief er aus und sprang von dem Guckloch zurück, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. »Und ob da etwas kommt! Aber es ist klar wie dicke Tinte, daß es keine Truppen von Rostig sind.«
Alle außer Hamid und dem weinenden Bergmann drängten sich um das Guckloch. Ein großes Floß näherte sich dem Landesteg. Es trug einen hohen hölzernen Apparat, der Ähnlichkeit mit einem Kran oder einer Plattform auf Rädern hatte. Der obere Teil der Konstruktion hatte einen drehbaren Arm mit einem schaufelartigen Behälter am einen und einem ungestalten sperrigen Gegenstand am anderen Ende. Ein kompliziertes Netz aus Tauen verband den Arm mit dem Wagen. Das Floß machte fest. Drei monströse Heuler befestigten Taue an der hölzernen Maschine, spannten sich als Troika davor und begannen, das Ding auf das offene Tor des Dorfs zuzuziehen.
»Maledizione!« jammerte Beniamino. »Una bombarda!«
»Was, zum Teufel, ist das?« fragte Tony.
Sir Dougal studierte die Maschine mit professionellem Interesse. »Ein Mangonel. Oder könnte es ein Perrier sein? Eine Bricole? Komisch ... ich habe noch nie gehört, daß Heuler mechanische Geräte benutzen.«
»Wozu braucht man es?« brüllte Tony aufgeregt.
»Es könnte auch ein Onager sein«, mutmaßte Dougal. Ernst wandte er sich Orion Blue zu. »Darf ich mir Euer Fernglas für eine halbe Minute ausleihen?«
Der Vorarbeiter reichte es ihm wortlos. Douglas sah konzentriert hindurch und murmelte dabei halblaut vor sich hin. »Keine klassische Ballista. Hat ein Gegengewicht. Gottes Blut - ich glaube, ich hab's! Es ist ein Trebuchet!« Strahlend gab er Orion das Fernrohr zurück.
Tony kreischte fast. »Wozu - braucht - man - es?«
Der Ritter zuckte die Achseln. »Nun, es ist ein mittelalterliches Katapult. Sie werden uns erledigen, indem sie Steine auf das Dach schleudern.«
»Höllenfeuer!« ächzte Orion.
Tony sah dem Herankommen der Belagerungsmaschine fatalistisch zu. Er identifizierte das mittlere der drei Ungeheuer, die sie zogen, als »Fachan«. Es bewegte sich mit unbeholfenen Hopsern, da es nur ein einziges Säulenbein besaß. Eine armlose Hand, mehr als einen Meter breit, ausgestattet mit schwarzen Klauen, entsprang dem hühnerbrüstigen Rumpf. Der Kopf hatte ein Zyklopenauge und einen Froschmund, aus dem eine obszöne Greifzunge hing. Die Jochgefährten des Fachans waren etwas konventionellere Schrecken: Eine zwei Meter hohe Eidechse mit feurigen Karbunkelaugen und ein großes himmelblaues Warzenschwein, das auf den Hinterbeinen ging.
Das Heuler-Trio arbeitete sich bis ins Dorf vor und füllte die Luft mit Kriegsgeschrei. Ihre Gevattern auf der Anhöhe über dem Fort antworteten triumphierend.
Dann deckten sie das Blockhaus mit einer regelrechten Breitseite aus Steinen ein. Doch das erwies sich ironischerweise als Vorteil für die in der Falle sitzenden Bergleute. Durch ihre ungeheure Masse bildeten die Steine vor der westlichen Wand einen Keil, der die rollenden Geschosse nach rechts und links vom Ziel ablenkte. Bald sahen die
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