Kein König von Geburt
ja, grollend, während er sich mühte, den unbeholfenen mentalen Schirm zu verstärken, der seine Emotionen schicklich vor Elizabeth verbarg. Dieser verdammte goldene Ring. Wenn es nicht unbedingt notwendig wäre ...
Der gute alte Basil bekam Wind von seinen Seelenkämpfen, von dem drohenden Angstausbruch und der Sentimentalität, die für Elizabeth und alle anderen die Sache nur noch schlimmer machen würde. Und mit seinem professoralen Takt wandte sich Basil im intimen Modus an Creyn:
Hilf ihm! Hilf uns allen, den Deckel geschlossen zu halten!
Es gab kein sichtbares Zeichen, daß der Tanu ihn gehört hatte. Doch sofort stellten die beiden menschlichen Männer fest, daß es ihnen möglich war, ihre Befürchtungen zu beherrschen und eine zivilisierte Fassade zu zeigen, im Gesicht und ebenso in dem äußersten, dem »sozialen« Aspekt ihrer mentalen Auren. Basil praktizierte gesunden Menschenverstand. Burke, der frühere Richter, war der archetypische Rote Mann, stoisch und ernst wie aus Zedernholz geschnitzt.
Falls Elizabeth etwas von dem metapsychischen Manöver merkte, verriet sie es ihnen nicht. Sie wanderte den Balkon entlang, betrachtete die alte Holzarbeit, bewunderte die atemberaubende Aussicht. Im Südwesten trennte der weiße heraldische Balken der hohen Pyrenäen den Himmel von dem dunklen Tiefland. Die Luft war ruhig, ein bißchen drückend, mit jener außergewöhnlichen Transparenz, die in den Bergen oft einem Gewitter vorausgeht.
»Ich sehe mit meiner Fernwahrnehmung Minanonns Land«, sagte sie. »Ein Tal, ringsherum hohe Schneegipfel wie Shangri-La.«
»Bei ihm und Dionket würdest du sicherer sein«, meinte Amerie. »Und sogar oben in den Vogesen, bei uns. Wir dürfen diesem Bastard Celadeyr nicht trauen. Er kann fliegen, wie du weißt, und eine Person mitnehmen. Was soll ihn daran hindern, herzukommen und dich zu entführen? Du wärst eine sehr wertvolle Geisel. Und unser schlauer kleiner Freund Aiken Drum könnte ähnliche Pläne haben.«
Elizabeth wandte sich ihren drei menschlichen Freunden zu und strahlte eine große Welle von Trost und Zuversicht aus. Sie sagte: »Ich habe versucht, es zu erklären, warum ich nicht bei Minanonn und nicht einmal in den Vogesen bei der freien Menschheit leben kann. Ich darf keine Voreingenommenheit zeigen. Ich muß für alle Faktionen des Vielfarbenen Landes erreichbar sein, wenn meine neue Rolle erfolgreich sein soll. Und das gilt besonders für Aiken Drum und Celadeyr von Afaliah.«
Basil zog mit dem Finger die Umrisse einer grotesken Schnitzerei auf der Balustrade nach. Es war ein Koboldgesicht. »Und was ist mit den Firvulag? Sie sind jetzt fast zehnmal mehr als wir, und Sharn und Ayfa sind eine ganz andere Katzenbrut als der arme alte König Yeochee. Lady Estellas Haushofmeister Kennedy erzählte mir, man habe durch Fernwahrnehmung festgestellt, daß sich Kleine Leute von den Helvetiden in der Nachbarschaft von Bardelask sammeln. Das ist eine ziemlich kleine Zitadelle an der Rhône, etwa 80 oder 90 Kilometer nördlich vom Lac Provençal. Der Ort ist außerordentlich verwundbar, wo doch Lord Daral und die meisten seiner Ritter in der Flut ertrunken sind. Kennedy glaubt, die Firvulag planen, ungeachtet unseres auf dem Papier stehenden Friedensvertrages eine der schwächeren Städte nach der anderen zu besetzen. Sharn und Ayfa können immer behaupten, die Angreifer seien Heuler gewesen.«
»Wenn du mit uns in die Vogesen zu den Verborgenen Quellen kämst«, sagte Burke, »könnten wir dich mit Eisen schützen.«
Elizabeth legte ihre kleine Hand auf den muskulösen, narbenbedeckten Unterarm des Indianers. »Ich habe jetzt meine eigenen Methoden, mich zu verteidigen, Peo. Glaub mir! Die Firvulag werden mir nichts tun. Auch sonst niemand.«
Mit finsterem Gesicht berührte Burke in einer rituellen Geste seinen neuen goldenen Reif. »Wenn du auch nur im geringsten bedroht wirst - von irgendeiner Seite aus -, mußt du uns rufen! Wir können nicht vergessen, was Brede über dich gesagt hat.«
»Brede!« Elizabeth lachte und wandte sich von ihnen ab. »Die Schiffsgattin war immer eine melodramatische, gute alte Seele. Und sie wußte genau, wie sie uns alle manipulieren konnte!« Die metapsychische Großmeisterin drehte sich wieder um und öffnete die Arme. Sie schien die Seelen von allen dreien mit großen Schwingen zu umfangen. »Aber meine Art ist das Manipulieren nicht. Ich werde ein Magnet sein - keine höhere Gewalt.«
Amerie bat den Tanu-Redakteur:
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