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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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schießen sich ein«, stöhnte Orion. »Alles weg aus der Schußlinie!«
    Sie verteilten sich. Wild fluchend versuchte Tony, den Schaft eines Pfeils so zu ändern, daß er mit der Armbrust abgeschossen werden konnte. Einer der Männer brachte einen Lederbehälter mit Pech, und Beniamino benutzte seine Fähigkeiten als Lagerkoch, indem er schnell Feuer machte.
    Das erste Geschoß, das ins Ziel traf, brach durchs Dach, gerade als Tony das Pfeilproblem gelöst hatte. Der Raum verwandelte sich in ein Chaos aus Lärm und fliegendem Schutt. Ein stürzender Balken traf einen der Bergleute quer über die Schultern und nagelte ihn auf dem Fußboden fest. Während die Männer unter Rufen und Husten sich mühten, das Opfer zu befreien, band Tony einen mit Pech beschmierten Bausch an den Schaft und zündete ihn an. Er reichte Dougal den Brandpfeil.
    »Nur eine Chance. Genau durch das offene Fenster des Schuppens. Gib's ihnen!«
    Dougal zielte und ließ fliegen - und dann schien alles auf einmal zu geschehen. Ein weiterer Felsblock zerschmetterte das Dach genau über dem Guckloch, an dem Tony und Dougal standen. Sie versuchten, ihre Köpfe vor den niederregnenden Planken und Dachsparren zu schützen. Tony spürte, daß er fiel, es gab einen fürchterlichen Krach, ein lange andauerndes Klappern, einen wilden Chor von fernen Heuler-Schreien.
    Tony lag in einem Wirrwarr von Dachsparren wie eine zerbrochene Puppe in den Mikado-Stäbchen eines Riesen. Er hörte Orions triumphierenden Ruf und schloß daraus, daß der Brandpfeil sein Ziel gefunden hatte. Dann verlor er das Bewußtsein.
    Geschient und verbunden wachte er auf. Das Gesicht von Denny Johnson, dem derzeitigen Kriegshäuptling der Geringen, strahlte auf ihn nieder wie eine mit Pech bemalte Maske. Jafar, der Arzt von den Verborgenen Quellen, war auch da, und sogar der Chef, Old Man Kawai persönlich.
    Tony versuchte zu sprechen. Sein Mund wollte sich nicht öffnen. »Wasch paschiert?« nuschelte er.
    Der Arzt hob Tonys Kopf an, hielt ihm ein Glas Wasser mit einem Strohhalm hin und half ihm beim Trinken. »Dein gebrochener Kiefer ist verdrahtet worden. Nimm's leicht.«
    »Musch wohl.« Der Metallurg brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Kavall'rie gerade noch rechtscheitig kommen, wie?«
    Denny nickte. »Unser Boot von Fort Rostig setzte Krieger an Land, während die Gespenster versuchten, das brennende Katapult zu löschen und ihre Verwundeten zu retten. Wir haben sie alle erledigt.«
    Old Man Kawai sagte: »Du und die anderen Verteidiger, ihr habt Großes geleistet, Wayland-san. Die freie Menschheit steht tief in eurer Schuld.«
    »Verdammt teurer Schieg«, murmelte Tony müde. »Gespenschter haben dreischig, viertschig von unsch auschgelöscht.«
    Kawai beeilte sich, es ihm zu erklären. Sein gelbliches, unglaublich verrunzeltes Gesicht zitterte vor Erregung. »Die menschlichen Verluste sind beklagenswert, Wayland-san, aber die Kameraden sind nicht umsonst gestorben. Wir haben aus diesem Gefecht unschätzbare Informationen gewonnen.«
    Tony unterbrach ihn mit dem Eigensinn des Kranken. »Doogy! Wo ist Doogy!«
    Der Arzt machte sich mit einer Art Monitor zu schaffen, der auf Tonys Stirn klebte. »Er erregt sich übermäßig.«
    Tony versuchte, sich hochzusetzen. Seine Augen waren weit aufgerissen. »Der alte Doogy ischt doch nicht tot? «
    Kawai antwortete: »Sir Dougal lebt und erholt sich. Ebenso fünf weitere deiner Gefährten.«
    Tony seufzte und entspannte sich. »Gut.« Er begann einzuschlummern - doch dann riß er die Augen wieder auf und durchbohrte den alten Japaner mit seinen Blicken. »Informatschonen? Wasch für Informatschonen?«
    Denny Johnson beugte sich über das Bett. »In all diesen Monaten haben wir die Gespenster-Angriffe den Heulern zugeschrieben - den deformierten Mutanten, die das Bündnis zwischen der Menschheit und den Firvulag nie anerkannt haben. Wir glaubten, die Feinde müßten Heuler sein, weil die Kleinen Leute seit dem Fall von Finiah unsere Busenfreunde gewesen sind. Das haben wir geglaubt .«
    »Du meinscht, die Gespenschter ...«
    Kawais schwarze Knopfaugen funkelten zornig. »Die Leichen der Angreifer haben die Gestalt gewechselt und wieder ihre normale Form angenommen. Was Denny und seine Leute entdeckten, als sie Ordnung schafften, waren nicht die Überreste von Mutanten, sondern von normalen Firvulag. Unsere vermeintlichen Alliierten.« Er schüttelte den Kopf. »Madame Guderian hat den Kleinen Leuten nie getraut. Ihre Zweifel sind

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